Restaurant in der InnenstadtMit „Henne“ hat Köln einen neuen kulinarischen Fixstern

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Henne Koch Henne

Hendrik „Henne“ Olfen in seinem Restaurant auf der Pfeilstraße.

Hendrik „Henne“ Olfen hat mir einen großen Gefallen getan: Ich kann wieder ein Restaurant aus tiefstem Herzen empfehlen. Der junge, blondbärtige Koch war einst Sous-Chef von Hans Horberth im „La Vision“; nach dessen Unfall vertrat er ihn kongenial.

Nach einigen Wanderjahren steht er nun am eigenen Herd. An seiner Seite ein Team in Küche und fabelhaftem Service, das bereits in vielen guten Häusern tätig war. Stolze 82 Plätze hat das Restaurant, in dem zuvor Sperling, Spitz und Vintage untergebracht waren, trotzdem sollte man lieber reservieren – bei gutem Wetter unbedingt im Innenhof, von dem aus man einen Blick in die Küche hat.

Tapas-System mit Fine-Dining-Speisen

Die klassische Menüfolge  Vorspeise, Hauptgang, Dessert gibt es hier eigentlich nicht. Alle Speisen haben ungefähr dieselbe Größe, man kann wild kombinieren, und wer zwischendurch Lust auf einen weiteren Gang bekommt, bestellt ihn einfach nach: Ein Tapas-System mit Fine-Dining-Speisen.

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Henne von innen

Dass Olfen in Spitzenhäusern gearbeitet hat, merkt man am gegrillten Oktopus (am Stiel), den er in rohem Brokkoli wendet und mit einer feinbitteren Olivencreme genial begleitet. Die Auster erhält eine Johannisbeere und kleingehackte Petersilienstiele als Aromabomben. Brathähnchencreme adelt den marinierten Spargel, und die Étouffée-Taube ist etwas für alle, die sonst nie Taube essen. Statt sie blutrot auf den Teller zu bringen gart Olfen sie mutig auf dem Grill, ohne dass sie dadurch trocken wird und serviert sie puristisch als Brust, Keule und Innereien-Creme, die Jus ist herrlich intensiv.

Grandios der Ora King Lachs, dessen Geschmack von Salz und winzigen Blumenkohlstücken hervorgehoben wird, und dem Sauermolke Säure verleiht. Die cholesterinbombende Buttercreme von Buchweizen ist zum Dahinschmelzen, Zitronenzesten bilden Kicks ins Säuerlich-bittere. Ehrlich, ich könnte ewig so weiter schwärmen.

Subtile, fein austarierte Kompositionen

Lunch gibt es auch, wöchentlich wechselnd fünf bis sieben Gerichte, einfaches, ehrliches Essen für die Mittagspause. Olfen macht sowieso nichts kompliziert, meist gibt es drei Hauptdarsteller bei den Gerichten, und alle dürfen zeigen, was sie draufhaben. Es sind subtile, fein austarierte Kompositionen, dabei wird der Green-Egg-Grill oft und klug genutzt.

Mein Tipp: Gehen Sie zu viert, bestellen Sie alle Speisen der Karte, und teilen Sie lustvoll. Dazu einen Wein, der von Claudia Stern fachkundig komponierten Karte. Das alles zu Preisen, die, wenn man die Qualität und hervorragende Speisenkreation bedenkt, als Schnäppchen durchgehen. Köln hat auf dieses Restaurant gewartet!

Pfeilstraße 31-35, 50672 Köln, 0221/34662647 Geöffnet Mo-Do 12-16 & 18-24 Uhr, Fr 12-15 & 18-1 Uhr, Sa 12-1 Uhr

www.henne-weinbar.de

Das haben wir gegessen

Henne Lachs

Lachs mit Blumenkohl, Bärlauchöl und Sauermolke

-Spargel, Brathähnchencreme // 7 Euro

-Kohlrabi vom Holzkohlegrill, Rhabarberchutney // 6,50 Euro

-Ora King Lachs, Bärlauchöl, Sauermolke // 9 Euro

-Belper Knolle, Tagliarini, Petersilie, Schwarzer Kampot // 8 Euro

-Oktopus gegrillt, roher Brokkoli, schwarze Olivencreme // 8 Euro

-Fjordforelle gegrillt, süßes Kümmelkraut, Pilzbutter // 9 Euro

-Étouffée Taube „Nose to tail“ // 13 Euro

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