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Impressionen von MainauSo schön ist der Herbst auf der Blumeninsel

Lesezeit 4 Minuten

Uferbereich Insel Mainau

Leuchtend bunte Dahlienrabatten im Herbst, ein Tulpenmeer im Frühling: die Mainau ist vor allem für ihre Blütenpracht bekannt. Wer es schlichter mag, kommt außerhalb der Saison. Denn auch die herbst- und winterlichen Zwischentöne sind für Pflanzenliebhaber interessant. Wenn die Dahlien abgeräumt sind und Ginkgos, Kastanien und Platanen ihr Laub verloren haben ist die richtige Jahreszeit für das Arboretum. Denn die größten der Bäume sind immergrün: eine gewaltige Atlaszeder (Cedrus atlantica) und eine Weihrauch-Zeder (Calocedrus decurrens) sind darunter, eine Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana) und eine Japanische Sicheltanne (Cryptomeria japonica) die aussieht, als hätte ihr jemand einen Wolkenschnitt verpasst. Die Publikumslieblinge sind aber zwei Bergmammutbäume (Sequoiadendron giganteum): etwa 140 Jahre alt und stattliche 40 Meter hoch. „Gemessen daran, wie alt ein Mammutbaum werden kann, sind sie aber noch Kleinkinder“, sagt Nina Busse, Gartenplanerin auf der Insel. Die Wurzeln dieser beiden Bäume werden durch Podeste geschützt, „denn hier tummeln sich immer die Besucher.“ Weich und glatt ist die Rinde durch Berührung vieler Hände, doch das macht den Bäumen nichts. Damit sie bei Gewitter geschützt sind, haben sie sogar Blitzableiter.

Doch auch andere Vertreter dieser Pflanzenfamilie gibt es: „Wir haben alle Mammut-Arten, die hart genug sind, um in unserem Inselklima zu überleben“, sagt Busse. Verwandt mit den Bergmammutbäumen, aber mit deutlich anderem Wuchs, sind die ebenfalls immergrünen Küsten-Mammutbäume (Sequoia sempervirens). Licht dagegen wird im Herbst die Allee aus Urweltmammutbäumen (Metasequoia glyptostroboides), die zum Schloss führt: die stattlichen Bäume, erst um 1960 gepflanzt, verlieren ihre Nadeln. Das milde Bodenseeklima erlaubt auch Echten Zypressen (Cupressus sempervivens), den Winter zu überdauern: Sie stehen an der italienischen Wassertreppe, die im Sommer von Blumen gesäumt wird. Zwar passen die schlanken, mit Draht in Form gehaltenen Zypressen perfekt ins Bild, doch im Grunde ist ihnen die fruchtbare Erde, die die Sommerblumen benötigen, zu reichhaltig: „Sie wachsen zu üppig“, sagt Busse.

Auch ohne Laub interessant ist der älteste Baum der Insel, der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), der 1830 gepflanzt wurde. Ein Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) stützt sich malerisch mit seinen Ästen auf dem Boden ab, auf diese Weise hat er eine „Krone“ von rund 60 Metern Durchmesser ausgebildet. Umgestürzt, aber noch erhalten, ist ein Maulbeerbaum (Morus alba), der letzte einer Allee auf der Mainau, die im 19. Jahrhundert gepflanzt wurde, um Seidenraupen zu füttern: Sie lieferten den Rohstoff für das Hochzeitkleid von Viktoria, der Großmutter Lennart Bernadottes, die 1881 Gustav von Schweden heiratete. Der ungarische Fürst Esterhazy, der vor rund 200 Jahren im Besitz der Mainau war, gestaltete den Schlosshof mit wertvollen Pflanzen. Großherzog Friedrich I, der Vater Viktorias, ließ in den 1850er Jahren einen Italienischen Rosengarten anlegen und schuf das Arboretum. Sein Urenkel, Graf Lennart Bernadotte knüpfte an dieses Erbe an und baute die Mainau seit den 1950er Jahren zu dem aus, was sie heute ist: eine Attraktion für pflanzeninteressierte Touristen. Heute gehören auch ein Insektengarten, ein Schmetterlingshaus und ein Abenteuerspielplatz zur Insel.

Neues muss sich hier behutsam einfügen, wie der neue Dachgarten auf dem Restaurant Comturey. Dort, oberhalb des Fähr-Anlegers, wachsen seit diesem Jahr Stauden, Fetthennen, Blaurauten und Federgras. Im nur 40 Zentimeter tiefen Substrat gedeihen sogar Gehölze wie der Judasbaum (Cercis siliquastrum) und der „Sieben Söhne des Himmels“-Strauch (Heptacodium miconioides), der Schwerpunkt hier liegt jedoch auf Hortensien – gelangt man doch über einen Hortensienweg vom Park auf den Dachgarten. Ebenfalls noch jung ist der 2010 angelegte Staudengarten, wo es auch im Winter noch einiges zu sehen gibt: die trockenen Samenstände des Wasserdost und der Rudbeckien stehen zwischen hohen Gräsern, darunter verschiedene Sorten von Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Garten-Reitgras (Calamagrostis acutiflora) „Karl Foerster“. Hier gibt es auch im späten Herbst noch Farbtupfer: An der Promenade mit den Wild- und Strauchrosen sind noch vereinzelte Blüten zu finden. Die rosafarbenen Moschusrose „Cornelia“ blüht lange, die Strauchrose „Schneeschirm“ ebenfalls. Die Hagebutten der Wildrosen bieten den Tieren Nahrung im Winter.

Die Insel Mainau

Die Insel Mainau im Bodensee ist rund 45 Hektar groß. Ihr Ruf als „Blumeninsel“ geht schon auf das 19. Jahrhundert zurück: 1853 erwarb Großherzog Friedrich I von Baden die Insel und legte einen Rosengarten und ein Arboretum an. Sein Urenkel, Lennart Graf Bernadotte, kam 1932 auf die Mainau, nach dem Krieg baute er die schon damals als Ausflugsziel beliebte Insel zur Touristenattraktion aus. Die Mainau und ihre Liegenschaften befinden sich seit den 1970er Jahren im Besitz der gemeinnützigen Lennart-Bernadotte-Stiftung. Bewirtschaftet wird die Insel von der Mainau GmbH, die seit 2007 von Bettina Gräfin Bernadotte geführt wird. Auch ihr Bruder Björn Graf Bernadotte gehört der Geschäftsführung an.www.mainau.de