Jan Michael Kindling von Herr von Eden erklärtSo bügelt man ein Hemd richtig

Jan Michael Kindling
Copyright: Jörn Neumann Lizenz
Herr Kindling, Sie arbeiten für das Herrenmodelabel Herr von Eden. Wie wichtig ist eigentlich das Bügeln in der Modebranche?
Da das Hemd ein sehr wichtiger Verkaufsartikel ist, spielt Bügeln schon eine wichtige Rolle. Unter einen Anzug gehört ein ordentlich gebügeltes Hemd. Das lasse ich auch keinen anderen machen, da bin ich eigen. Die Reinigung macht es meistens nicht richtig, weil dort nicht von Hand gebügelt wird, sondern Bügelmaschinen, also Heißmangeln, zum Einsatz kommen, welche die Stoffe schädigen können.
Sie führen hauptsächlich Anzüge und Hemden, kennen sich also aus: Wie bügelt man richtig?
Wenn es um Hemden geht, sollte man sie erst mit Wasser etwas einsprühen und dann für zwei bis drei Minuten in einer Plastiktüte ruhen lassen. So wird die Hohlfaser der Baumwolle wieder formbarer. Ich fange beim Bügeln immer mit dem Kragen an, mache weiter mit den Ärmeln, dann der Sattel, also der Schulterbereich. Den Rest einfach von links nach rechts bügeln. Bei Anzügen kann man dagegen super ausdampfen. Da kann man auch einfach im Badezimmer die Dusche heiß laufen lassen und den Anzug reinhängen. Das Bügeln kann man sich dann meist sparen.
Was kann man besonders falsch machen?
Abraten kann ich nur von bügelfreien Hemden, das ist der größte Humbug. Da werden bei der Produktion nur alle positiven Eigenschaften von Baumwolle durch Eintauchen in Kunststoffharz gekillt. Auch Sprühstärke oder Bügelhilfe sind nicht zu empfehlen, die setzten sich im Stoff fest. Das kann bei berufsmäßigen Krawattenträgern sogar Hautreizungen auslösen.
Das Gespräch führte Antonia Graf.