Konzerte, Führungen, Cafés, Wanderungen5 Tipps für Ausflüge zu Klöstern in der Eifel

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Kloster_Himmerod

Idyllisch im Grünen liegt das Kloster Himmerod. 

Eifel – Überall erwacht nach dem Lockdown langsam das Leben. Auch im Kloster Himmerod im Eifler Salmtal finden sich nach und nach wieder Tagestouristen und Übernachtungsgäste ein. Mit hochroten Gesichtern und völlig erschöpft sitzen zwei ältere Damen in Wanderausrüstung auf der Bank vor dem Gästehaus und warten darauf, in ihre Zimmer im Gästehaus des Klosters einziehen zu können. Von Manderscheid aus sind sie bis nach Himmerod gewandert. 18 Kilometer lang ist die Strecke.

Es ist heiß an dem Tag, einen großen Teil ihres Weges mussten sie über Felder und Wiesen laufen. „Schatten war da nirgends zu finden“, erzählt eine von ihnen, während sie noch schnell einen Schluck Wasser aus der Flasche trinkt. Wolfgang Valerius nimmt die beiden Frauen in Empfang. Der 54-Jährige ist so etwas wie das Mädchen für alles im Kloster Himmerod. Vor allem organisiert er die weit über die Eifel hinaus beliebten und bekannten Sommerkonzerte in der Abteikirche, die vor Corona stets ausgebucht waren.

Keine Führung ohne Musik

Vor 30 Jahren hat er neben seinem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Uni Trier in der Klosterkirche Orgel spielen gelernt. Auf einer Klais-Orgel. Mit dem Firmenchef der berühmten Bonner Orgelbauwerkstatt Philipp Klais ist Valerius, der gebürtig aus der Nähe von Himmerod stammt, gut bekannt. Auch mit Bonns Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, der unter anderem im kleinen, nahe bei Himmerod gelegenen Eifelstädtchen Wittlich aufgewachsen ist. Alle drei Männer verbindet die Liebe zu Musik. Valerius, den der Förderverein des Klosters vor einigen Jahren angestellt hat, damit er sich um die Kulturangebote und den Tagungsbetrieb im Kloster kümmere, liebt vor allem Händel.

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Bei Führungen gibt Wolfgang Valerius stets eine Kostprobe seines Könnens an der Orgel.

Keine Führung durch die Kirche und das Kloster, bei der der Eifler sich nicht an die Orgel setzt und spielt. An diesem Tag erklingt Händels Feuerwerksmusik. Wer diesem musikalischen Hochgenuss lauscht, sieht tatsächlich ein wahres Feuerwerk in der imposanten barocken Hallenkirche vor dem inneren Auge hochsteigen. Es ist, als wollte Valerius mit seinem Spiel all seine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass die Normalität in der großen Klosteranlage mitten in einer weiträumigen grünen Landschaft zurückgekehrt ist und der Himmeroder Orgelsommer wieder starten darf. Valerius „An so einem sonnigen Tag wie heute muss auch die Musik strahlen. Ich möchte, dass die Leute froh nach Hause gehen“.

Keine Mönche mehr in Himmerod

Wer klösterliches Leben in dem vor mehr als 900 Jahren von Zisterziensermönchen gegründeten Kloster erwartet, sieht sich vergebens um. Bis auf Pater Stephan leben in Himmerod keine Mönche mehr. Im Oktober 2017 hatte die Mehrerauer Zisterzienser-Kongregation beschlossen, den Konvent auflösen. „Es waren vor allem wirtschaftliche Gründe“, erklärt Valerius. Er hat inzwischen die Orgelempore verlassen und steht im Chor der Kirche. Dort saßen rechts und links früher die Mönche. „Wissen Sie, woher der Ausdruck ‚halt die Klappe‘ kommt?“, fragt er in die Runde. In dem Moment hat er nach der Sitzklappe einer der hölzernen Mönchsbänke gegriffen und lässt sie nach unten fallen. „Klapp“, macht es laut. Valerius lacht über die erschrockenen Gesichter seiner Zuhörer. So müssen auch die Gläubigen geguckt haben, wenn ein Mönch vergaß, beim Hinsetzen die Klappe seines Sitzes festzuhalten.

Blick_Klosterkirche

Ein Blick in den Chor der Klosterkirche. Dort saßen und beteten früher die Mönche. 

Es ist noch eine recht junge Kirche, die erst 1960 auf den Ruinen ihrer Vorgängerin eingeweiht wurde. Kein geringerer als Bernhard von Clairvaux hat 1135 das Areal im Salmtal als Standort für das Kloster Himmerod erkoren. Es war das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von Bernhard gegründet wurde (siehe Infokasten).

