Henns RestaurantkritikSterneköche bieten Brauhausküche im renovierten „Herzogenhof“
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Ein Ausflug zum schön renovierten Restaurant Herzogenhof im Bergischen lohnt sich.
Copyright: Klaus Lawrenz
Odenthal – Sterneköche eröffnen eher selten Restaurants mit Brauhausküche. Aber die Brüder Wilbrand aus Odenthal haben genau das 2021 getan, nur einen Steinwurf von ihrem Stammhaus entfernt. Im geschmackvoll renovierten Herzogenhof herrschen Weiß und Grau vor, die Tische sind aus hellem Holz. Auch draußen gibt es Plätze, allerdings liegt das Restaurant an einem vielbefahrenen Kreisel.
Als ich um kurz nach 12 bestelle, sind Metthappen und Wirtshausfrikadellen schon aus, denn eine große Gruppe im Nebenraum hat heftig zugeschlagen. Macht nichts, denn die Karte bietet viel anderes, und zwar konsequent Brauhausküche, ohne Schnick und ohne Schnack. Einflüsse aus der Sterneküche sucht man nahezu vergeblich. Dienstags gibt es zusätzlich Grillhaxe, donnerstags Grillhähnchen, und jeden Tag von 15-17 Uhr Bergische Waffel.
Üppige Portionen im Herzogenhof im Bergischen
Die „Kölschen Tapas“ sind eine rheinische Jausenplatte mit altem Gouda, Flönz, einer kleinen Tagessuppe (diesmal Curry-Kokos-Gemüsecreme mit kecker Schärfe), Zwiebelmett, und Herzogenhofbrot. Währenddessen werden am Nachbartisch die Hauptgänge serviert und ich bereue augenblicklich die Bestellung von drei Gängen. Die Portionen sind üppig!
Im geschmackvoll renovierten Herzogenhof herrschen Weiß und Grau vor, die Tische sind aus hellem Holz.
Copyright: Klaus Lawrenz
Da die Spargelzeit endlich begonnen hat, probiere ich die Spargelcremesuppe in der Löwenkopftasse. Wunderbar heiß, zurückhaltend gewürzt, mit Fokus auf Spargelaromatik statt übermäßiger Cremigkeit. Dass es nur wenig Spargelstücke als Einlage gibt, stört überhaupt nicht.
Später kommt noch ein halbes Pfund Spargel auf den Tisch, die Hollandaise dazu ist gut abgeschmeckt und erstaunlich luftig, fast ein Schaum, dazu ein kleines, allerdings nicht souffliertes Schnitzel und gute Kartoffeln. Zu den Rennern der Karte zählen zurecht die köstlichen Duroc Bäckchen. Sie zerfallen förmlich auf der Zunge, die intensive Sauce bietet kraftvollen Rotweingeschmack. Eigentlich sollte der dazu gereichte Spitzkohl geschmort sein, und statt Kartoffelstampf sollte es Kartoffel-Sahne-Püree geben, was beides auch besser gepasst hätte, aber leider wird hier kommentarlos variiert.
Trotz weniger, kleiner Fehler wird souverän gekocht
Die würzig abgeschmeckte frische Bratwurst auf Kartoffel-Wirsing-Stampf ist eine Punktlandung, und auch der mit vielen Komponenten versehene Wirtshaussalat liegt deutlich über Vergleichbarem, nur die Stücke von der Hähnchenbrust geraten etwas zu trocken.
„Wir arbeiten hier gegen Ihre Bikini-Figur“, sagt die Bedienung lachend, als sie die Nachspeisen bringt. Das sollte man unbedingt zulassen, denn die Desserts, allen voran der Bergische Sahne-Milchreis mit feinem Biss und Kirschen, die einen kecken Hauch Säure besitzen, begeistern.
Trotz weniger kleiner Fehler hier wird mit guten Zutaten handwerklich souverän gekocht!
Fazit: Schöne Location, gelungenes Essen, guter Service. Einen Ausflug ins Bergische mehr als wert!
Bewertung: Fünf von sechs Sternen
Was wir im Herzogenhof gegessen haben
Klassiker wie Wiener Schnitzel mit Spargel gibt es im Herzogenhof auch.
Copyright: Carsten Henn
Kölsche Tapas // 12 €
Spargelcremesuppe //7,50 €
Spargel / Kartoffeln / Wiener Schnitzel // 26,50 €
Duroc-Schweinebäckchen // 21,50 €
Frische Bratwurst auf Kartoffel-Wirsing-Stampf // 16,50 €
