Mit RezeptenWarum Wintergrillen das perfekte Corona-Weihnachtsessen sein könnte

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Warum sollte das Weihnachtsessen in diesem Jahr nicht mal auf dem Grill zubereitet werden?

Köln – Das Festmahl an Weihnachten gehört nicht nur fest in den Tagesablauf, für viele ist es das Highlight. Mutter oder Vater, Tante oder Onkel, Oma oder Opa haben lange in der Küche gestanden, damit es der großen Runde auch schmeckt. Diese Selbstverständlichkeit, the same procedure as every year, setzt diesmal allerdings aus. Die Corona-Pandemie wirft alle Pläne über den Haufen. Wenn es in diesem Jahr sowieso schon anders laufen muss, warum dann nicht einige Sachen mal gleich komplett auf den Kopf stellen? Zum Beispiel, indem man das Festessen auf den Grill nach draußen verlegt. Das mag im ersten Moment zu Stirnrunzlern führen. Wintergrillen ist aber nicht nur aufgrund der Pandemie eine tolle Idee, es hat auch großes Potenzial, für weihnachtliche Stimmung zu sorgen.

Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist getrübt. Nicht nur sind Kontaktbeschränkungen und ein Weihnachten, wie man es sich wünscht, in großer Runde mit der ganzen Familie, nicht vereinbar. Auch die Angst, sich selbst oder die Familienmitglieder anzustecken, schwingt in der Pandemie mit. Abstand ist wichtig, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten riskant. Also nach draußen? An Weihnachten? Andererseits: Warum eigentlich nicht?

Im Sommer ist oft viel los, wenn der Grill angeschmissen wird. Laute Stimmen und Gelächter, Musik, das Plantschen von Wasser oder der Rasenmäher der Nachbarn. Im Winter ist das anders. Es ist ruhig, die Dämmerung setzt früh ein. In der Natur kann man die Ruhe genießen und entschleunigen, besinnlich werden. Weihnachten, so, wie man es sich vorstellt.

Um das Wintergrillen zu einem gelungenen Festmahl werden zu lassen, gehört natürlich auch einiges dazu. Im Sommer wird schonmal gerne schnell der Grill angeschmissen, im Winter muss man einige Dinge mehr beachten.

Die Vorbereitung

Die größten Zweifel, ob das mit dem Wintergrillen so eine gute Idee ist, löst sicherlich der Blick aufs Thermometer aus. Mit der entsprechenden Vorbereitung lassen sich diese allerdings beseitigen. Die wichtigste Wahl ist die der Kleidung. Die sollte so warm sein, dass man nicht bereits nach 20 Minuten anfängt zu frieren. Vorsicht gilt allerdings bei Schals und Bommeln, diese können bei einem Blick auf den Grill diesem schnell zu nah kommen. Neben dem Grill sorgt natürlich auch jede weitere externe Wärmequelle dafür, dass es nicht ungemütlich wird. Das müssen nicht unbedingt Heizstrahler oder -pilz sein. Ein kleines Lagerfeuer in der Feuerschale oder im Feuerkorb wärmt nicht nur, sondern sorgt auch für die richtige Stimmung. Außerdem sollten im Haus genug Decken bereitgehalten werden. Mit Tee oder Glühwein kann man auch bei der Auswahl der Getränke dafür sorgen, dass allen warm genug ist.

Wichtig ist auch die richtige Beleuchtung. Schließlich wird es in der Weihnachtszeit früh dunkel. Neben Lagerfeuer und der im Optimalfall ohnehin vorhandenen Außenbeleuchtung hilft hier auch eine einfache Stirnlampe. Besonders für die Person am Grill kann diese sehr nützlich werden. Ist beim Schmücken des Weihnachtsbaums eine Lichterkette übrig geblieben, kann man auch diese verwenden. Der Stimmung tut dies sicherlich keinen Abbruch. Befestigen kann man sie am Zelt oder der Pavillon vom Gartenfest aus dem vergangenen Sommer. Denn auch das lässt sich im Winter ebenfalls prima nutzen. Ob man Glück hat und es schneit oder Pech hat und es regnet, unter dem Pavillon bleiben alle trocken. Der Grill muss allerdings natürlich außerhalb unter freiem Himmel stehen.

