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Die WeinkolumneKraftvoller Rotwein vom Peloponnes

Lesezeit 3 Minuten

2008 Areti Agiorgitiko Ktima Biblia Chora Pangeon, Griechenland Preis: 16 Euro www.wein-molitor.de

Das Weingut Biblia Chora von Vassilios Tsaktsarlis und Evangelos Gerovassiliou liegt in der griechischen Provinz Makedonien nahe dem kleinen Dörfchen Kokkinochori und gehört damit geografisch eher zum Balkan als zur Ägäis. Wein angebaut wurde rund um das kleine Dorf schon in der Zeit von Alexander dem Großen, der in der Region mehrere Soldatenlager unterhielt. Hier entstand in der Antike der damals begehrte Wein „Biblinos Oinos“, den unter anderem der Komödiendichter Philyllios in einem seiner Stücke selbst nach vier Jahren Amphorenlager noch als so wohlduftend beschrieb, als wäre er gerade von der Kelter gekommen.

Wegen ihrer Historie wird dieser Landstrich im Volksmund heute Biblia Chora genannt, was so viel heißt wie Biblinos Land – der Namensgeber für das Weingut. Die Region Makedonien ist für Rotwein bekannt und eigentlich dominiert von der heimischen Rebsorte Xinomavro, was übersetzt so viel bedeutet wie „saurer Schwarzer“, die gute bis rustikale Weine hervorbringt. Doch die beiden Winzer, die an den Universitäten von Thessaloniki und Bordeaux studierten, haben ihr Herz an eine andere griechische Rebsorte verloren: den Agiorgitiko.

Die in Griechenland am weitesten verbreitete Rotweinsorte kommt eigentlich aus dem östlichen Teil des Peloponnes, aus Korinthia, wo sie nach der winzigen Kapelle St. Georg benannt wurde. Am Peloponnes bringt sie die besten Ergebnisse in den kühleren Höhenlagen hervor, weshalb die Winzer auf die Idee kamen, den Anbau in Makedonien zu versuchen – auch um ihrem 2001 neu gegründeten Weingut ein besonderes Merkmal zu geben.

Ein Glücksfall, denn hier liegen die Weinberge an den Ausläufern des Gebirgsmassivs Pangeon. Dort bekommen sie nachts die frische Bergluft zu spüren, die die Reben kühlt und dafür sorgt, dass der Agiorgitiko langsam seine intensive Frucht entwickeln kann und zugleich die trinkfreudige Säure behält. Dass hier schon in der Antike guter Wein gemacht wurde, liegt auch an den besonders kargen Böden. Denn die bremsen den von Natur aus kräftigen Wuchs der Reben, die ihre Kraft deshalb in die Trauben und nicht in das vegetative Wachstum stecken.

Der Agiorgitiko, der hier entsteht, ist deutlich dunkler in der Farbe als seine Pendants vom Peloponnes. Ebenso zeigt sich ein intensiveres Aroma von Schwarzkirschen und Veilchen, untermalt mit den Noten vom gekonnten Fassausbau wie Zedernholz, Vanille und schwarzer Pfeffer. Der Wein ist angenehm körperreich, mit belebender Säure und einem kräftigen aber gezähmten Tanningerüst, was ihn auch von den weicheren, südlicheren Gewächsen unterscheidet.

Ein kraftvoller Tropfen, der nach Areti, der Tochter von Tsaktsarlis benannt ist. Sie malte als Sechsjährige das Bild, das ihren Vater auf dem Weg nach Hause zeigt und das heute mit seiner archaischen Kraft als Etikett den urtümlichen Charakter des Weines unterstreicht.