Tipps für Wein-GenießerSo schmecken die Sommerweine

Sommerweine werden auf sieben Grad heruntergekühlt – Eiswürfel sind tabu.
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Frau Panitzke, was macht für Sie einen guten Wein für den Sommer aus?
Melanie Panitzke: Typische Sommerweine sind für mich fruchtbetonte, spritzige und leichte Weine, die einen geringeren Alkoholgehalt, maximal 12,5 Prozent, und einen höheren Säuregehalt haben. Ich nenne diese Weine auch gerne „Typ Terrassenwein“.
Klingt gut. Was meinen Sie damit genau?
Panitzke: Damit meine ich Weine, die man sich auch mal an einem sonnigen Sonntagnachmittag gekühlt auf der Terrasse gönnen kann – ohne dass sie einen gleich umhauen. Sommerweine sind ein leichter Genuss, der Freude macht. Das sind keine Weine, über die man philosophieren kann oder die man verstehen will. In der Regel eignen sie sich auch nicht zum Lagern und sollten jung getrunken werden.
Nennen Sie doch bitte Beispiele für einen klassischen Sommerwein.
Panitzke: Ganz klassisch sind natürlich Roséweine und Weißweine wie zum Beispiel ein Sauvignon Blanc, da gibt es wirklich sehr gute von der Loire oder aus der Süd-Steiermark. Die sind vom Aroma her schön grün-grasig. Ein schöner, einfacher Sommerwein ist durch seine höhere Säure und die frische Aromatik auch ein Vinho Verde aus Nord-Portugal. Interessant ist bei ihm übrigens auch die Erziehungsform der Reben die in einer klassische Pergolaerziehung angebaut werden. Dies schützt die Reben vor Feuchtigkeit der Böden und vor zu viel Hitze.
Leichte Weine für den SommerFreitag, 13. Juni, 19.30 Uhr
Restaurant Wein am Rhein, Johannisstr. 64, 50668 Köln.Sommelière Melanie Panitzke stellt sieben Weine vor, die sich für den leichten Genuss im Sommer eignen.Tickets: 55 Euro (inkl. Fingerfood-Snack) – (Abocard 52 Euro), erhältlich im Servicecenter Breite Str., an allen Vorverkaufsstellen von Kölnticket ☎ 0221/ 2801www.koelnticket.deAbocard-Preis ☎ 0221/280344 www.abocard.de
Zwei-Gänge-MenüBesonders hungrigen Teilnehmern der Weinverkostung bietet das Restaurant Wein am Rhein, das vom Deutschen Weininstitut als „beste Weingastronomie“ ausgezeichnet wurde, ab 18 Uhr ein Zwei-Gänge-Menu zum Spezialpreis von 16,80 Euro an.Reservierung erforderlich:☎0221/ 91 24 88 85
Und wie sieht es mit deutschen Weinen aus?
Panitzke: Natürlich gibt es auch gute deutsche Sommerweine. Die Scheurebe, eine klassische deutsche Rebsorte, ist eine gute heimische Alternative zur französischen Rebsorte Sauvignon Blanc. Und zu leichten Sommergerichten passt immer auch ein gekühlter Riesling.
Haben Sie selbst einen persönlichen Sommer-Favoriten?
Panitzke: Der 2012 Muskateller Kabinett vom Weingut Bernhard Huber ist total klasse. Das ist ein restsüßer, feinfruchtiger Wein mit einer leichten Litschi-Note. Ein Alkoholgehalt von nur 8,5 Prozent macht ihn für mich zum Inbegriff eines guten Sommerweins. Und wenn ich mir zu im Sommer doch öfter auf dem Speiseplan stehenden Meeresfrüchten einen Wein aussuchen müsste, dann würde ich einen gekühlten Loire Muscadet Sevre et Maine nehmen.
Wo sie gerade selbst die Sommerküche ansprechen. Wir Deutschen sind ja die Weltmeister im Grillen. Kann man zu einem BBQ eigentlich Wein trinken?
Panitzke: Wein und Grillen ist ein schwieriges Thema. Die leichten feinen Sommerweine gehen Ihnen bei den doch schweren Fleischgerichten und Saucen aromatisch förmlich fliegen. Da muss man schon etwas Kräftigeres aussuchen. Es gibt aber ein paar Roséweine von der Loire oder aus der Provence mit einer höheren Restsüße. Die würden auch zu einem Grillteller passen. Interessanterweise gibt es gerade in den Ländern, die man klassischerweise mit BBQ verbindet, auch die dazu passenden Weine: In Kalifornien etwa einen Chardonnay, in Südafrika einen Pinotage und in Australien ein Syrah.
Melanie Panitzke wurde 2010 vom Deutschen Weininstitut als beste deutsche Sommelière ausgezeichnet. Sie arbeitet im „Wein am Rhein“ und ist Mitautorin des Buches „Wein? Yes!“, das die Sommelier-Union Deutschland gerade herausgebracht hat
Ich dachte immer, Rotweine seien im Sommer tabu?
Panitzke: Nein. Aber Weine wie ein Châteauneuf-du-Pape oder ein Bordeaux sind für einen leichten Sommergenuss einfach zu schwer. Grundsätzlich würde ich auch sagen, dass Barrique ausgebaute Rotweine eher keine Sommergetränke sind. Aber es gibt ja durchaus auch elegante säure- und fruchtbetonte Rotweine, die ganz leicht gekühlt in die warmen Sommermonate passen. Ich denke da zum Beispiel an einen leichten, fruchtbetonten Spätburgunder, an Chianti oder einen Lagrein aus Nord-Italien.
Ich bin überrascht, dass Sie Rotwein kühlen?
Panitzke: Doch, das tue ich eigentlich grundsätzlich. In der kalten Jahreszeit schaue ich, dass er nicht über 16 Grad gelagert wird, im Sommer reduziere ich noch einmal um zwei bis drei Grad.
Wie kalt sollten denn die Weiß- und Roséweine sein?
Panitzke: Sie werden je nach Typ auf sieben Grad heruntergekühlt. Kälter sollten sie keinesfalls sein.
Was halten Sie davon, Weißweine mit Eiswürfeln zu kühlen?
Panitzke: Das macht man nur mit Weinen, die nicht schmecken (lacht). Durch das Eis wird die mangelnde Struktur und Tiefe verdeckt. Sobald ein Wein wärmer wird, merke ich, ob ich gute oder schlechte Qualität im Glas habe.
Gilt das auch für Weinschorle?
Panitzke: Weinschorle ist ein tolles Sommergetränk. Sie ist schön spritzig und es macht Spaß sie zu trinken – besonders wenn sie durch ein kleines Stück Limette noch einmal Extrafrische bekommt. Aber dann reden wir über ein Getränk, nicht mehr über Wein.
Das Gespräch führte Angela Horstmann