„Schumachers“ in BergheimGut aus der Box gekommen

Philipp Lengsfeld bringt sein Kochkönnen aus guten Häusern mit ins „Schumachers“ in Bergheim.
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Bergheim – Wenn Fußballer singen, darf man zu Recht skeptisch sein. Ich sage nur: „Wir sind schon auf dem Brenner“... Wie aber ist es mit Rennfahrern, die unter die Restaurateure gehen? In diesem Fall Ralf Schumacher, der sein Restaurant in Bergheim nach eigener Aussage selbst geplant und alle Einrichtungsgegenstände ausgesucht hat? Es hätte schrecklich schiefgehen können. Ist es aber nicht. Das unscheinbare Haus in der Fußgängerzone wurde geschmackvoll renoviert: beige-grau gemusterte Fliesen, Tische mit groben Holzplatten, einige Bilder. Es sieht ein wenig nach Laura Ashley aus, man sitzt gut und durch die wenigen Plätze – 16 im Erdgeschoss, weitere 24 auf der ersten Etage – ist es gemütlich wie auch exklusiv.
Am Herd steht der junge Philipp Lengsfeld (27), seine Sporen verdiente er sich im Kölner Fischrestaurant „Poisson“ und bei Herbert Brockel im Erftstädter Sternehaus „Husarenquartier“. Doch von Brockels experimentierfreudigem Regionalismus ist hier nichts zu spüren, stattdessen kommt vom „Poisson“ einiges nahezu eins zu eins. Es gibt Gänge, die fast exakt wie in Köln gekocht werden. Zum Beispiel der „Poisson“-Klassiker Calamaretti mit jungem Knoblauch und Chili. Auch die im „Schumachers“ gelistete „Seezunge im Ganzen gebraten“, das Sashimi und natürlich das Thailändische Curry mit Edelfischen und Duftreis sind von der Karte des Kölner Lokals nicht wegzudenken. Zwar ist die „Schumachers“-Karte kleiner und es gibt mehr Fleischgerichte, aber von Konzept, Produktqualität und Ausführung ist dies dem „Poisson“ mehr als ähnlich – auch was die sehr selbstbewussten Preise betrifft. Dafür wird eine Küche geboten, die zwar mit Kreativität so gut wie nichts, mit Produktqualität und handwerklich hochseriöser Zubereitung aber alles zu tun hat. Und ein Gericht wie die perfekt mit viel Knoblauch und genau dem richtigen Maß an Chilischärfe austarierten Calamaretti esse ich überall gerne; genauso die Seezunge, ganz schlicht mit Beurre blanc und Spinat. Mehr braucht es nicht.
Baby-Calamaretti mit jungem Knoblauch, Chili und Frühlingszwiebel // 16 Euro
Seezunge mit Butterkartoffeln, Spinat und Beurre blanc (Tagespreis)
Hausgemachtes Himbeer-Tiramisu mit Vanilleeis-Flocke // 8,50 Euro
Mittags-Menü (drei Gänge) // 29 Euro
Abend-Menü (vier Gänge) // 46 Euro
Die Nachtische sind dagegen lieblos. Vanilleeis, das nicht schmeckt wie hausgemacht; ein kleines Himbeertiramisu mit einer in der Karte großspurig annoncierten Vannilleeis-Flocke, die sich als eine schlichte Kugel Eis herausstellt.
Rund 20 Weine gibt es, sieben davon offen (0,2l ab 6,60 Euro) sowie San Miguel Bier. Der Service ist nett, sollte aber verhindern, dass sich die Musik im Restaurant mit der aus der Küche tönenden zu einer Kakophonie vermischt. Richtig ärgerlich finde ich hier aber nur eins: Bei diesen Preisen wären Amuse-Bouche und Petit Fours nicht nur schön, sondern angemessen. Trotzdem: Ein Gewinn für Bergheim. Und nach der Öffnung im September sehr ordentlich aus der Box gekommen!
SchumachersHauptstraße 93, 50126 Bergheim, ☎ 0151/46553920, geöffnet Di-Sa 12-14 Uhr und 18-22 Uhr,