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Gourmet-Essen aus der KapselErst der Thermomix, jetzt der Chef Cuisine

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Der Chef Cuisine soll Gourmet-Gerichte auf Knopfdruck, ohne eigene Arbeitskraft, zubereiten können.

In der Küche gibt es immer mehr Maschinen und Technik, die das Leben vereinfachen sollen. Thermomix schnippelt, rührt und püriert nicht nur, sondern kann auch kochen, dünsten und erwärmen. Und Kaffee und Tee kommen in etwa 30 Sekunden per Knopfdruck aus Kapseln. Das Geschäft mit den Kapseln boomt, obwohl der Kaffee aus der Kapsel bei einem Gewicht von rund sechs Gramm pro Kapsel rund 60 Euro pro Kilo kostet und jede weitere Kapsel ökologisch eine Herausforderung darstellt.

Eine weitere Kapselrevolution könnte nun dazu beitragen, dass auch edles Essen bald ganz schnell gemacht ist, die Erde weiter im Kapselmüll versinkt und Gastronomen sich die Haare raufen. Ganz neu auf dem Markt: Der Chef Cuisine. Ein Küchenchef in Form eines Kapselautomaten, der Meisterstücke der Kochkunst auf Knopfdruck auf den Tisch bringen soll. Die Werbung suggeriert, dass mit dieser Maschine Gerichte möglich sind, an die man sich als Otto-Normal-Koch nicht wagen würde.

199 Euro soll der maschinelle Spitzenkoch, der einer Nespresso-Maschine fast zum Verwechseln ähnlich sieht, kosten und Gerichte wie Jakobsmuscheln auf Linsen oder Rinderfilet mit knusprigem Gemüse, Sprossen und Ingwer zaubern.

Keine geringere als Frankreichs berühmteste Köchin - die einzige Frau mit drei Michelin-Sternen - hat das Gerät erfunden. Anne-Sophie Pic ist begeistert von der Vision, hochklassige Fertiggerichte für jedermann zu ermöglichen, wie sie in einem Werbevideo erzählt.

Und so funktioniert der Chef Cuisine

Die Maschine hat verschiedene Abteile, in die die unterschiedlichen Essenskapseln eingeführt werden können. Die Zutaten werden je nach nötiger Garzeit individuell zubereitet. Ein Mikrochip in der Kapsel teilt dem Gerät die Zubereitungsart mit.

Auf der Webseite des Chef Cuisine werden unterschiedlichste Gerichte auf einer Art Speisekarte angeboten. Bestellt man ein Gericht, wird dieses vorgekocht, in die Kapsel gegeben und geliefert. Zuhause wird das Gericht dann in der Kapselmaschine fertig gegart. Eine Revolution in der Küche, zweifellos, die von Kritikern dennoch als sinnlos und unromantisch abgetan wird.

Dass Essen in der Zukunft nur noch aus Plastiktüten oder Kapseln kommt, ist in der Tat keine rosige Aussicht. Sowohl für die Romantik des Kochens als auch für die Umwelt. Auch wenn es auf der Webseite Zubehör und Tipps gibt, mit denen das Essen edel angerichtet werden kann, geht doch das Flair des Kochens, das Gefühl der Liebe und Mühe, die hinter einem jedem Gericht steckt, die glühenden Augen eines Kochs wenn sein Gericht gelingt, komplett flöten.

„Eine sehr schlechte Idee“

Auch Gastronomen in Frankreich sind alles andere als begeistert. Kritiker sagen, dass das angesehene kulinarische Erbe des Landes durch solche Gerätschaften den Bach runter geht. Der französische Essenskritiker Francois-Regis Gaudry findet das Projekt eine „sehr schlechte Idee“, berichtet die „Times“. Er sagte, dass die Menschen aufgefordert werden, „in einer hermetischen Welt, in der Fleisch aus Tüten kommt, zu leben. Wenn das so weiter geht, werden wir in 15 Jahren nicht mehr wissen wie eine Kuh überhaupt aussieht.“

Auch Umweltschützer werden sich freuen. Neben dem Nespresso-Automaten, dessen Kapseln schon tausende Tonnen Müll im Jahr produzieren, würde es zu einem noch größeren Kapselmüllproblem kommen. Dazu käme, dass der elektronische Chip in den Kapseln speziell zu entsorgen wäre. Denn er fällt unter Elektromüll. (lk)