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Landesgartenschau ZülpichGarten als Ort der Erholung

Lesezeit 4 Minuten

Leuchtender Kontrast mit Zierlauch im „Garten der Aussicht“, gestaltet von der Firma Frank Weindorf aus dem Kreis Düren

Einladend offen steht das schmiedeeiserne Tor. Wer eintritt, gelangt in einen heimeligen, durch Hecken geschützten Gartenraum. Links hinten steht ein Fachwerkhäuschen, in der rechten Ecke ein steinerner Trog, auf dessen Wasseroberfläche sich dieZweige einer Kopfweide spiegeln. Eine einzelne Margeritenblüte schwimmt im Wasser, ein Besucher hat sie hineingelegt. Gerne würde man sich hier hinsetzen, vielleicht mit einem kühlen Getränk in den Schatten der Weide, und entspannen.

Das Ziel, dass sich die Besucher wohlfühlen sollen in seinem Garten, hat der Euskirchener Designer Peter Sturm erreicht. Viel Ruhe gibt es in seinem Gärtchen allerdings nicht, denn es liegt an der Seepromenade der Landesgartenschau in Zülpich, und es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. 16 Gärten sind hier wie an einer Perlenschnur aufgereiht, Beispiele zeitgenössischer Gartengestaltung. Im Italienischen Villengarten der Neusser Garten- und Landschaftsbaufirma Mauer wachsen mediterrane Stauden und Gehölze, die gut mit Trockenheit zurechtkommen: Wollziest. Steppensalbei, Lavendel, außerdem ein kleiner Feigenbaum und der feinlaubige Strauch Artemisia arborescens. Am Fuße der Mauer eines Wasserbeckens kriecht Thymian, Dachwurz und kleine Lavendel stehen in Töpfen im Regal. In großen Kübeln wächst Oleander.

Ganz anders geben sich die modern gestalteten Gärten, etwa der Garten in Blau der Kölner Landschaftsgestalter Jansen und Arens, in dem die Besucher auf Stegen über einen bewegten See aus blau blühenden Stauden gehen. Die tiefvioletten Kerzen des Salbei zum Beispiel heben sich kontrastreich von den Elementen aus rostigem Corten-Stahl ab, die den Garten umgeben.

Die Landesgartenschau in Zülpich ist noch bis zum 12. Oktober geöffnet. Einlass- und Kassenöffnungszeiten: täglich 9 bis 19 Uhr, Aufenthalt auf dem Gelände ist möglich bis maximal 21 Uhr oder im Spätsommer bis zum Einbruch der Dunkelheit.

Der Eintritt kostet 15,50 Euro pro Person, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre in Begleitung frei. Hunde sind nicht gestattet, Blindenhunde ausgenommen.

Abendveranstaltungen an Samstagabenden finden zum Beispiel mit der „Abba Night – The Tribute Concert“ am 26. Juli und „The Spirit of Ireland – Irish Dance und Live Music“ am 2. August statt.

www.laga2014.de

Ein Highlight moderner Gestaltung erwartet die Besucher am Ende der Seepromenade, wo der Sinziger Gartengestalter Peter Berg gemeinsam mit seinem Sohn Daniel Berg und dem Belgier André Goemaere drei Gärten gestaltet hat. Hier treffen klare Strukturen mit einer Bepflanzung im naturalistischen Stil zusammen. Ein langes, flaches Wasserbecken spiegelt bei Windstille den Himmel, dünne mehrstämmige Birken kontrastieren mit Buchsbäumen in Kugelform. An der Terrasse wachsen Artischocken in großen schwarzen Hochbeeten. Berg verwendet gerne Naturstein, integriert auch Findlinge in seine Beete, und diese für ihn typische Kombination mit naturnaher Bepflanzung wird von einem belgischen Landschaftsarchitekturmagazin bereits als der „neue deutsche Stil“ gefeiert.

Ganz anderes erwartet Besucher im Park am Wallgraben, dem zweiten Teil der Landesgartenschau, durch einen viertelstündigen Fußmarsch oder eine Fahrt mit der Bimmelbahn zu erreichen. Direkt hinter der Landesburg mitten in Zülpich befindet sich der Rosengarten mit seinen aufwendig bepflanzten Beeten: Hier ist zu sehen, was die moderne Rosenzüchtung zu bieten hat, natürlich fehlt hier auch nicht die eigens für die Landesgartenschau gezüchtete Rose „de Tolbiac“ . Die gefüllte rosafarbene Kletterrose ist nach dem lateinischen Namen der Römerstadt Zülpich, Tolbiacum, benannt.

Vom Rosengarten geht es im Zickzack bergab in einen völlig anderen Bereich. Am Wallgraben fügen sich die Gärten in eine gewachsene Umgebung unterhalb der Stadtmauer ein, alte Streuobstwiesen, die voller Margeriten, Malven, Natternkopf und Disteln stehen. Hier trifft Natur auch auch Kunst, vereinzelt stehen Skulpturen, etwa der „Ikarus“ von Arjan Stockhausen.

Gutes Schuhwerk braucht, wer vom einen Ende der Landesgartenschau zum anderen laufen will. Vom Dahliengarten am Wallgraben, wo zwar schon die ersten Blüten geöffnet sind, der aber im Spätsommer erst richtig schön wird, bis zum Eingang am Seepark zurück dauert es etwa 45 Minuten. Auf dem Rückweg kann man noch einmal die Gärten der Seepromenade an sich vorbeiziehen lassen. Die Terrassen sind geräumig, die Möbel ausladend, viel Platz ist für den Grill oder sogar die Outdoor-Küchenzeile vorgesehen.

Auffallend häufig fallen die Pflanzflächen in den ohnehin knapp bemessenen Gärten großzügigen Sitzbereichen zum Opfer. Ein Raum zum Ausspannen, Wellness-Oase – all das soll ein Garten heute sein, das zeigen auch die Namen, die viele der Anlagen tragen, „Der Wohlfühlgarten“ oder „Garten der Erholung“. Erholung setzen die meisten Gestalter heute offenbar eher mit Ausruhen gleich und weniger mit der Beschäftigung mit Pflanzen – mit dem Jäten, Graben oder gar Ernten.