Henns RestaurantkritikNiveau vom Bonner „Konrad’s“ über dem anderer Hotel-Restaurants

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Der Ausblick ist fantastisch – am besten tagsüber. 

Bonn – Bonn ist kein einfaches Pflaster für Spitzengastronomie. Das musste auch Felix Kaspar erfahren, der bei Steinheuers an der Ahr lernte und sich danach ratzfatz einen Michelin-Stern für sein „Kaspars“ erkochte. Aber nach fünf Jahren war leider schon Schluss.

Nun ist Kaspar wieder da. Und zumindest was die Lage des Restaurants betrifft, in dem er der neue Küchenchef ist, will er hoch hinaus: Das nach Deutschlands erstem Bundeskanzler benannte „Konrad’s“ befindet sich in der 17. Etage des Marriott Hotels

Gehobene Küche im Bonner Restaurant

Kulinarisch hat Kaspar den Anspruch etwas „tiefergelegt“. Also kein klassischer Gourmettempel, sondern eine gehobene Küche, französisch-deutsch geprägt, von den Produkten und Rezepturen her so gestaltet, dass keine Barrieren aufgebaut werden.

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Gruß aus der Küche: ein goldenes Ei. 

Was er darunter versteht, zeigt sich schon beim Gruß aus der Küche, einem goldenen Ei, das mit Kartoffel-Espuma auf Rinderragout gefüllt ist, dazu ein wenig Crunch. Sehr aromenstark, die Temperaturen exakt – darüber würde man sich auch im Sternerestaurant definitiv nicht beschweren. Das Gleiche gilt für die klassische Kombination Saibling / Gurke / Dill / Sauerrahm, die ihm frisch und nuanciert gelingt. Die Haut wird pfiffig als Crunch zubereitet, ein Teil des Fischs als Tartar-Törtchen. Optisch begeisternd kommt die vegetarische Vorspeise auf den Tisch: lauter kleine, farblich unterschiedliche Gemüsekugeln, darauf ein dehydrierter Pilzchip, darunter Ricottacreme. Das macht für ein paar Bissen Freude, auf Dauer geht dem Gericht aber die Luft aus.

Kleine Schnitzer beim Hauptgang

Bei den Hauptgängen dann gleich zwei Schnitzer. Beim Risotto fehlt der Biss, zudem ist die Kombination mit Kräuterseitling und Kürbiskernöl keine Augenweide. Beim Eifler Hirschrücken, der ebenso winterlich wie harmonisch von einer Semmelknödelschnitte, Pilzragout, Sellerie und – für den Frucht- und Frischekick – etwas Cassis begleitet wird, ist der Garpunkt nicht exakt getroffen und das Fleisch daher zu fest.

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Die Desserts versöhnen wieder: eine Variation von Passisonsfrucht (eine „Leder“ genannte Folie, Eis sowie ein Röllchen) punkten mit präziser Fruchtnote und Säure-Akzenten, eine Tiramisu-Version im langstieligen Glas bietet unter einer goldfarbig bestäubten, dünnen Schokoladenschicht Mascarpone, Nashi-Birne und Kaffee.

Höchste Bar des Rheinlands

Das Service-Team serviert all dies freundlich, bei vollem Haus dauert manches aber deutlich zu lange, inklusive der Rechnung. Die fällt, auch aufgrund der hoch kalkulierten Weinkarte, passend zur Lage des Restaurants deutlich gehoben aus.

Wer nur mal reinschnuppern möchte: Zum „Konrads“ gehört auch eine Bar – die höchste des Rheinlands – in der auch kulinarische Kleinigkeiten aus Felix Kaspars Küche angeboten werden.

Fazit: Die Küche läuft noch nicht rund, ist aber deutlich über dem Niveau anderer Hotel-Restaurants. Bewertung: Vier von sechs Sternen

Probiertes

Konrads in Bonn Sitzbank

Das Restaurant „Konrad’s“ in Bonn befindet sich in der 17. Etage.

Eingelegtes Herbstgemüse// 18,50 € Risotto mit Kräuterseitling // 18 € Eifeler Hirschrücken // 39 € Menü // 69 € (3 Gänge), 85 € (4 Gänge) 99 € (5 Gänge)

konrads-bonn.de

Konrad’s Restaurant & Bar (im Marriott Hotel), Platz der Vereinten Nationen 4, 53113 Bonn, Tel.: 0228/ 28 05 06 84 Öffnungszeiten: Di-Sa 18 bis 23 Uhr

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