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WhiskyMehr als nur ein Getreide-Schnaps

Lesezeit 6 Minuten

Whisky wird bei jungen Deutschen immer beliebter.

Whisky – das ist für Markus Müller nicht nur ein Getreideschnaps. Seit seiner Jugend ist das schottische Nationalgetränk seine Leidenschaft. „Schon als Jugendlicher war mir wichtig, dass Trinken nicht nur Spaß machen darf, sondern dass das, was man trinkt, auch richtig gut sein muss“, erzählt der heute 45-Jährige. Während seine Freunde also Alkohol kauften, um sich zu betrinken, genoss Müller lieber einen guten Tropfen Whisky.

Vor nunmehr 13 Jahren machte Müller sein Faible für Whisky zum Beruf. Gemeinsam mit Gregor Nacke, der bei einem Schottland-Besuch eher zufällig Kontakte zum ältesten schottischen Whisky-Abfüller Cadenhead geknüpft hatte, eröffnete er an der Luxemburger Straße einen eigenen Whisky-Laden: Cadenheads Whisky Market – die allererste Cadenhead-Dependance außerhalb Großbritanniens. Inzwischen ist der Kölner Cadenhead-Laden ein paar Häuser weitergezogen – schließlich ist das Sortiment im Laufe der Jahre stetig gewachsen.

700 verschieden Whisky-Sorten

In dem urigen Verkaufsraum an der Luxemburger Str. 257 lagern zwischen Holzkisten, Fässern und antiken Möbeln inzwischen mehr als 700 verschiedene Sorten Whisky – in Flaschen aber auch in riesigen alten Eichenfässern, in denen Single Malt-Whiskys aus den verschiedenen Regionen Schottlands weiter reifen dürfen, bevor sie für die Kunden in einzelne Flaschen abgefüllt werden. „Das sind unsere living casks, sozusagen unser lebenden Fässer“, erklärt Müller und deutet auf die auf den ersten Blick überraschende Position der Zapfhähne in der Mitte der Fässer. „Die Fässer werden nie ganz geleert, sondern immer wieder aufgefüllt. Dadurch haben wir ein lebendiges Blending-Verfahren. Das ist wirklich spannend“, schwärmt er.

Nicht nur das macht den Cadenhead Whisky Market zu einem Eldorado für alle Liebhaber des destillierten Getreide-Schnaps. Ob dieser nun von den Iren oder Schotten erfunden wurde, darüber gebe es bis heute unterschiedliche Ansichten, weiß Müller. Fest stehe aber, dass das Wort „Whisky“ 1736 zum ersten Mal erwähnt wurde und sich vom schottisch-gälischen Wort „uisge betha“, was übersetzt „Lebenswasser“ heißt, ableitet. Fest steht aber auch, dass sich über die Jahrhunderte zwei Schreibweisen für die Spirituose gehalten haben: Die Schotten nennen ihr Nationalgetränk „Whisky“ und auch nur von hier stammende Whiskys dürfen sich „Scotch“ schimpfen. In Irland und den USA druckt man auf die Flaschenetiketten noch ein „e“ vor dem „y“.

Ob nun mit oder ohne „e“ – das schottisch-irische Lebenswasser findet hierzulande offensichtlich immer mehr Anhänger. Auch wenn er immer wieder totgesagt wurde, der Boom ist ungebrochen und die Kundschaft, so die Beobachtung von Müller, wird immer jünger. „Das scheint eine Gegenentwicklung zum Flatrate-Saufen und Alcopops zu sein“, vermutet er. Auch junge Leute griffen heute lieber zu einem qualitativ guten Whisky als zu gemixtem Zeug. So richtig überraschen mag das Müller nicht. Denn Whisky ist für ihn vor allem ein Genussmittel, das man eigentlich auch zu jeder Tageszeit genießen könne. „Gerade neue Sorten probieren wir zum Beispiel gerne morgens, weil dann die Geschmacksnerven noch besonders sensibel sind“, erklärt er.

Scotch bezeichnet einen schottischen Whisky, der folgende Merkmale erfüllen muss:

1.mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern gelagert

2.das Malz wird vorwiegend über Torffeuer gedarrt, es wird kein Mais verwendet

3.er wird in der Regel zweimal destilliert (Pot-Still-Verfahren)

Blended Malt Whisky (auch Vatted Whisky oder Pure Malt): Der Whisky stammt aus den Fässern unterschiedlicher Destillerien und wurde vollständig aus gemälzter Gerste hergestellt.

Single Malt Sie stammen aus einer einzigen Brennerei, sind also kein Verschnitt aus mehreren Whisky-sorten (daher Single, deutsch: einzeln). Zum zweiten wird als Getreide ausschließlich gemälzte Gerste verwendet (deswegen Malt, deutsch: Malz).

