Restaurant-KritikEssen mit Aussicht

Die Preise sind hier etwas höher als in der Innenstadt, aber der Ausblick ist nicht zu toppen.
Copyright: Martina Goyert Lizenz
Deutz – Das Restaurant wurde im vergangenen Jahr renoviert und bietet seitdem im ersten Stock eine sehr einladende Mischung aus offen gestalteter Lounge mit sehr gemütlichen Sesseln und funktional gestylten Esstischen mit frei schwingenden Lederstühlen. Eventuell aufkommende Schwellenängste beim Betreten eines Luxushotels lassen die immer grüßenden Portiers schon unten sofort versiegen, ebenso wie der sehr zuvorkommende Empfang der professionellen und trotzdem auf persönliche Art freundlichen Service-Crew eine Etage höher.
Natürlich sind die Preise für das Essen ebenfalls auch etwas höher als in vergleichbaren Restaurants der Innenstadt, aber eben nur mit einem problemlos akzeptablen Aufschlag für das entspannende Flair einer luxuriösen Umgebung. Die Speisekarte bietet international moderne Gerichte und natürlich die großen Klassiker der Hotel-Gastronomie, vorneweg der Caesar Salat (11 Euro), der hier endlich einmal so sorgfältig zubereitet wird wie er es verdient: der Romana-Salat in feine Streifen geschnitten, die knusprigen Speckwürfelchen in Mini-Format, das filigrane Dressing akribisch untergezogen, frische Croutons und Parmesanscheibchen darüber – wunderbar.
Das dreistöckige Clubsandwich (14 Euro): in Dreiecke geschnitten und von Spießchen zusammengehalten, damit die präzise abgestimmte Füllung zwischen den perfekt getoasteten Weißbrotscheiben aus Spiegelei, gebratener Hühnerbrust, Salat, Tomaten und gerösteten Speckscheiben nicht auseinanderfällt. Dazu gibt es die erstklassigen Fritten wie zum klassischen XL-Burger mit Bacon und Cheddar im Focacciabrot (14,50 Euro), das tatsächlich bis zum letzten Bissen in der Hand die Form hält, also einigermaßen stilvoll zu bewältigen ist – insgesamt eine Wonne.
Stimmige Aromenbalance
Aber Küchenchef Johann Mitterlechner und sein Team laufen auch problemlos die Kür der feinen Liga mit sehr frischen Grundprodukten, exakten Garzeiten und stimmiger Aromenbalance. Dazu zählt bei den Vorspeisen das Carpaccio vom sehr zart-saftigen Rücken des Wollschweins, garniert mit Tupfern von Haselnussmayonnaise, Eiszapfen, Estragonblättchen und kleinem Salat (19 Euro) und die gebeizten Würfel vom Ikarimi-Lachs in cremiger Kräutersauce mit confierter Zitronenschale und Frisée (17 Euro).
Lediglich die Blutwurst beim Himmel und Ääd wirkt etwas zu stark gewürzt im Verhältnis zum schaumigen Kartoffelpürée und gedünsteten Apfelstückchen (16 Euro). Sehr harmonisch dagegen das dicke, noch leicht glasige Kabeljaufilet neben dem gut gerührten Kürbisrisotto, abgerundet mit zarten Miesmuscheln und fruchtigen Kirschtomaten (27 Euro). Ein Extra-Lob geht an die Patisserie für die klassisch-üppigen Varianten vom Apfel wie dem imitierten Kuchen im Glas (7 Euro) oder die gefüllten Cannelloni mit karamellisierten Haselnüssen zu Tahiti-Vanilleeis mit Rum-Rosinen (8,50 Euro). Die Preise für die guten offenen Weine (0,1l ab 7,50 Euro, Flasche ab 38 Euro) könnte man sich damit schönreden, dass sie großzügig eingeschenkt werden. Aber eigentlich spielen sie keine große Rolle, wenn man sich hier mal eine genießerische Auszeit gönnt.
Das Restaurant
Glashaus im Hotel Hyatt Regency Kennedy-Ufer 2a, 50679 Köln,0221/82811773Öffnungszeiten: Mo - Sa: Mittagskarte von 11.30 Uhr – 17.30 Uhr, So: Mittagsbrunch, täglich Abendkarte 18.30 Uhr – 23 Uhr