RodelnDer große Schlittentest

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Am Anfang steht der Temperatursturz. Im Umkleideraum ist es angenehme 20 Grad, hinter den schweren Glastüren plötzlich drei Grad unter Null. Zugegeben: Für Schnee ist es im Rheinland um diese Jahreszeit einfach deutlich zu warm. Deshalb haben wir uns künstlichen gesucht. Schließlich will die Schlitten-Saison gut vorbereitet sein. So stapfen wir – sieben Erwachsene und vier Kinder mit acht Schlitten und einer Plastiktüte – nun über eine Decke aus Kunstschnee zu Nordrhein-Westfalens größtem Indoor-Schlittenhang. Unser Auftrag in der Skihalle Neuss: ein Test, der endlich die alte Kinderfrage klärt – mit welchem Gefährt kommt man am schnellsten, elegantesten und bequemsten einen Hang hinunter?
In den Wochen zuvor müssen die Redaktions-Postboten Schwerstarbeit leisten. Immer wieder schneien riesige Pakete ins Haus. Darin: Klassische Holzschlitten und Plastik-Bobs, ein längliches Holzbrett, ein schwarzes Ufo, das Lenkfahrzeug eines Rasenmäher-Herstellers, ein 15 Kilo schweres High-Tech-Gefährt und ein kleiner roter Sitz mit schwarzem Steuerknüppel, der „Zipfy-Bob“ heißt. Alles wird ausgepackt, bestaunt und zusammengeschraubt. Redakteure brüten über Testkriterien. Schnell wird klar: Unser Test soll keinen Sieger haben. Wir wollen stattdessen höchst unterschiedliche Schlitten auf ihre Pistentauglichkeit prüfen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen bewerten.
Dann geht’s los. Ein Förderband-Lift zieht uns nach oben. Nebenan pflügen Skifahrer ihre Piste. Aus den Boxen sickert Fahrstuhlmusik. Noch ein sehnsüchtiger Blick zur Après-Ski-Hütte im Tal. Dann aufgesessen. Und ab!
Für Mutige
Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Brett, das mit Fahrer den Hang herunterrast. Auf den zweiten auch.
DesignHandgefertigt aus Buchenholz, mit beweglichem Vorderteil und roter Zugleine – elegantes Design, das an den kleinen Bruder des Bobs erinnert.
KomfortMit der Nase nach vorne und nur ein paar Zentimeter über dem Boden – ein großer Rodelspaß im Liegen. Eine Skibrille darf dabei auf keinen Fall fehlen. Aber Vorsicht: Kinder sollten nur in Begleitung eines Erwachsenen und mit Helm rodeln.
Geschwindigkeit 4 von 5
LenkungIm Liegen mit den Armen oder im Sitzen mit den Füßen – das Lenken bedarf ein wenig Übung.
TransportMit einer Länge von 132 Zentimetern relativ sperrig beim Tragen. Größerer Kofferraum von Vorteil.
FazitNichts für Angsthasen. Aber: Mit ein bisschen Training und anfänglicher Überwindung wird der Mountain Boy zum Riesenspaß.
Für Eilige
„To bob“ ist der englische Ausdruck für „hin- und herbewegen“. Darauf sollte sich auch der Fahrer dieses Plastikbobs einstellen: Bei der Abfahrt eine klare Linie behalten? Mit dieser Bremsen-Lenkung so gut wie unmöglich.
DesignEinfacher Bob aus rotem Kunststoff. Zwei Handbremsen rechts und links.
KomfortGroße müssen die Beine raushalten und sitzen sehr nah am Boden – das ist eher unbequem. Für Kinder ab fünf ist der Schlitten mit seiner kleinen Rückenlehne dagegen ideal.
Geschwindigkeit 5 von 5
LenkungGelenkt wird mit den Bremsen , was nicht einfach ist: Bremst man zu stark, dreht sich der Schlitten – oder man überschlägt sich.
TransportEiner der leichtesten Schlitten im Test. Den kriegt auch ein Fünfjähriger allein die Piste hoch.
FazitSehr schnelles Gerät, aber schwer zu lenken. Ein Kinderbob für Helmträger.
Für Anspruchsvolle
Rodel mit eingebauter Bremse – die Technik für das Modell hat sich der Elektriker Rupert Gruber aus St. Koloman in Österreich patentieren lassen.
DesignKlassischer Holzrodel – allerdings in einer sehr edel aussehenden Variante. Besonders: Die zwei Bremsgriffe am hinteren Ende des Rodels.
KomfortDer bequemste Schlitten im Test. Die Sitzfläche ist allerdings mit knapp 50 Zentimetern relativ kurz. Allein oder mit kleinem Kind ist das kein Problem, für zwei Erwachsene kann’s aber eng werden.
Geschwindigkeit 4 von 5
LenkungAußer mit den Füßen lässt sich auch mit den Bremsen lenken. Benutzt man beides, kommt man außerdem sehr schnell zum Stehen.
