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GeschmackstestWelcher Stollen schmeckt am besten?

Lesezeit 6 Minuten

Es gibt unzählige Varianten des beliebten Gebäcks.

Der Christstollen gehört genauso zur Weihnachtszeit wie der Anstandsbesuch bei den Schwiegereltern. Beides ist, sagen wir mal, umstritten. Wie kontrovers war mir bis vor kurzem überhaupt nicht klar. Die simple Frage „Wer möchte Stollen testen?“ traf bei meinen Kollegen offenbar einen wunden Punkt – Hasstiraden über Marzipan und Rosinen lösten die über Orangeat und Zitronat ab. Über den Puderzucker möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht sprechen. Selten quoll mir soviel Ablehnung entgegen. Die Weihnachtsapokalypse.

Glücklicherweise fand sich doch ein tapferes Grüppchen zusammen und stellte sich dem Stollentest. Die Entscheidung, welche Produkte nach welchen Kriterien beurteilt werden, war gar nicht so einfach. Ein industriell hergestelltes Gebäck aus dem Discounter hat einfach nicht dieselben Voraussetzungen wie der liebevoll von handgeknetete Christstollen aus der Traditionsbäckerei. Allerdings hätte es mit Sicherheit den Rahmen des Tests gesprengt, die Kölner Bäckereilandschaft vollständig abzubilden

Mandel, Marzipan, Kanditen und Gewürze

Also entschieden wir uns, das Angebot von großen Bäckereiketten, Supermärkten, Biomärkten und Discountern zu vergleichen. Die zu testende Palette war dennoch selten so verschiedenartig. Große Preisunterschiede trafen auf große Zutatenvarianz. Der Kenner weiß sofort: Davon war auszugehen. Mandel, Marzipan, Kanditen und Gewürze sind schließlich relativ teure Zutaten. Die Qualität muss förmlich am Preis ablesbar sein. Das ist im Kern richtig. Allerdings: Viel bedeutet nicht immer gut.

Die sogenannten „Leitlinien für feine Backwaren“ schreiben den Stollen eine gewisse Zutatenliste vor, die gilt für alle. Abwandlungen sind zum Beispiel Butter-, Marzipan- und Mandelstollen – der Deutsche hat’s eben gern genau. Die wichtigste und günstigste Komponente des Stollens ist der schwere Hefeteig. Wenn der zu trocken oder zäh ist, ändern da auch hochpreisige Zutaten nichts mehr dran. Damit sind die Grundvoraussetzungen geklärt.

Auf der Suche nach dem perfekten Christstollen

Die Verkostung von zwölf verschiedenen Stollen, war auch für die größten Marzipanfreunde in der Jury eine Herausforderung. Die ersten vier Proben gingen spielend über die Zunge. Gucken, Riechen, Schmecken – kein Problem und so schön weihnachtlich. Die zweite Runde erforderte schon etwas mehr Finesse am Gaumen. Zucker und Butter bildeten so langsam eine sensorische Schutzschicht.

Die dritte Runde war eine Überwindung. Wie bereits erwähnt, ist Stollen ein fettes Hefegebäck. Spätestens ab dem zehnten Stück wich die vorweihnachtliche Stimmung dem vorweihnachtlichen Durchhaltevermögen. Die Portionen wurden zwar deutlich kleiner, aber nicht weniger gewissenhaft beurteilt. Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig: Der Testsieger kommt zwar nicht aus Dresden, überzeugte aber durch handwerkliches Geschick und natürliche Aromen. Der erste Platz geht nach Fulda.

Platz 12: Kuchenmeister Christstollen

Der größte Produzent Nordrhein-Westfalens stellt ein völlig akzeptables Gebäck her, es nur leider nichts mit Christstollen zu tun. Der Teig ist hell und feinporig, allerdings etwas zu trocken. Das Produkt hat unglücklicherweise nichts weihnachtliches an sich. Rosinenstuten kann man ja das ganze Jahr über essen.750 g // ca. 4,90 Euro

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Platz 11: Edel-Marzipan-Stollen

Bei 99 Cent ist die Erwartungshaltung recht niedrig. Das kleine Gebäck hat optisch viel Ähnlichkeit mit einem Roggenbrötchen. Der Stollen ist ziemlich kompakt, dunkel gebacken (daher eine leicht bittere Note) und geschmacklich stehen Rosinen im Vordergrund. Fazit: Einfach mal zwei Euro drauf legen.200 g // 0,99 Euro bei Netto

Platz 10: Favorina Edel-Marzipan-Stollen

Der Kandidat aus dem Discounter sieht schon nach Fabrikware aus: zu gelb, zu fest, zu viel Puderzucker. Geschmacklich tritt er leider auch in so einige Fettnäpfchen: Das Marzipan ist zwar ganz lecker, der Teig leider viel zu trocken. Die vielen Rosinen ändern unglücklicherweise nichts am relativ belanglosen Aroma. Alles in allem wurde am falschen Ende gespart.1000 g // 2,99 Euro bei Lidl