Single cask (Einzelfass) Der Whisky stammt aus einem einzelnen Fass (gebräuchlich insbesondere für schottischen Whisky). Häufig werden die Flaschen fortlaufend nummeriert. Was für den Jahrgangs-whisky gilt, ist umso stärker bei Einzelfassabfüllungen ausgeprägt. Die Qualität kann bei jeder verschiedenen Abfüllung unterschiedlich sein.

Malt bezeichnet Whisky, der ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt wurde.

Corn bezeichnet Whisky, der überwiegend aus Mais hergestellt wurde (mindestens 80 Prozent).

Bourbon bezeichnet Whisky, der überwiegend aus Mais hergestellt wurde (mindestens 51 Prozent).

Rye bezeichnet einen Whisky, der überwiegend aus Roggen hergestellt wurde (mindestens 51 Prozent).

Blended Whiskys sind Mischungen verschiedener Destillate und Whiskys, die dann ein Markenprodukt bilden, dessen Geschmack immer gleich ist.

Grain bezeichnet Destillate, die aus Weizen, ungemälzter Gerste und Hafer (in Europa) und/oder Roggen (in Kanada und in den USA) und/oder Mais (in den USA) hergestellt werden. Sie werden fast ausschließlich für Blended Whiskys verwendet.

Das richtige Glas

Dass, wie in vielen Fernsehserien üblich der Whisky aus großen Tumbler-Gläsern getrunken wird, hat für Müller hingegen nichts mehr mit Genuss zu tun. „Einen feinen Bordeaux-Wein trinken Sie doch auch nicht aus einem solchen Glas. Da gehen viel zu viele Aromen verloren“, sagt er und holt aus dem Holzständer ein kleines tulpenförmigen „nosing glas“, in dem sich die unterschiedlichen Aromen eines Whiskys erst richtig entfalten könnten.

Erst so erkenne man, dass nicht nur jeder Whisky anders schmeckt, sondern auch der Inhalt jedes Fasses anders. Für die Vielfalt an Aromen sind verschiedene Einflussfaktoren verantwortlich: die Rohstoffe, der Herstellungsprozess, die Art des Trocknens (im Fachjargon „Torfen“) und die Fassreifung. Ob ein Whisky qualitativ gut sei oder nicht, ist für Müller deshalb nicht unbedingt eine Frage, aus welcher Destillerie der Whisky kommt oder wie alt er ist. „Für mich ist das entscheidende der Wow-Effekt“, sagt der Cadenhead-Market-Inhaber und erklärt: „Ein guter Whisky braucht eine Struktur, in den die Geschmacksaromen gut eingebettet sind.“

Tauchen Sie mit Marc Glissmann von Cadenhead Köln ein in die Welt der schottischen Whiskys. Reisen Sie mit uns durch die verschiedenen Whisky-Regionen Schottlands und lernen dabei neben Basiswissen acht verschiedene schottische Malts kennen. (Tasting inkl. kleinem Imbiss)

Zusatztermin: Freitag, 9. Mai 2014, 19.30 Uhr

Ort: Cadenhead’s Tastingroom, Luxemburger Str. 212, 50939 Köln

Tickets: 57,50 Euro, bei Kölnticket unter ☎ 0221/2801, www.koelnticket.de / Abocard-Rabatt: unter ☎ 0221/280344, www.abocard.de

Bei so viel Leidenschaft und Know How will Müller natürlich nicht nur Whisky verkaufen, sondern auch Wissen an den Mann bringen. Regelmäßig bietet Cadenhead deshalb mit Whisky-Connaisseur Marc Glissmann Verkostungen, sogenannte Tastings an, in denen die Besucher erfahren, was Whiskygenuss ausmacht und vor allem: wie vielfältig er sein kann.

Schließlich lässt sich Whisky schon seit Jahren nicht mehr nur auf Schottland, Irland und die USA reduzieren. Selbst passionierte Whisky-Genießer überrascht es, dass die weltweit größte Whisky-Destillerie derzeit in Japan steht. Und wer glaubt, dass Schottland die größte Whisky-Nation ist, wird staunen, dass Indien mengenmäßig auf diesem Feld seit Jahren die Nase vorn hat. Auch in Europa gibt es kaum mehr ein Land, in dem sich keine Destillateure finden lassen – was freilich nicht die uneingeschränkte Begeisterung beim Cadenhead-Team hervorruft. „Man sagt den Schotten ja auch nicht, dass sie einen Obstbrand machen sollen“, lacht Müller und wendet sich wieder einem schottischen Malt Whisky zu.