Tipps vom ExpertenDas sind die besten Äpfel

Es ist Apfelzeit!
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Lioba Lepping im Gespräch mit Hartmut Brückner, Pomologe und Vorsitzender des Bergischen Streuobstwiesenvereins.
Herr Brückner, was ist Ihr Anliegen als Apfel-Experte?
Hartmut Brückner: Mein Anliegen als Pomologe ist es, alte Obstsorten zu erhalten und zu fördern; herauszufinden, welche neueren Sorten für Hausgarten und Obstwiese ohne Chemie-Einsatz empfohlen werden können; Obstwiesen zu erhalten, zu pflegen und zu beernten; die Verwertung von Obst alter Sorten vom Hochstamm – also von der Streuobstwiese – populärer zu machen.

Apfelglück (Symbolbild)
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Welche Apfelsorten soll ich kaufen?
Brückner: Es ist immer besser, einheimisches Obst zu kaufen als importiertes, schon deshalb, um die Öko-Bilanz zu entlasten und die heimischen Erzeuger zu unterstützen. Es gibt heimische konventionelle Obstanbauer im Meckenheimer und Leichlinger Raum, die ihr Obst auf Niederstamm-Plantagen ziehen – allerdings mit Hilfe von chemischen Pflanzenschutzmitteln – und die ab Hof verkaufen, auf Märkten Verkaufsstände beschicken sowie auch den Handel beliefern. Leider werden dabei nur selten alte Sorten angeboten, meist nur neuere Sorten, die zwar wohlschmeckend süß aromatisch und überwiegend rot gefärbt sind, aber ungeeignet sind, im eigenen Garten oder auf der Obstwiese zu ziehen.
Welche nicht so supermarkt-üblichen Sorten schmecken gut?
Brückner: Zum Beispiel: Biesterfelder Renette (Westfälische Hochstammsorte), James Grieve (mittelfrühe Hausgartensorte), Jakob Lebel (verbreitete Streuobstsorte), Prinz Albrecht von Preußen (Allergiker-Apfel vom Hochstamm), Weißer Winterglockenapfel, einfach Glockenapfel (schmeckt erst ab November, eine Alternative zu Boskop, Lager- und Tafelapfel), Zuccalmaglio-Renette (Tafel- und Lagerapfel für den Hausgartenbereich), um einige wichtige zu nennen.
Was ist Ihre Lieblingsapfelsorte?
Brückner: Meine Lieblingssorte ist der Gravensteiner. Das ist ein mittelfrüher Apfel, der nicht lange hält, er sollte nach 14 Tage verwertet sein, schmeckt süß aromatisch, riecht intensiv, ist jetzt schon reif und fällt vom Baum. Der klassische Apfel schlechthin! Schwer zu bekommen, weil es im Rheinland nicht viele dieser Bäume gibt.

Frische Ernte.
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Was sind die Feinde des Apfelbaums?
Brückner: Der Apfelbaum ist am leckersten für Pilze und Insekten. Ohne Chemie werden Sie keine makellosen Äpfel züchten können. Unter den Pilzen ist besonders der Schorf zu nennen, der sich in braunen Stellen zeigt. Der Apfelwickler ist auch als Obstmade bekannt, bohrt sich Gänge bis zum Kerngehäuse. Bei wenig Fraß kann man die Stellen aber einfach herausschneiden. Wenn man nicht spritzen will, muss man halt in Kauf nehmen, dass jeder zweite Apfel einen Wurm hat. Grundsätzlich gilt: Je feuchter und kälter die Anbauregion, umso mehr Schädlinge habe ich. Bei Apfelbäumen kommt es sehr auf das Mikroklima an.
Was heißt das für unsere Region?
Brückner: Köln ist gut, Remscheid ist schlecht. Im Bergischen ist es halt kälter als in der Kölner Bucht. Manche Baumsorten sind auch widerstandsfähiger als andere. Der James Grieve etwa kann den Baumkrebs, einen weiteren Feind der Apfelbäume, besser ab als andere Sorten. Am besten lässt man sich vor dem Kauf beraten.
Welche Äpfel eignen sich zum Lagern am besten?
Brückner: Apfel-Lagersorten sind die folgenden: Boskop, Glockenapfel, Ontario, Zuccalmaglio, Winterrambur. Grundsätzlich sollte man Äpfel am besten auf Zeitungspapier im kalten Keller lagern. Den Boskop, den Weißen Winterglockenapfel und den Zuccalmaglio kann man bis ins Frühjahr lagern.
Das Gespräch führte Lioba Lepping