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Keira Knightley„Ich bin in jedem Film gestorben“

Lesezeit 4 Minuten

Keira Knightley

Frau Knightley, Sie zeigen ja in „Can a Song Save Your Life“ ein erstaunliches Gesangstalent. Das hätte man gar nicht von Ihnen erwartet.

Keira Knightley: Ich auch nicht. Meine einzigen Gesangseinheiten hatte ich unter der Dusche absolviert. Ich hatte auch totale Angst vor den Dreharbeiten. Zwar gab es ein paar Gesangsstunden, aber unser Regisseur wollte dann nichts Einstudiertes, sondern dass ich improvisiere. Der pure Horror. Ich würde real nie vor einem Publikum auftreten wollen, dafür bin ich viel zu schüchtern.

Keira Knightley (29) wurde dem deutschen Publikum erstmals 1998 in der Rosamunde-Pilcher-Verfilmung „Heimkehr“ bekannt. 2001 spielte die Britin in „The Hole“, der Durchbruch gelang ein Jahr später mit „Kick it like Beckham“. In der „Fluch der Karibik“-Trilogie spielte sie die weibliche Hauptrolle. Aktuell ist Knightley, die mit dem Keyboarder James Righton verheiratet ist, im Musikfilm „Can a Song Save Your Life?“ zu sehen. (ma)

Das heißt, wir können kein gemeinsames Album von Ihnen und Ihrem Ehemann James Righton, dem Kopf der Indie-Rockband Klaxons erwarten?

Knightley: Absolut nicht. James und die Band funktionieren wunderbar zusammen. Warum sollte ich dazwischenfunken?

Paare entdecken am Anfang Ihrer Beziehung oft ein gemeinsames Liebeslied. Gibt es das bei Ihnen?

Knightley: Nein, leider nicht. Es dauerte erst eine Zeit lang, bis wir in die Stimmung für solche Songs kamen. Und das war schon nach unserer Hochzeit.

Wollten Sie immer schon heiraten?

Knightley: Eigentlich fiel es mir immer schwer, mich als verheiratete Frau zu sehen. Aber wenn du den Richtigen findest, geschieht es nun mal. Ich hatte auch nichts dagegen. Was ich am Heiraten mag, ist, dass du jemanden aussuchen kannst, der ganz legal zum Mitglied deiner Familie wird – bei deinen Eltern und deinen Geschwistern ist das ja nicht möglich. Natürlich ist nicht selbstverständlich, dass das hält.

Das klingt aber wenig romantisch.

Knightley: Liebe ist romantisch. Aber eben nicht ausschließlich. Gefühlswallungen erlebst du vor allem am Anfang. Du musst anerkennen, dass auch unangenehme Dinge dazu gehören. Liebe kann wehtun, du kannst dich einsam fühlen oder eifersüchtig. Das kenne ich aus eigener Erfahrung.

Wie ist es mit Ihrem Beruf? Ist das auch ein Weg, Glück zu finden?

Knightley: Natürlich schon. Aber die Rollen, die ich spiele, verbreiten nicht immer Glücksgefühle. Vor „Can a Song Save Your Life“ hatte ich eine Zeit, in der ich praktisch in jedem Film gestorben bin. Ich brauchte diesen unglaublich positiven Film jetzt, um mich von solchen Emotionen zu befreien.

Was gewinnen Sie Ihren düsteren Rollen ab?

Knightley: Sie helfen mir, Gefühle zu verstehen. Ich darf sie nur nicht als Psychotherapie nutzen. Denn die Figuren, die ich darstelle, haben auch viele zerstörerische Züge. Deshalb darf mich auch nicht in ihrer Psyche verlieren. Manchmal kommen mir bestimmte Charaktere nahe, aber dann muss ich mich eben von ihnen distanzieren.

Und wie tun Sie das?

Knightley: Jeder kennt doch das Gefühl: Du wachst mit einer miesen Stimmung auf, die du prompt an deinem Partner herauslässt. Und fragst dich: Warum tue ich das? Die einzige Lösung ist es, sich das bewusst zu machen.

Sie kämpfen also auch mit Ihrer Schüchternheit.

Knightley Das ist von Tag zu Tag verschieden. Aber wenn ich eine Phase habe, in der ich die Welt nicht ertragen kann, ziehe ich mich einfach in mein stilles Kämmerchen zurück. Aber ich will nicht übertreiben: Im Vergleich zu vielen Leuten ist das alles recht harmlos.

Und wie erzeugen Sie eine gute Stimmung, wenn Sie einmal ein Tief haben? Machen Sie Sport?

Knightley: Eigentlich ist Fitness nicht so sehr mein Fall. Aber nach sechs Monaten, in denen ich nichts für meinen Körper getan habe, kriege ich ein schlechtes Gewissen, buche Stunden bei einem Trainer und fange wieder an. Bis es wieder langweilig wird und ich erneut sechs Monate vor mich hinvegetiere.

Wie ist es mit Gärtnern?

Knightley: Bei Pflanzen habe ich ein furchtbar schlechtes Händchen. Da müsste ich mich sehr anstrengen. Kochen finde ich dagegen sehr entspannend. Ich habe mir in diesem Sommer ein neues Kochbuch gekauft und alle möglichen Rezepte ausprobiert. Aber mit am meisten Spaß habe ich, wenn ich Kunstgalerien besuche.

Aber für die größte Harmonie in Ihrem Leben dürfte immer noch die Liebe sorgen. Oder?

Knightley: Natürlich. Wenn ich mich nicht geliebt fühlen würde, hätte ich keine Selbstsicherheit. Dann müsste ich mich in den Mittelpunkt stellen, weil ich ohne die öffentliche Aufmerksamkeit nicht leben könnte. Und dabei würde ich ständig enttäuscht, denn immer gibt es jemand, der sagt: „Du warst total schlecht.“ Aber ich hatte immer dieses Gefühl, geliebt zu sein – das bekam ich schon von meinen Eltern. Ich könnte mir nicht vorstellen, wie es anders wäre.

Das Gespräch führte Rüdiger Sturm