Wanderung in Klosternähe an der Salm entlang

Anfang des 19. Jahrhunderts endete aufgrund der Säkularisierung vorerst auch die lange Geschichte des Klosters Himmerod, in dem zeitweise, so ist in unterschiedlichen Quellen nachzulesen, bis zu 300 Mönche lebten. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die weitgehend zerstörte Anlage von Deutschen Zisterziensermönchen aus Bosnien unter der Obhut der Zisterzienserabtei Marienstatt (Westerwald) neu besiedelt und in den Folgejahren nach barockem Vorbild wieder errichtet. Die Klosternlage liegt idyllisch im Salmtal. Ganz in der Nähe führt ein knapp sieben Kilometer Rundweg auf dem Mühlenpfad durch Wiesen und Auenlandschaft zwischen Himmerod und Eisenschmitt an der Salm entlang - ein Nebenfluss der Mosel. In Eisenschmitt hat die Schriftstellerin Clara Viebig um 1900 ihre Erzählung "Das Weiberdorf" angesiedelt, in dem sie über die vorwiegend weibliche Dorfgemeinschaft schreibt, deren Männer zum Geldverdienen in die Bergwerke des Ruhrgebiets ziehen mussten. Im Ortskern gibt es das Clara-Viebig-Zentrum, wo regelmäßig Lesungen und Ausstellungen stattfinden.

Eine Treppe führt von der Kirche aus direkt in das Kloster. So mussten die Mönche früher zur Laudes, dem Gebet zur frühen Morgenstunde, im Winter nicht durch die Kälte laufen. Valerius öffnet den Kapitelsaal. Alles sieht noch so aus, als hätten sich eben noch die Mönche dort versammelt. Im Kreuzgang begegnet ihm eine Gruppe junger Frauen. „Das sind angehende Religionslehrerinnen“, erzählt er, sie haben sich für einige Tage für eine Fortbildung im Kloster einquartiert. Für die Referendarinnen sind auch die Tische im Refektorium, dem Speisesaal, gedeckt. Valerius streicht mit seiner Hand behutsam über einen riesigen antiken Schrank mit prachtvoller Holzverzierung. „Ob der wohl hier stehen bleiben kann?“, fragt er sich.

Pläne für das Konventgebäude

Das Bistum Trier, das Himmerod als geistlichen Ort erhalten will, beabsichtigt, das ehemalige Konventgebäude zum zentralen Jugendhaus des Bistums Trier auszubauen. Im Sommer 2024 soll es nach umfangreichen Baumaßnahmen eröffnet werden, berichtet Valerius. Zurzeit unterhält der Förderverein das Kloster mit Spendeneinnahmen, Einnahmen des Gästehauses und Pachteinahmen: So sind Klostergaststätte, Klostergärtnerei, der Klosterladen, der Forellenteich sowie die Ländereien verpachtet.

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Der Weg führt weiter durch den Kreuzgang. Valerius öffnet die Tür zu einem Raum, in dem sich noch heute Spitzen der Bundeswehr zu Gesprächen zurückziehen. Ausgestellt ist dort auch die "Himmeroder Denkschrift" eines Expertengremiums aus ehemaligen Generälen, die hier in dem Kloster in den 1950er Jahren die theoretische Grundlage für die Wiederbewaffnung Deutschlands legten.

Ein Leben im Kloster

 Zurück zum Gästehaus, das neben dem Eingang zur Klosteranlage liegt. Pater Stephan lebt nunmehr seit über 60 Jahren in Himmerod. Nach dem Abitur kam er als Novize in das Kloster und blieb nach Studium und seiner Priesterweihe bis heute. Inzwischen hat der 87-Jährige sein 44. Buch geschrieben, erzählt er stolz und eilt davon. Der Geistliche hält nach wie vor in Himmerod und in anderen Kirchen ringsherum die Heilige Messe. Nur selbst mit dem Auto fahren, das traue er sich nicht mehr, ruft er noch über die Schulter. Er lasse sich lieber fahren. Valerius muss schmunzeln. Auch ihn ruft die Arbeit. Es gibt wieder viel zu tun in Himmerod. Gott sei Dank.

Abtei Himmerod, Abteistraße 3 | 54534 Großlittgen, Tel. +49 (0) 6575 9513-0 www.abteihimmerod.de

Weitere traditionsreiche Klöster warten auf Besucher

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Das Kloster und die Abteikirche Maria Laach. 

Viele der traditionsreichen Klöster in der Eifel haben nach dem Lockdown wieder für Besuche, Führungen und Konzerte geöffnet. Vier Vorschläge.

1. Maria-Laach

 Hoch über dem Laacher See nahe der hübschen Stadt Mayen thront das Benediktiner-Kloster Maria Laach. Aber nicht nur die mittelalterliche Basilika - das Herzstück der vor gut 1000 Jahren gegründeten Klosteranlage – zieht die Besucher an. Beliebt ist bei Gartenfreunden von nah und fern auch die Klostergärtnerei, wo man neben Pflanzen unter anderem köstlichen Apfelsaft aus Früchten der eigenen Ernte erwerben kann. Es gibt außerdem eine Kunsthandlung, in der man geistliche wie weltliche Literatur erhält, und eine Klostergaststätte.  Es handelt sich um eine hochmittelalterliche Klosteranlage mit sechstürmiger Klosterkirche.

