Koch Ralf MarhenckeVon Beverly Hills nach Köln

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Udo Lindenberg, Pink, Lukas Podolski, Tina Turner und die Geissens waren schon im „Poisson“ zu Gast.

Udo Lindenberg, Pink, Lukas Podolski, Tina Turner und die Geissens waren schon im „Poisson“ zu Gast.

Mit frischem Fisch hatte Ralf Marhencke zunächst gar nichts am Hut. Aufgewachsen in Northeim bei Göttingen, begann er mit 16 Jahren seine Lehre als Koch in einem Landgasthof. Hier gab es gutbürgerliche Küche, viel Wild, Hirsch und Kaninchen. Vielleicht war es diese niedersächsische Bodenständigkeit, die den 49-Jährigen früh diesen Satz sagen ließ: „Ich will unbedingt nach Berlin und Amerika!“ Nach der Lehre wechselte er 1984 sofort in das Hotel Schweizerhof nach Berlin, kurz danach ging es weiter ins Ritz Carlton nach Laguna Niguel, Kalifornien. „Das war ein Leben! Tagsüber Sport und Surfen, abends kochen“, schwärmt Marhencke noch heute. Nach Stationen in Beverly Hills und San Francisco zog es ihn im Jahr 2000 zurück nach Deutschland – um gleich wieder ins europäische Ausland abzufliegen. Von München aus erarbeitete er mit Otto Koch das gastronomische Konzept der Robinson Clubs.

Irgendwann kam er doch: der Wunsch nach Sesshaftigkeit. Im 6000 Einwohner starken Thannhausen in Schwaben übernahm Marhencke das Restaurant „Schreiegg’s Post“ und bescherte dem kleinen Ort eine Küche, die die Spezialitäten der Region wieder zu schätzen lernte. So kam ihm nach den glamourösen Erfahrung im Ausland sein bodenständiger Karrierebeginn zugute. Die letzte Station des umtriebigen Gastronomen vor Köln war schließlich die Show „Pomp, Duck and Circumstances“ in Berlin.

2006 erreicht ihn der Anruf aus Köln. Das „Poisson“, seinerzeit von Gaston Müller geführt, war zu haben. „Ich hatte schon lange ein Auge auf den Laden geworfen und sagte sofort zu. In Kalifornien hatte ich viel mit Fisch gearbeitet, das wollte ich nun gerne weitermachen“, erzählt Marhencke. Einen Tunnelblick entwickelte er deshalb nicht. Wie im Weihnachtsmenü Fleisch und Fisch zu verbinden ist für ihn nichts Besonderes. Im „Poisson“ stehen regelmäßig Jakobsmuscheln mit Kalbsbries und Kabeljau mit glasiertem Schweinebauch auf der Karte. Auch Vegetariern erfüllt er ihre Wünsche. Trotz aller Offenheit ist für ihn aber stets klar: Man sollte bei seinem Produkt bleiben. Nur so erreicht man Qualität.“ An seinem Laden gefällt ihm auch die mittlere Größe und die offene Küche, die er schon aus den USA kannte: „Ich mag das gerne. So kann ich bei der Arbeit mittendrin sein und mich mit den Gästen unterhalten und auch mal Weinempfehlungen geben.“

Mittlerweile fühlt er sich in Köln heimisch und möchte nicht mehr weiterziehen: „Ich mag die Offenheit der Rheinländer und habe mich hier etabliert.“ Vor kurzem hat er mit dem „Poisson ImBiss“ noch einen zweiten Laden in der Innenstadt eröffnet. Die Stadt habe sich kulinarisch weiterentwickelt. „Der Kölner liebt seinen Italiener an der Ecke, aber es gibt auch viele andere gute Restaurants: Ox & Klee, Maibeck, Le Moisonnier und Alfredo zum Beispiel.“ Er glaubt, dass die Deutschen immer Fleischesser bleiben werden und Steakhäuser sich eher noch ausbreiten werden, gesteht aber ein: „Guter Fisch ist immer auch eine Preisfrage.“ Die Meere seien überfischt. Aquakultur sei jedoch möglich, wie Skandinavien und Spanien bewiesen. „Sorten wie Dorade, Steinbutt und Loup de Mer sind auch aus der Zucht gut.“

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