Kino "The Loft"Geheimer Sex und eine blonde Leiche

Rachel Taylor
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Fünf verheiratete Männer der gehobenen Mittelschicht teilen nicht nur ein Geheimnis: Jeder der Freunde besitzt einen Schlüssel zu einem luxuriösen, gemeinsam finanzierten Loft. Keine der Gattinnen weiß etwas von der Immobilie, und auch sonst niemand aus dem Umfeld. Zweck der Investition ist es, Zugang zu einem exklusiven, stilvollen und diskreten Ort zu haben, der als Refugium für außerehelichen Sex dient. Die koordinierte Nutzung läuft schon eine Weile wie am Schnürchen, als ein schockierendes Ereignis eintritt. Plot-Wendepunkt Nummer Eins: Die Leiche einer nackten Blondine ist – auf morbide Weise dekorativ – auf dem zentral positionierten, nun blutigen Lotterbett drapiert, ein Arm per Handschelle ans Kopfteil gekettet.
Wer ist es gewesen? Oder, wie es im Krimi-Jargon heißt: Whodunit? „The Loft“ ist eine findige Variation des klassischen Genre-Musters, eine, die sich selbst unwiderstehlich clever findet. Was der Gesamtwirkung des US-Remakes eines belgischen Kassenknüllers eine gewisse Arroganz verleiht und in ihrer Übereifrigkeit gelegentlich nervt. Wenn man über die Prahlerei hinwegsehen kann und derartig konstruierte Mords-Rätseleien mag, geht das mit präzisen Spannungsbögen gebaute Konzept allerdings auf.
Regisseur Erik Van Looy inszenierte seinen eigenen Erfolgsfilm von 2008 nochmals selbst. Womit er sich souverän ein Empfehlungsschreiben für Hollywood ausgestellt hat. Der Stoff wäre auf einer Theaterbühne mehr als gut aufgehoben, doch Van Looy findet die richtigen, kühl-eleganten Bilder, um ihn doch noch kinotauglich aussehen zu lassen. Die Schauspieler kommen mehr aus der zweiten Reihe, schlagen sich aber tadellos. Jeder dieser undurchdringlich glatten Figuren, die eine nicht sonderlich originelle Männerfantasie ausleben, könnte es gewesen sein. Und ihre Frauen auch.
The Loft USA/B 2014, 108 Minuten, R Erik Van Looy, D Karl Urban, James Marsden, Matthias Schoenaerts