Carsten Henns Restaurant-KritikUngewöhnlich belegte Pizzen und der Dreh ins Moderne – so schmeckt es im Kölner „Noi“

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Die beiden Besitzer Kosta David und Pino Bruno (rechts).

Die beiden Besitzer des NOI Kosta David und Pino Bruno (rechts).

Im Herzen des Belgischen Viertels hat das italienische Restaurant Noi eröffnet, unser Restaurantkritiker Carsten Henn hat sich durchs Menü probiert.

Außenplätze sind für Kölner Gastronomen bares Geld, aber so in den Stuhl geschossen wie im Noi kam ich mir noch nie vor – und das ging auch den zierlicheren Mitessern an meinem Tisch so. Im kleinen Innenraum des Restaurants – früher war hier das „Pure White“ untergebracht – sitzt man auf Hochstühlen oder Bänken.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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„Noi Cena Con Amici“ heißt der komplette Name des Restaurants, übersetzt bedeutet dies so viel wie „Wir essen mit Freunden zu Abend“. Der Service agiert entsprechend zugewandt (wenn er auch nicht immer den Überblick behält), und wegen der Enge kommt man auch mit den Nachbartischen schnell ins Gespräch.

Die Speisekarte bietet drei Pasta-Gerichte, acht Pizzen sowie zehn weitere Gerichte, größtenteils Klassiker vom Stiefel wie Fritto Misto oder Carpaccio (vier Desserts werden später mündlich vorgetragen). Wobei auffällt, dass die Pizzen teils ungewöhnlich belegt sind: Roastbeef & Rucola Pesto, Mortadella & Pecorino, Pancetta & Gorgonzola. Die Margherita nach römischer Art überzeugt mit knusprigem und dünnem Teig, allerdings ist das Verhältnis von Käse zu Tomate eher etwas für Freunde letzterer.

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Eine Pizza Margherita liegt auf einem Teller

Knuspriger Boden, aber etwas zu viel Tomate findet Carsten Henn.

Beim Vitello Tonnato zeigt sich das Küchenchef Pino Bruno, der zuvor in der „Sünner Stube“ am Herd stand, den italienischen Klassikern gerne einen Dreh ins Moderne verleiht. Auf dem dünn geschnittenen Kalbfleisch finden sich – statt Kapern für säuerliche Kicks und gehobeltem Parmesan für salzige – Granatapfelkerne und Kartoffelchips. Das in einer Tasse servierte Pistazien-Tiramisu besteht fast nur aus angenehm schaumiger Creme, die teigige Komponente kommt dagegen zu kurz, und statt deutlicher Kaffee-Note gibt es gehackte Pistazien obenauf.

Außenansicht des Restaurants Noi im Belgischen Viertel

Außenansicht des Restaurants Noi im Belgischen Viertel, in der Nähe des Friesenplatzes.

In einer kleinen Schaufel wird die Burrata serviert, wieder finden sich Granatapfelkerne, dazu Kirschtomaten, Feldsalat, eine Avocado-Salsa und Süßkartoffelcreme. Die letzten beiden Beilagen gibt es, ebenso wie die Chips vom Vitello, auch beim teuersten Gericht, dem etwas übergarten Fassona (piemontesischem Rind). Bruno arbeitet da mit einer Art Baukastensystem – aufgrund der Personalsituation in Restaurants etwas, das in Zukunft sicher noch üblicher wird.

Innenansicht des Restaurants Noi in Köln.

Im Inneren sitzt man auf Hochstühlen oder Bänken, viele Plätze bietet das kleine Restaurant nicht.

Die Pasta-Gerichte geraten souverän: Sowohl bei den Paccheri mit Bolognese Bianca und Erbsen wie den Spaghetti Carbonara gelingen die Nudeln al dente, die großen Speckstücke sind allerdings keine kluge Neuerung und stören ein harmonisches Verhältnis der Komponenten.

Eine Weinkarte gibt es nicht, mündlich werden auf Nachfrage nach einem Weißwein vier zur Auswahl genannt: Pinot Grigio, Lugana, Grillo, Sauvignon Blanc. Das ist für ein Restaurant mit gehobener Küche aus einem Land mit fantastischen Weinen zu wenig. Eine Vorwarnung noch zum Schluss: bezahlt werden kann nur bar.

Fazit: Ob Pizza, Pasta oder Tiramisu: Pino Bruno modernisiert mit kleinen Drehs italienische Klassiker. | Bewertung: 3 von 6 Punkte

Noi, 50672 Köln, Antwerpener Str. 5, Tel. 0160/ 550 57 89, Mo-Sa ab 17 Uhr, instagram.com/noi.cologne

Henns Auswahl:

Vitello Tonnato mit Chips und Granatapfelkernen.

Ungewöhnliche Kombi: Vitello Tonnato mit Chips und Granatapfelkernen.

  • Burrata auf buntem Tomatensalat: 14,50 Euro
  • Vitello Tonnato: 16 Euro
  • Tiramisu: 10 Euro
  • Paccheri mit Bolognese Bianca: 18 Euro
  • Pizza Margherita: 10 Euro
  • Fassona mit Kartoffelpüree & Salsa Verde: 38 Euro
  • Spaghetti Carbonara: 16 Euro
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