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Zitrone, Gurke oder nur Eis?Experte erzählt, was in den perfekten Gin Tonic kommt

Lesezeit 7 Minuten
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Peter Jauch in der Monkey Bar im 25-Hours-Hotel Köln. 

Köln – Wer früher in einer Bar Gin Tonic bestellt hat, bekam auf jeden Fall Gordon's mit Schweppes vorgesetzt. Heute ist die Auswahl viel größer. Der Gin-Experte Peter Jauch erklärt, wie man die richtige Mischung findet. 

Herr Jauch, Zitrone oder Gurke? Peter Jauch: Beides nicht. Ich mache nie eine Garnitur in den Gin Tonic hinein. Der Destillateur überlegt sich ja genau, wie sein Gin schmecken soll. Das möchte ich wissen und nicht mit anderen Geschmäckern überdecken. Wenn man eine Zitrone in den Gin Tonic macht, schmeckt der einfach nur nach Zitrone, vor allem, weil die ja meistens oben drauf liegt. Natürlich muss man auch darauf achten, dass das Tonic Water den Gin geschmacklich nicht kaputt macht. Sonst hat man nur noch Alkohol zum Tonic.

Nicht immer ist die Auswahl so groß. Wenn man in einer Bar einen Gin Tonic bestellt, bekommt man meistens Gordon‘s mit Schweppes vorgesetzt… Das kommt ganz auf die Bar an. Allgemein hat sich viel verändert und es werden immer mehr Sorten angeboten. Gordon’s Gin gibt es schon lange, Bombay kam dann Ende der 1980er-Jahre dazu. Der Hype um Gin im Allgemeinen kam aber erst viel später. Jedes Land ist da separat für sich durchgestartet.

Wenn es in einer Bar mehrere Kombinationen aus Gin und Tonic Water zur Auswahl gibt, wie entscheidet man sich für die richtige? Am Ende muss es einem vor allem selbst schmecken. Was alle anderen Leute denken, spielt eigentlich gar keine Rolle. Ich würde immer über den Geschmack gehen. Am besten fragt man den Barkeeper und sagt ihm, was man gerne mag, zum Beispiel Walnuss oder Lavendel. Diesen Geschmack kann man oft auch in irgendeinem Gin finden. Am besten nimmt man dann ein Dry Tonic mit weniger Zucker dazu, so haben die Aromen im Gin richtig viel Platz. Man muss sich ein bisschen durchprobieren.

Gin-Tonic-Probierboxen im DuMont-Shop

Weil es so viel zu entdecken und probieren gibt, bieten wir ab sofort von Peter Jauch zusammengestellte Probierboxen mit sechs verschiedenen Gins und sechs verschiedenen Tonics zum Mixen an (55 Euro). Außerdem gibt es Trink- und Mixempfehlungen. Die Boxen sind erhältlich unter shop.ksta.de und shop.rundschau-online.de

In Ihrem Buch stellen Sie 300 Gin- und 80 Tonics vor. Haben Sie in dieser Vielfalt eine Lieblingskombination? Nein. Das kann ich wirklich guten Gewissens sagen. Zuhause stehen bei mir 250 verschiedene Gins und mindestens 20 unterschiedliche Tonics. Das kommt wirklich auf die Stimmung an, was davon ich am liebsten trinke. Im Sommer mag ich zum Beispiel gerne Zitrusfrüchte im Gin, dazu ein leichter Tonic, der nicht so zuckerlastig ist, und dann noch ein bisschen Eis rein – super!

Sie selbst haben 2011 angefangen, sich vermehrt für Gin zu interessieren, das war ungefähr zeitgleich mit dem Bekanntwerden des Gins Monkey 47 aus dem Schwarzwald.  Das war für mich wie ein zweites Leben. Das geht übrigens fast allen Leuten um die 40 so. Auch alle meine Freunde haben zwei Gin-Tonic-Leben. Das erste war Gordon’s mit Schweppes, daran haben einige schlechte Erinnerungen aus der Jugend... Die muss man dann erstmal wieder zurück gewinnen und davon überzeugen, dass Gin sich seitdem ein bisschen verändert hat. Das zweite Leben beginnt bei vielen dann so wie bei mir mit Monkey 47. 

Lässt sich allgemein sagen, dass ab 2011 Gin Tonic populärer und zugleich vielseitiger geworden ist? Das war in jedem Land anders. Deutschland hat mit Monkey 47 begonnen, Spanien hat schon Ende der 1990er-Jahre Fahrt aufgenommen. Frankreich ist bis heute kein intensives Gin-Land, obwohl sie coole Gins herstellen. In der Schweiz hat der Hype erst 2015 begonnen, in Österreich noch später. In Südamerika kommt der Gin seit etwa drei Jahren an. Wodka ist weltweit nach wie vor viel weiter verbreitet. Aber in einzelnen Ländern ist Gin ziemlich gut unterwegs.