Vorbereitet werden muss natürlich auch der Grill. Rund um ihn herum sollten Schnee und Eis beseitigt werden, schließlich soll niemand ausrutschen und im Grill landen. Dieser sollte auf einem festen Untergrund stehen und ebenfalls von Eis und Schnee befreit werden. So kann die Hitze länger erhalten werden. Wichtig ist auch die richtige Lagerung von Briketts und Kohle. Dies sollte an einem trockenen Ort geschehen. Zudem sollte aufgrund der Kälte etwas mehr Kohle bereit gestellt werden. Eine Rolle spielt auch der Standort des Grills. Hier sollte die Windrichtung beachtet werden, um schnelles Auskühlen und aufgewirbelte Asche zu vermeiden. Die richtige Position hat man gefunden, wenn die grillende Person beim Öffnen des Deckels frontal zum Wind steht.

Das Grillen

Die für das Grillen üblichen Fragen stellen sich auch im Winter. Kohle oder Briketts? Ist es kalt, lautet die Antwort tatsächlich: beides. Die Kohle ist schneller angezündet, die Briketts halten dafür länger. Mit der Kombination lässt sich der Kälte trotzen. Ist ein Gasgrill vorhanden, empfiehlt sich jedoch, diesen zu benutzen. Die Kontrolle der Temperatur ist hier schlicht besser zu händeln. Fängt es an, zu frieren, sollte man jedoch auf die Auswahl des Gases achten. Denn Butangas verflüssigt sich bereits bei -1 Grad. Propan hingegen bleibt bis -42 Grad gasförmig.

Dem Fleisch sollte die Zeit gegeben werden, zunächst Raumtemperatur anzunehmen, bevor es auf den Grill kommt. So gart es schneller und gleichmäßiger. Während des Garens sollte dann der Deckel möglichst lange auf dem Grill gelassen werden und nur in Ausnahmefällen geöffnet werden. Dies ist wichtig, um die Hitze zu erhalten, erst recht im Winter. Keine Hitze gewünscht ist hingegen an den eigenen Händen. Dafür gibt es Grillhandschuhe und Topflappen. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, wo diese abgelegt werden. Sind sie nämlich feucht oder gar nass, leiten sie die Hitze deutlich schneller weiter und es kann zu Verbrennungen kommen.

Das Essen

Das Grillgut kühlt bei niedrigen Temperaturen schneller aus als ohnehin schon. Deshalb ist es im Winter wichtig, darauf zu achten, nicht zu viel auf einmal zu grillen. Bleibt trotzdem mal etwas liegen, wird es besser drinnen als draußen zwischengelagert. Dem Auskühlen entgegenwirken kann man auch, indem man die Teller im Backofen etwas aufwärmt. Eine Thermoskanne für Tee oder Glühwein ist natürlich Pflicht.

Wird es trotzdem zu kalt, sollte man sich natürlich immer die Option offen halten, das Gegrillte im Haus zu verzehren. Der Pandemie-Bonus des Wintergrillens, an der frischen Luft und nicht in einem geschlossenen Raum zu sein, fällt dann allerdings natürlich weg.

Aufräumen

Wer an Weihnachten in der Küche steht, kennt das Leid: Während die Kinder schon zu den Geschenken rennen und die Erwachsenen beim Plausch die Verdauung starten, muss noch jemand die Küche zumindest halbwegs aufräumen. Das ist beim Wintergrillen nicht anders. Vor allem der Grillrost sollte so schnell wie möglich gereinigt werden. Denn Grillreste oder vor allem Fettspritzer erst einmal eingefroren, lassen sie sich nur noch schwer entfernen. Das soll allerdings auch nicht überstürzt werden, der Grill muss erst abkühlen. Ein heißer Grill hat auch im Winter in Schuppen und Garage nichts zu suchen.

Wir stellen Ihnen drei Rezepte vor, mit denen das Wintergrillen an Weihnachten das übliche Festmahl mühelos ersetzen kann.

