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Schauspieler Mark Wahlberg im Interview„Meine Frau ist viel strenger als ich“

Lesezeit 5 Minuten

Will Ferrell, Mark Wahlberg und Linda Cardellini in einer Filmszene von „Daddy's Home“

Ihre letzte Komödie, „Ted 2“, durften Ihre Kinder nicht sehen, aber bei „Daddy“s Home“ war das vermutlich anders…

Das ist richtig. Wobei solche Fragen normalerweise meine Frau entscheidet. Bei „Daddy’s Home“ nahmen wir dann unsere Kinder mit. Allerdings warf mir meine Frau bei einigen unflätigen Dialogen schon ein paar böse Blicke zu. Und bei einer Szene, die in einer Fruchtbarkeitsklinik spielt und wo meine Schwanzlänge mit der von Will Ferrell verglichen wird, war sie ziemlich aufgebracht.

Wie reagierten Ihre Kinder?

Denen hat das ganze Spaß gemacht. Wenn irgendwelche schlimmen Worte fielen, sagten wir ihnen, sie sollen sich die Ohren zuhalten. Meine Frau ist eben sehr konservativ, vor allem wenn es um solche Ausdrücke geht. Sie will nicht, dass unsere Kinder die in der Schule von sich geben.

Sie ist dann vermutlich bei der Erziehung strenger als Sie?

Absolut. Wenn ich mit meinen Jungs herum spinne und ihnen Sachen durchgehen lasse, dann gerät sie richtig außer Fassung und staucht uns alle zusammen. Wobei meine Söhne und ich inzwischen gelernt haben, wo unsere Grenzen sind. Ich bin zwar bei meinen geschäftlichen Aktivitäten sehr fokussiert, was sie auch sehr bewundert, aber in Sachen Ordnung halten ist sie mir weit überlegen. Und sie hasst es, wenn ich die Disziplin untergrabe, die sie aufrechtzuerhalten sucht.

Finden Sie das nervig?

Nein, denn dadurch spornt sie mich an, noch konsequenter zu sein und noch härter an mir zu arbeiten.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Vom Ghetto-Kid zum Familienvater

Sie haben es vom straffälligen Ghetto-Kid zum Oscar-nominierten Schauspieler und erfolgreichen Unternehmer geschafft. Betrachten Ihre Kinder Sie als Vorbild?

Nicht wirklich. Vielleicht kommt das noch, wenn sie älter werden. Ich habe ihnen auch noch nicht viel von meiner Jugend erzählt. Dafür sind sie noch zu jung. Natürlich versuche ich Ihnen ein Beispiel zu geben. Sie sollen sehen, wie sehr ich mich für meine Familie, meine Arbeit und auch meinen Glauben engagiere. Zum Beispiel verpasse ich nie einen Gottesdienst, egal wo ich bin und was ich mache. Das ist meine absolute Priorität. Und meine Kinder wissen, wie wichtig das für mich ist.

Und Sie versuchen sie zu braven Christen zu erziehen?

Ich zwänge ihnen nichts auf, das löst nur die gegenteilige Reaktion aus. Sie müssen das frei für sich selbst entscheiden.

Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem eigenen Vater?

Sehr, sehr eng. Er hatte zum Glück auch viel Zeit für mich, denn ich war das jüngste von neun Kindern. Wenn die anderen in Schule oder unterwegs waren, war ich zuhause, wenn er von der Arbeit kam. Er hat mir auch das Kino nahegebracht. Ab meinem 8.Lebensjahr nahm er mich in Filme wie „Casablanca“, „Papillon“ oder „Sunset Boulevard“ mit – ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Und danach hat er sie ausführlich mit mir besprochen. Er war so stolz, als ich dann mit dem Filmemachen anfing.

Machen Sie das mit Ihren Kindern auch?

Diese Art von Filmen enthalte ich ihnen noch vor. Vor kurzem zeigte ich dem jüngeren meiner Söhne, der neun ist, einen alten Kriegsfilm mit James Cagney. Aber er fand ihn viel zu langweilig. Die Kids wollen lieber was Modernes sehen – und meistens sind das Filme, die ihnen ihre Mama verbietet.

Erfahren Sie auf der nächsten Seite, wie Mark Wahlberg sein Liebesleben frisch hält

Sie selbst stammen aus einer Problemgegend, waren im Gefängnis, doch dann arbeiteten Sie sich zum Star und Multimillionär hoch. Verlangen Sie von Ihren Kinder auch so außerordentliche Leistungen?

Ich möchte nur, dass Sie das Beste aus sich herausholen, zum Beispiel beim Sport. Du kannst nicht immer gewinnen, aber du musst dich danach gut fühlen. Wenn du dich nicht 100 Prozent angestrengt hast, wirst du dir immer den Kopf zerbrechen: Wäre das anders ausgegangen, wenn ich alles gegeben hätte? Das ist also unbedingt wichtig. Abgesehen davon müssen sie ihre Hausarbeiten machen, darauf bestehe ich. Und wenn sie gute Noten schreiben, gibt es eine Belohnung.

Wie schaffen Sie und Ihre Frau es bei vier Kindern und so viel Arbeit noch Zeit für sich zu haben?

Das ist eine Frage der Einteilung. Date Nights sind ein Muss. Das klappt nicht immer, vor allem nicht, wenn ich drehe. Aber wir nehmen uns auch so Zeit. Deshalb schicken wir unsere Kinder früh ins Bett, da bleiben noch ein paar Stunden, bevor wir ins Bett gehen.

Ist das der Grund, weshalb Ihre Beziehung so gut funktioniert? Immerhin leben Sie mit Ihrer Frau seit knapp 15 Jahren zusammen.

Das hilft sicherlich. Aber wir passen einfach gut zueinander. Zuerst kam natürlich die physische Anziehung, und dann entwickelten sich die Dinge, die dich auf lange Sicht zusammenhalten: Vor allem Freundschaft und Vertrauen. Früher hatte mir mal eine Freundin das Herz gebrochen und deshalb ließ ich lange Zeit keine Frauen an mich heran. Doch ich habe gelernt, dass jede Enttäuschung ihre Gründe hat und habe sie überwunden. Deshalb bin ich so glücklich wie nie in meinem Liebesleben.

Das Gespräch führte Rüdiger Sturm