Zu ihren Besonderheiten zählen die unterirdische Krypta und die Vorhalle, das sogenannte „Paradies“. Das Kloster Maria Laach gehört zu den ungefähr 60 benediktinischen Männer- und Frauenklöstern in Deutschland; weltweit sind es über 1000. Sie alle vereint das Leben nach der Ordensregel, die der Heilige Benedikt verfasst hat. Nach eigenen Angaben leben derzeit 35 Mönche in Maria Laach. Angeboten werden Seminare und Einkehrtage, gut besucht sind stets die Konzerte und Orgelmatinéen in der Basilika.

www.maria-laach.de

2. Springiersbach

Mehr als 900 Jahre alt ist die Geschichte die Klosterkirche Springiersbach in Bengel mit dem dazugehörigen Karmelitenkloster nahe Wittlich und Traben Trarbach. 2002 feierte die Klosteranlage ihren 900jährigen Geburtstag. Die Adelige Benigna von Daun aus der Eifel gründete auf dem ihr als Witwengut zugefallenen Hof eine klösterliche Niederlassung als Augustiner-Chorherrenstift. 

Erster Abt war ihr Sohn Richard. Wie die meisten Klöster und Kirchen wird auch hier die Anlage Anfang des 18. Jahrhunderts säkularisiert. Die Springiersbacher Klosterkirche blieb bis 1922 ungenutzt. In diesem Jahr gründete die Oberdeutsche Provinz der Karmeliten mit Sitz in Bamberg einen Konvent in Springiersbach. Nach eigenen Angaben leben dort zurzeit sechs Karmeliten. Sie arbeiten vor allem in der Seelsorge an der Klosterkirche und betreuen das angeschlossene  Exerzitien- und Bildungshaus. Auch gibt es in der Klosteranlage einen eigenen Klosterladen

www.karmeliten.de/orte/springiersbach

3. Steinfeld

In der Nordeifel bei Kall liegt das Kloster Steinfeld, das ebenfalls eine mehr als 1000 Jahre alte Geschichte vorweisen kann. Die Anlage gilt als eines der besterhaltenen klösterlichen Baudenkmäler des Rheinlandes und hat seit einigen Jahren auch ein Gästehaus mit mehr als 200 Betten in 120 Zimmern, das aus einem früheren Internat hervorgegangen ist. Dazu kommt seit 2019 ein weiteres Gästehaus in der ehemaligen Benediktinerinnen-Abtei direkt neben der Klosterpforte. Seit gut 100 Jahren ist die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer hier zu Hause. Konzerte und Orgelvespern in der Basilika laden zu einem Besuch ein.

Es werden Führungen durch die Klosteranlage mit Kreuzgang und Kapelle angeboten. Die Akademie Kloster Steinfeld bietet ein vielfältiges Programm zur Erwachsenenbildung an. Die Seminare behandeln Themen wie Meditation, Entspannung, Selbsterfahrung oder Wanderexerzitien. Gebucht werden können auch Kurse und Seminare in der klostereigenen Malakademie mehreren großen Ateliers und einer professionellen Druckwerkstatt.

www.kloster-steinfeld.de

4. Mariawald

 Die Abtei Mariawald liegt innerhalb der Nordeifel im Naturpark Hohes Venn-Eifel in Heimbach und ist vom Nationalpark Eifel umgeben. Sie ist deutlich jünger als die anderen hier vorgestellten Klöster und stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Zunächst lebten dort rund 300 Jahre Mönche im Zisterzienserpriorat Mariawald. Im Laufe der Zeit wurden die Mönche drei Mal vertrieben. Ephrem van der Meulen, Abt der Trappistenabtei Oelenberg im Elsass, versuchte 1860 einen Neuanfang. Er kaufte das Klostergut und sorgte für den Wiederaufbau.1861 kamen die ersten Brüder aus Oelenberg nach Mariawald. Es folgten wieder Vertreibung und Zerstörung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang erneut der Wiederaufbau, bis auch hier 2017 dieser Konvent endgültig aufgelöst wurde. Zu Beginn dieses Jahres hat der Trägerverein des Klosters Mariawald die Klostergebäude, die Grundstücke und Klosterbetriebe an die neu gegründete Gesellschaft „Kloster Mariawald GmbH & Co. KG“ im Rahmen eines Erbpachtvertrages übertragen. Zu den Betrieben gehört auch eine eigene Likörfabrik, wo man unter anderem den ausschließlich mit Kräutern und natürlichen Zutaten hergestellten Trappisten-Abteitropfen probieren und kaufen kann. Die neue Gesellschaft soll die ehemalige Trappistenabtei im Geist der Mönche weiterführen, wie es auf der Webseite des Klosters heißt, und auch Ausschau nach einem Orden oder eine geistliche Gemeinschaft halten, die sich in der Abtei als Mieter niederlassen könnten.

www.kloster-mariawald.de

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