Platz 9: Merzenich Marzipanstollen

Der Stollen von Merzenich ist relativ kompakt, um es mal vorsichtig zu beschreiben. Geschmacklich steht, trotz des großen Marzipankerns, eindeutig die Butter im Vordergrund. Das ist anundfürsich nicht weiter tragisch, hat allerdings mit weihnachtlichen Aromen und Christstollen nicht wirklich viel zu tun. Fazit: Aromatisch ausbaufähig, als Stuten völlig ausreichend.1000 g // um die 17 Euro

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Platz 8: Heinemann Christstollen

Der Stollen von Heinemann sieht appetitlich aus: Schöne Bräune, kleiner Marzipankern, feinporiger Teig. Er riecht angenehm nach Vanille und Butter. Geschmacklich gab es Punktabzug für zu viel Zucker und ein Phänomen, welches bei Verwendung von zu viel Backpulver gerne vorkommt: Ein ganz leichtes Brennen auf der Zunge. Weniger ist manchmal mehr.550 g // 12,9 Euro

Platz 7: Dr. Quendt Dresdner Christstollen Bio

Der Klassiker unter den Dresdner Stollen. Kurze Anmerkung: Es wurde blind verkostet, die Jury wusste also nicht, wen sie bewertet. Der Dr. Quendt Stollen riecht zwar lecker nach Butter und Rosinen allerdings benötigt man für den Verzehr eine größere (!) Menge Flüssigkeit. Desweiteren wären weihnachtliche Aromen schön gewesen.800 g // 14,99 Euro bei Denn’s Biosupermarkt#bigimage

Platz 6: Original Dresdner Christstollen

Der flache Stollen sieht selbstgebacken aus und besticht durch eine ganz eigene Note: Nussig, fruchtig, ein Hauch Bittermandeln. Der Teig ist schön mürbe. Der Stollen wurde sehr großzügig mit Butter eingepinselt. Noch großzügiger war man mit mit dem Puderzucker. Über die Butter lässt sich streiten, aber die Zuckerschicht gab Punktabzug.750g // ca. 11 Euro

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Platz 5: Oebel Marzipanstollen

Der niedliche Kandidat aus dem Hause Oebel ist zwar etwas hell gebacken, schmeckt dafür aber nach Zimt und Backpflaumen. Der Stollen hat eine schöne Konsistenz, könnte aber etwas mehr Marzipan vertragen. Orangeat und Zitronat wurden sehr dezent eingesetzt, dafür gibt’s umso mehr Rosinen. Fazit: Lecker, aber das Verhältnis könnte man ausgleichen.200 g // um die 3 Euro#bigimage

Platz 4: Kronen Butter-Marzipan-Stollen

Ähnlich wie bei dem dritten Platz, gibt es auch hier viel zu beißen. Der luftige Teig wurde mit knackigen Mandeln, Rosinen und Orangeat angereichert. Der Teig ist gut gebräunt und angenehm süß. Einziger Minuspunkt eben so wie Platz 3: Die Aromen sind etwas zu künstlich. 750 g // ca. 4,29 Euro

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Platz 3: Wintertraum Butter-Marzipan-Stollen

Der dritte Platz kommt tatsächlich aus dem Discount-Supermarkt. Der Wintertraum Stollen ist für einen industriellen Stollen wirklich sehr gut gemacht und die Zutatenliste liest sich nicht wie die Bestandsaufnahme eines Chemiebaukastens. Der Stollen ist saftig und zudem kernig.200 g // 0,99 Euro bei Aldi süd

Platz 2: Schmitz & Nittenwilm Stollen

Auch der zweite Platz überzeugte durch handwerkliche Optik und wenig Puderzucker. Der Ministollen aus der Bäckerei mit dem Zungenbrecher sieht aus wie handgeknetet und schmeckt herrlich buttrig. Der Teig ist relativ hell, weich und schön locker. Geschmacklich stehen Butter, Vanille und Mandeln im Vordergrund. Die Kanditen wurden zwar etwas vernachlässigt, aber das tut dem Gesamtbild keinen Abbruch – ein leckerer, milder Butterstollen.500 g // 7,75 Euro

Platz 1: Herzberger Mini Marzipanstollen

Der kleine Biostollen gefiel der Jury auf Anhieb: Eine schöne Kruste, nicht zu viel Puderzucker und ein großer Marzipankern. „Der sieht aus wie selbst gebacken“, so das einschlägige Urteil. Der Teig an sich war recht dunkel gebacken, aber dennoch sehr mürbe. Zum natürlichen Hefe-Buttergeschmack gesellten sich Nelke, Rum und diverse andere winterliche Aromen. Fazit: Eine wunderbare Alternative zu Muttis Stollen.250 g // 4,29 Euro