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Kartenspielen in KölnSkat spielt man nicht mit einer Frau?

Lesezeit 3 Minuten

Leonore Niewerth zockt für Ihr Leben gerne mit Ihren Freundinnen.

Skat? Das ist doch nicht nur was für Männer! So dachte Leonore Niewerth mit Anfang 30. Über ihren damaligen Partner, der ein eifriger Skatspieler war, kam sie zu dem Spiel, das im Jahr 2013 200. Geburtstag gefeiert hat. Zur Party im thüringischen Altenburg, wo der Deutsche Skatverband seinen Sitz hat, kam seinerzeit auch Landesmutter Christine Lieberknecht, ebenfalls leidenschaftliche Skatspielerin.

Leonore Niewerth hat der Skat-Virus ziemlich schnell infiziert. Sie wollte irgendwann nicht mehr nur privat, und schon gar nicht nur mit Männern spielen. „Einige konnten nicht gut vertragen, dass eine Frau auch spielen kann.“ Sie erinnert sich an ein Exemplar, der die Runde verließ mit den Worten „Mit einer Frau Skat spielen, das tut man nicht“. Vorher hatte er drei Spiele gegen Leonore Niewerth verloren. „Das waren Spiele, die eigentlich aussichtslos waren, aber das Schöne am Skat ist eben, dass man auch verloren geglaubte Spiele noch drehen kann“, schwärmt die Vorsitzende des 1. Damen-Skatclubs Köln.

1988 trat sie dem Club bei, der zehn aktive Mitglieder und einen Dauergast hat. Wie auch den übergeordneten Skatverband plagen die Damen, die sich jeden zweiten Dienstag im Vereinslokal Leuchtturm im Mauritiussteinweg treffen, Nachwuchssorgen. „Die Leute gehen heute eben nicht mehr regelmäßig zum Kartenspielen in die Kneipe, es gibt so viele andere Dinge von Fernsehen bis Computer, die dem traditionellen Kartenspiel Konkurrenz machen“, glaubt Niewerth.

Anzahl der Spieler: 3

Kartenspiel: französisches oder doppeldeutsches Blatt mit 32 Karten

Eignet sich für: Ambitionierte, aber auch Geselligkeitsspieler

Doch im Leuchtturm, einem originellen Lokal, das dank maritimem Dekor eher an eine Hafenkneipe auf St. Pauli, denn an eine kölsche Innenstadtkneipe erinnert, gibt es auch Zuwachs: Cathi Zorn ist mit Anfang 40 der im doppelten Sinne jüngste Neuzugang. „Meine Großmutter war eine leidenschaftliche Skatspielerin. Das liegt bei mir einfach in den Genen“, sagt Zorn, die eines Tages über das Schild vor der Kneipe stolperte. „Ich war gerade auf der Suche nach Mitspielerinnen und bin hier sehr freundlich aufgenommen worden.“

Ehrenpräsidentin ist 101

Auch Stefanie Apostolidis ist erst Anfang 40, aber schon seit 20 Jahren in der Runde. Sie wurde von ihrer Beinahe-Schwiegermutter, Irmgard Hahn, eingeschleust.

Skatspielerinnen sind eben treu und werden alt. Davon ist zumindest Leonore Niewerth überzeugt. Bestes Beispiel sei die Ehrenpräsidentin des Clubs, Margarete Gattke, die inzwischen 101 Jahre alt ist. Bis vor wenigen Jahren hat sie noch aktiv mitgespielt. „Skat ist ein wunderbares Gedächtnistraining“, schwärmt Niewerth. „Man muss sich ganz genau merken, welche Karten schon gespielt wurden, welche Trümpfe noch drin sind.“ Ab und zu spielt Niewerth auch gegen den Computer, aber das sei nur ein schwacher Ersatz. Das Live-Spiel sei einfach ungleich variantenreicher. Bei den Runden im Leuchtturm werden die Mitspieler jeweils ausgelost. Ab und zu sitzen auch vier Spielerinnen zusammen, dann muss eine Dame auch mal aussetzen. Jeder Tisch spielt 48 Spiele, bei Turnieren werden 48 Spiele pro Stunde gespielt. So sehen es auch die offiziellen Listen vor, auf denen die Punkte nach jedem Spiel eingetragen werden. Und was, wenn die Karten gar zu schlecht sind?

Schlechte Karten sind allerdings ein Fluch. Da helfen auch die besten Spielkünste nur bedingt. Das gibt auch Leonore Niewerth zu. „Ich glaube, Frauen können das ein bisschen besser aushalten als Männer. Bei denen ist der Umgangston dann schon mal rauer“. Vielleicht sind Frauen nicht die besseren Skatspieler, aber geduldiger sind sie allemal.