Süßkartoffelschiffchen mit Quinoa und Nüssen

Süßkartoffelschiffchen Credit Klaus Einwanger

Süßkartoffelschiffchen

Ein tolles vegetarisches Hauptgericht, das aber auch als herzhafte Beilage zu gegrillten Steaks oder Koteletts dienen kann.

Zubereitungszeit: 30 Minuten

Garzeit: 1¾ Stunden

Zubehör: Küchenmaschine, große Einweg-Aluschale

Zutaten für vier Personen: 4 große Süßkartoffeln (je 350–450 g), abgebürstet und abgebraust, trockengetupft 5 EL rote Quinoa-Körner (etwa 60 g) 50 g Walnusskerne, geröstet, fein gehackt 2 EL dunkelbrauner Zucker 4 EL Butter, zerlassen 2 EL Sahne ½ TL naturreines grobes Meersalz ¼ TL getrockneter Thymian 4 EL japanisches Panko-Paniermehl 4 EL fein geriebener Parmesan

Zubereitung:

1. Den Grill für indirekte mittlere Hitze (175–230 °C) vorbereiten.

2. Den Grillrost mit der Bürste säubern. Die ganzen Süßkartoffeln über indirekter mittlerer Hitze bei geschlossenem Deckel etwa 1 Std. grillen, bis sie sehr weich sind, dabei gelegentlich wenden. In der Küche auf einem Schneidbrett 30 Min. abkühlen lassen.

3. Inzwischen auf dem Herd in einem mittelgroßen Topf die Quinoa-Körner in kochendem Wasser 10–12 Min. garen, bis sie weich sind. Abgießen und abtropfen lassen.

4. Von den Süßkartoffeln der Länge nach das obere Viertel wie einen Deckel abschneiden. Die Kartoffeln bis auf gut 0,5 cm dicken Rand aushöhlen. Das Fruchtfleisch der Deckel herauslösen. Etwa 300 g ausgehöhltes Fruchtfleisch (entspricht etwa 2 ½ Tassen mit je 250 ml Inhalt) in eine große Schüssel geben (den Rest anderweitig verwenden) und fein zerdrücken. Mit den gegarten Quinoa-Körnern, Walnüssen, Zucker, 2 EL zerlassener Butter, Sahne, Salz und Thymian vermengen. Die ausgehöhlten Kartoffelschalen bis etwas über den Rand damit füllen.

5. Paniermehl und Käse in der Küchenmaschine mixen, bis die Mischung in etwa die Konsistenz von grobkörnigem Sand hat. Die restlichen 2 EL zerlassene Butter vollständig untermixen. Die gefüllten Kartoffeln damit bestreuen.

6. Die Kartoffelschiffchen mit der Füllung nach oben nebeneinander in die große Einweg-Aluschale setzen. Die Schale über indirekte mittlere Hitze stellen und die Kartoffelschiffchen bei geschlossenem Deckel ½ Std. grillen, bis die Füllung durch und durch heiß und auf der Oberseite stellenweise gebräunt ist. Vor dem Servieren 5 Min. abkühlen lassen.

Aus dem Buch „Webers Wintergrillen“

Was es mit direkter und indirekter Hitze auf sich hat

Ob Sommer oder Winter: Beim Grillen ist es wichtig, den Unterschied zwischen direkter und indirekter Hitze zu beachten. Bei direkter Hitze wirkt die Wärmequelle von unten auf das Grillgut. Dabei wird die Oberfläche scharf angebraten, was eine Kruste erzeugt. Indirekte Hitze kommt von der Seite, wie in einem Backofen. Sie ist vor allem für größere Fleischstücke geeignet, die länger garen müssen.

Während es kein Problem ist, direkte Hitze zu erzeugen, muss man bei indirekter Hitze ein wenig tricksen. Bei einem Gasgrill werden ein oder mehrere Brenner ausgeschaltet und das Grillgut darüber platziert. Der Holzkohlegrill muss in zwei imaginäre Hälften aufgeteilt werden. Auf der einen Seite liegt die Glut, auf die andere kommt das Grillgut.

