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Knigge-Expertin erklärtWie man auf Weihnachtsfeiern Fettnäpfchen umgeht

Lesezeit 3 Minuten
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Ausgelassen sein und dabei nicht aus der Rolle fallen.

  1. Weihnachtsfeier im Büro: Muss ich mich beim Chef verabschieden? Was ist wenn mir der Chef das Du anbietet?
  2. Christiane Plöger ist Benimm-Expertin und Vizepräsidentin der Knigge-Gesellschaft für Moderne Umgangsformen.
  3. Unsere Autorin hat mit der Knigge-Expertin aus Pulheim gesprochen.

Frau Plöger, 58 Prozent der Deutschen freuen sich laut Umfrage auf die Weihnachtsfeier mit Kollegen. Doch was ist mit den anderen? Kann ich ohne Begründung fernbleiben?

Keiner kann zwar rechtlich verpflichtet werden, daran teilzunehmen, aber ohne triftigen Grund nicht zu kommen, ist respektlos und kommt meist auch bei den Kollegen nicht gut an.

Unpünktlich zu sein geht gar nicht. Was aber, wenn ich überpünktlich bin und es draußen kalt ist?

 Natürlich können Sie den Veranstaltungsort dann betreten, aber bitte noch nicht an den Tisch setzen und etwas bestellen. Der Chef sollte eine Viertelstunde früher da sein, um die Gäste nicht ins Leere laufen zu lassen.

Sekt, Wein, Bier: Womit darf ich anstoßen, womit zuprosten?

Anstoßen gilt eher als unfein. Der Brauch stammt aus dem Mittelalter. Damals wollte man mit den überschwappenden Krügen sichergehen, dass das Gegenüber kein Gift untergemischt hat. Aber der Rheinländer findet die Unsitte nun mal klasse. Deshalb sage ich: Wenn schon, dann bitte bei besonderen Anlässen und mit einem perligen Getränk. Und wenn es die Kölschstange sein soll, dann nur mit dem unteren Teil anstoßen.

Apropos Alkohol: Darf ich dem Chef oder Vorgesetzten sagen, dass er den Wagen besser stehen lässt?

Nur, wenn Sie einen wirklich persönlichen Kontakt zu ihm pflegen. Ansonsten sollten Sie besser eine ihm nahe stehende Person darauf hinweisen, dass es vielleicht besser sei, ihm den Schlüssel abzunehmen.

Wenn ich selbst zu tief ins Glas geschaut habe – spreche ich die Kollegen tags drauf an?

Mein Tipp: Lassen Sie es gar nicht dazu kommen und verabreden sich im Vorfeld mit einem Kollegen, gegenseitig ein Auge auf sich zu halten. Wenn es passiert ist, redet eh jeder darüber – dann sollte man offen damit umgehen und sich entschuldigen.

Was tun, wenn ein Kollege oder eine Kollegin zu sehr auf Tuchfühlung gehen will?

Höfliche, aber bestimmte Ansage: Nein, danke! Sollte die Person aufdringlich bleiben, binden Sie Kollegen ein.

Wie gehe ich damit um, wenn ein Vorgesetzter mir das Du angeboten hat?

Warten Sie den nächsten Tag ab: Wenn er Sie wieder siezt, sollten Sie das auch beibehalten und nicht auf einem „Wir waren doch per du“ bestehen.

Darf ich bei der Einladung zu einem Gänseessen sagen, dass ich Veganer bin und lieber etwas anderes essen möchte?

 Ja, das darf man. Ein guter Gastgeber sollte in der heutigen Zeit darauf eingestellt sein, ebenso wie die meisten Restaurants und Caterer. Sollte das nicht der Fall sein, vereinbaren sie mit dem Kellner, dass er Ihnen nur Klöße und Rotkohl serviert, ohne den Chef einzubinden.

Sollte ich in Zeiten der Nachhaltigkeit mit demselben Teller zum Buffet gehen?

Nein, es wäre eine Beleidigung für den Koch und Ihren Gaumen, wenn sich Soßen auf Ihrem Teller vermischen würden.

Jetzt ist Winterzeit, also auch Erkältungszeit. Wie soll ich niesen, wenn ich kein Taschentuch parat habe?

Niemals in die rechte oder linke Hand. Sie wenden den Kopf ab, winkeln den linken Arm an und niesen etwas unter der Armbeuge hindurch.

Muss ich mich beim Chef persönlich verabschieden?

Selbst bei großen Festivitäten sollte man sich immer vom Gastgeber verabschieden und sich bedanken. Dabei einfach einen passenden Augenblick abwarten, damit keine allgemeine Aufbruchsstimmung entsteht. Am nächsten Tag per Mail gerne noch einmal bedanken.

Das Gespräch führte Andrea Kahlmeier