Garten in der dunkelsten JahreszeitPflanzen neu ins Licht gesetzt

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Die Dunkelheit verändert die Wahrnehmung der Pflanzen.

Köln – Die Dämmerung ist eine ganz eigene Zeit im Garten. Die Sicht der Dinge verändert sich. Im Hellen fällt der kritische Blick auf die Beete, meist wird bewertet: Hier ist es schön, dort unschön, hier ist etwas zu viel, dort etwas zu wenig. Halme am falschen Ort und  störende Kräuter kommen im Herbst und Winter schonungslos zutage.

Wenn es dunkel wird, fällt anderes ins Gewicht. Strukturen erscheinen vor dem Himmel wie Scherenschnitte:  Ein Rosenzweig mit letzten Blättchen, einige trockene Pflaumen oben im Baum, stachelige Karden.

GartenWolfsmilch

Wolfsmilch

Äste und Zweige bilden Silhouetten, ihre Form ist nun besser zu erkennen als im Tageslicht.   Der Sommerflieder sieht auf diese Weise beinahe noch  sommerlich aus,  bei den Blüten der Minze ist es ähnlich. Auch die  hohen Stängel der Stockrose fallen vor dem Abendhimmel besonders auf.

Die Dämmerung ist kurz in dieser Jahreszeit. An bedeckten Tagen  verändert sich die Farbe des Himmels eher unmerklich, von Perl- zu  mausgrau bis hin zu einem Schieferton, manchmal blauviolett eingefärbt.

GartenWildeKarde

Wilde Karde

Das Auge findet nun automatisch die hellsten Punkte im Garten – wiederum Stellen, die am Tage nur wenig Beachtung finden: Die strohgelben  Halme des Chinaschilfs, die silbrigen Samenstände der Astern und die kleinen Büschel der Goldruten, die im letzten Licht hell leuchten.

Irgendwann sind die Beete und Pflanzen komplett in Dunkelheit gehüllt.  Nun übernehmen andere Sinne die Aufgabe des Auges. Das Hören wird  intensiver. Man lauscht, hofft auf Käuzchen und Tiergeraschel, tatsächlich ist aber am Spätnachmittag  nur das entfernte Rauschen des Straßenverkehrs wahrzunehmen. Die Hand ertastet Zweige, die über den Weg ragen. Noch lassen sich die Rosen erahnen, nicht jedoch der Stachel, der prompt in den Finger sticht.

Japanische Anemone

Japanische Anemone

Licht kann in dieser Stimmung ganz unterschiedliche Wirkung haben. Eine Kerze strahlt freundlich und hell, hat aber einen auffallend kleinen Radius. Künstliches Licht vom Handy wirkt blau und völlig fehl am Platz.

Der Blitz der Kamera ist grell, schreckt auf,  fördert aber auch ungewöhnliche Bilder zutage,  Momentaufnahmen. Wie ertappt wirken Hagebutten und Taglilienstängel,  Rosmarinzweige und letzte orangefarbene Ringelblumen.

GartenHartriegel

Hartriegel und Kräuterstängel

So ins Licht gesetzt, erscheinen sie ganz anders als die sonst  vertrauten Gartenpflanzen. Die Beeren des Hartriegels, die sonst unscheinbar sind,  werfen Schatten auf das Laub. Die   Wolfsmilch wirkt auf einmal wie eine kleine Palme.

Das  Büschel Hagebutten zeigt, was kaum noch in Erinnerung ist – nämlich wie  kräftig die Rose vor wenigen Monaten noch geblüht hat.

Im Dezember ist es zwei Drittel des Tages  dunkel. Pflanzen und Tiere müssen damit leben, Menschen haben Lampen, Lichterketten und Kerzen.  Die Dunkelheit gibt aber die Möglichkeit, den Garten einmal ganz anders zu erleben.

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