Gibt es ein Land, das besonders Gin verrückt ist? Auf jeden Fall England. Immer schon gewesen. In England ist Gin das Ding. In Amerika sind eher Wodka und Tequila verbreitet.

Seit einiger Zeit gibt es auch viele lokale Gins. Welchen sollten die Kölner unbedingt probieren? Definitiv Gin de Cologne. Das ist für mich der Lokalmatador von Köln. Jede Stadt hat ihren eigenen Helden. Neulich war ich in Frankfurt und habe einen Gin mit grüner Sauce drin probiert. Wenn die nicht diesen Bezug zu Frankfurt hätte und ich das nicht wüsste, hätte mir der Gin wahrscheinlich gar nicht unbedingt geschmeckt. Aber für die Leute, die da leben, ist das genau das Verbindungselement, das sie kennen und mögen. In der Schweiz schmecken die Gins aus den verschiedenen Städten so unterschiedlich, dass man sie im Grunde gar nicht vergleichen kann. Jeder schmeckt komplett anders.

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Muss man Gin unbedingt mit Tonic Water mischen oder gibt es noch eine andere Alternative? Im Grunde kann man mit Gin alles machen. Man kann ihn auch pur trinken oder Cocktails daraus machen, zum Beispiel mit Martini. Ich koche auch viel mit Gin. Man hat eine breite Möglichkeit, damit zu arbeiten.

Gibt es etwas, das auf keinen Fall geht? Nein. Jeder soll machen, was er mag.

Woher kommt eigentlich der Gin? Gin in der heutigen Form, mit Wacholder und mindestens einer weiteren pflanzlichen Zutat, kommt ursprünglich aus London. Viele denken, der Ursprung liege in Holland, wo seit Generationen Genever getrunken wird. Das stimmt zwar, nur ist Genever lediglich ein Vorreiter des Gins. Nimmt man Wacholderbeeren in Alkohol als Vorgänger des Gins, dann kann man in der Geschichte noch viel weiter zurück gehen.

Wie nahe ist Gin heute noch an seinem Ursprung als Wacholderschnaps? Viele Gins sind heute nicht mehr so stark wacholderbetont. Deshalb schmeckt Gin jetzt auch mehr Menschen, denn Wacholder ist ja genau der Grund gewesen, warum viele keinen Gin mochten. Hendrick‘s war der erste Hersteller, der den Wacholder-Geschmack weggenommen hat. Wacholder muss aber nach wie vor in einem Gin enthalten sein. 

Weitere Informationen

Peter Jauch (45) aus Zürich stammt eigentlich aus der Medienwelt und hat mehr als 20 Jahre lang für Verlage Magazine entwickelt. Für seine Jobs war er viel unterwegs, auch in Bars. Hier hat er seine Vorliebe für Gin entdeckt und anschließend ein Gin-Festival in Zürich auf die Beine gestellt. Mittlerweile arbeitet er mit Köchen zusammen, die ein Sechs-Gänge-Menü auf die Beine stellen, bei dem in jedem Gang Gin enthalten ist.

Jauch führt den Blog „About Gin Tonic“ und hat gerade die zweite Auflage seines Buchs „Gin“ herausgebracht. Das Buch befasst sich mit Geschichte und Herstellung von Gin und stellt viele verschiedene Sorten Gin und Tonic Water sowie spannende Bars in ganz Europa vor.  Außerdem portraitiert Jauch besondere Barkeeper. 

Peter Jauch: Gin. Das Buch, at Verlag, 424 Seiten, 49,90 Euro

Weitere empfehlenswerte Blogs zum Thema Gin: Ginday.de Ginfinitiv.de Gins.de

Was sind denn genau die Unterschiede zwischen Gin, Wacholder und Genever und was war zuerst da? Wacholderbeeren findet man in Weißwein eingelegt etwa 48 nach Christus zum ersten Mal erwähnt, die hat man Leuten gegeben, wenn sie Bauchschmerzen hatten. Destilliert wurde Wacholder zum ersten Mal im 12. Jahrhundert von Mönchen. Gin hat sich später daraus entwickelt, indem man noch mehr Pflanzen und Kräuter dazu gepackt hat. 

Zum Schluss noch eine etwas peinliche Frage: Gin Tonic aus der Dose – geht gar nicht oder? Ich habe das schon ein paar Mal bekommen, aber erst einmal getrunken. Da passte es gut. Ich war gemeinsam mit Frank Buchholz, einem Sternekoch aus Mainz, auf einem Boot unterwegs und es war ein schöner Nachmittag. Da hat es super gepasst in dem Moment. Aber in einer Bar oder zuhause würde ich das nicht trinken.

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