Lachsfilets mit Honig-Senf-Glasur und Dillsauce

Lachsfilets Credit Klaus Einwanger

Lachsfilets

Zubereitungszeit: 10 Minuten

Grillzeit: 8 bis 12 Minuten

Zutaten für vier Personen: 4 Lachsfilets mit Haut (je 180–250 g schwer und etwa 2 ½ cm dick), entgrätet Olivenöl naturreines grobes Meersalz frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zutaten für die Sauce: 100 g griechischer Vollmilchjoghurt 2 EL Dijon-Senf 2 EL fein gehackte Dillspitzen 1 EL frisch gepresster Zitronensaft 1 EL Olivenöl ¼ TL naturreines grobes Meersalz

Zutaten für die Glasur: 2 EL Dijon-Senf 2 EL Honig 2 EL Olivenöl 1 ½ EL Sojasauce

Zubereitung:

1. In einer kleinen Schüssel den Joghurt mit den restlichen Zutaten für die Sauce verrühren und die Sauce bei Raumtemperatur ½ Std. durchziehen lassen.

2. In einer zweiten kleinen Schüssel die Zutaten für die Glasur glatt rühren.

3. Den Grill für direkte starke Hitze (230–290 °C) vorbereiten.

4. Den Grillrost mit der Bürste säubern. Die Fleischseite der Lachsfilets großzügig mit Olivenöl einpinseln und gleichmäßig mit Salz und Pfeffer würzen. Die Filets zunächst mit der Hautseite nach oben über direkte starke Hitze legen und bei geschlossenem Deckel 6 bis 8 Min. grillen, bis sie sich vom Rost lösen lassen, ohne haften zu bleiben. Die Lachsfilets wenden, mit Glasur bestreichen und bis zum gewünschten Gargrad weitergrillen, 2 bis 4 Min. für halb gar (medium rare). In dieser Zeit die Lachsfilets noch ein- bis zweimal mit Glasur bestreichen.

5. Einen Grillwender zwischen Haut und Fischfleisch schieben, die Filets von der Haut abheben und auf einen Servierteller anrichten. Warm mit der Dillsauce servieren.

Tipp: Grillen Sie die Lachsfilets zunächst mit der Hautseite nach oben, damit das Fischfleisch die Grillaromen aufnehmen kann, bevor es gewendet und mit Glasur bestrichen wird.

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Jamie Purviance, Gräfe und Unzer 2014, 192 Seiten, 19,99€

Aus dem Buch „Webers Wintergrillen“

Gefüllte Wildente

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Wildente

Garzeit: etwa 1 Stunde

Zubehör: 1 Bambus-Grillspieß

Zutaten: 1 Wildente, grillfertig, ca. 1 kg 1 Dose 1 Orange 2 EL Geflügelgewürz (6 EL rotes Gewürzsalz mit 1 EL gemahlenem Rosmarin, 1 TL gemahlenem Knoblauch und 1 EL gemahlenem Bohnenkraut anreichern) ½ TL Beifuß, gemahlen 1 TL Harissa (Afrikanische Gewürzmischung, Trockenmischung) 1 TL Salz 2 Eier 5 EL Knödelbrot (dort, wo man Knödelbrot nicht fertig zu kaufen bekommt, macht man es selbst, indem man altbackene Brötchenreste klein würfelt) 6 Maroni, gekocht 100 ml Milch

Zubereitung:

1. Für die Füllung die beiden Eier verquirlen und mit der Milch, dem Knödelbrot und den Maroni gut vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das Geflügelgewürz, den Beifuß und das Harissa miteinander vermischen

2. Die Orange auspressen und nun die Ente zuerst mit dem Saft und dann mit der Gewürzmischung einreiben.

3. Die Füllung in den Bauch der Ente stopfen und diesen mit einem Grillspieß verschließen.

4. Die Ente bei indirekter Hitze von ca. 200 °C und geschlossenem Deckel etwa 1 Stunde grillen.

Wintergrillen Cover Credit Michael Gunz

Tom Heinzle, Heel 2013, 160 Seiten, 24,99€

Aus dem Buch „Wintergrillen“ von Tom Heinzle

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