TransportDer Rodel ist relativ sperrig und auch kein Leichtgewicht (8 kg).
FazitRiesiger Fahrspaß, auch dank der Bremsen. Und: total bequem. Angesichts des Preises aber eher etwas für Vielfahrer und Anspruchsvolle.
Für Sparsame
Bei Plastiktüten gilt: Wenn man sie schon unbedingt benutzen muss, dann sollte man sie wiederverwerten. Wir haben die rasanteste Möglichkeit getestet. Und waren positiv überrascht: Das Ding ist schnell!
DesignDas kommt natürlich drauf an. Unsere verlagseigene Tüte finden wir hübsch. Die Aldi-Version verrät Understatement, die vom Duty-Free-Shop in Dubai ist was für Angeber.
KomfortZugegeben, eine Sänfte ist die Plastiktüte auf der harten Piste nicht. Neigen Sie zu blauen Flecken? Dann ist die Tüte nichts für Sie.
Geschwindigkeit 4 von 5
LenkungHier ist pure Körperbeherrschung gefragt – gelenkt wird natürlich mit den Füßen. Gewisse Ungenauigkeiten lassen sich nicht vermeiden.
TransportUnkomplizierter geht’s nicht. Falten oder knüllen, ab in die Jackentasche. Für die spontane Rodelei.
FazitFür einige Tester die Überraschung des Tages: Die Tütentour über den Hang macht erstaunlich viel Spaß!
Für Trickser
Ein Schlitten eines schwedischen Gartenmotorgeräteherstellers? Allerdings. Und was für einer.
DesignBMX-Lenker mit Schaumstoffpolsterung. Rutschfeste Griffe. Ein Carving-Ski vorne. Fußbremse, Stahlrohrrahmen, giftgrüne oder schwarze Kunststoffteile und eine Lenkung mit Zugfeder. Ein Schlitten? Ja, und er sieht brutal gut aus.
KomfortDer Schlitten lässt sich im Sitzen oder im Stehen fahren. Auch als großer Mensch findet man eine komfortable Position. Guter Halt auf breiten Ski, robust gebaut.
Geschwindigkeit 3,5 von 5
LenkungDer Lenker gibt ein sicheres Gefühl. Der Snowracer lässt sich durch Kurven sliden und Tricks kann man damit ebenfalls machen
TransportVorn ist ein Zugseil, das sich automatisch wieder aufwickelt – sehr praktisch. Oder aufschultern, dann wird’s aber irgendwann lästig.
FazitAufsehenerregendes Spaßgerät. Mit dem SX Pro ist man der Held der Piste.
Für Gefahrensucher
Keine Kufen, keine Bremsen – für Fahrten auf diesem Rutsch-Teller empfiehlt sich ein Hang ohne Hindernisse.
DesignEine runde Plastikschale mit zwei Griffen – mehr nicht. Schlicht und zweckorientiert trifft es wohl am ehesten. Einige Tester wollten eine Ähnlichkeit zur Meisterschale erkannt haben.
KomfortSonderlich bequem ist dieser Schlitten nicht. Auch, dass man in einer aufgerichteten Liegeposition rutscht, kann auf Dauer relativ anstrengend werden.
Geschwindigkeit 4 von 5
LenkungMan lenkt mit den Füßen. Ganz einfach ist das nicht: Um das Gerät nur soweit zu beherrschen, dass man vorwärts fährt, muss man üben.
TransportDie Schale wiegt kaum etwas und lässt sich gut tragen. Und: Passt sicher in jeden Kofferraum.
FazitWer es mit der Kontrolle nicht ganz so eng sieht, wird mit dem Ufo großen Spaß haben.
Für Stilisten
Der 1969 von Johann Uttenthaler entworfene Zipfy hat nicht einmal Kufen – und doch werden mit dem Mini-Bob Rennen gefahren,
DesignDer Zipfy könnte die Schneemobil-Variante des Bobbycar sein – also quasi ein Designklassiker.
KomfortBequem ist anders, „sitzen“ schon zu viel gesagt: Die Beine muss man während der Fahrt hochhalten. Zipfy ist eine Rennmaschine, keine Limousine. Als solche aber extrem beliebt bei größeren Kindern, Kleinkinder können mit ein wenig Geschick mitgenommen werden.
Geschwindigkeit 4 von 5
LenkungGesteuert wird mit dem Knüppel und den Füßen. Das klappt super und tatsächlich auf Anhieb.
TransportExtrem einfach – Zipfy ist klein, sehr leicht und hat keinerlei scharfe Kanten.
FazitEin echter Renner und unser heimlicher Testsieger: Kann rasant genauso wie vorsichtig und ist dabei absolut selbsterklärend.
Für Rennrodler
„Der Alurunner ist ein Sportgerät – und für Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet.“ So steht’s in der Anleitung. Okay, das silberne Geschoss ist kein Familienspielzeug – der Adrenalinpegel steigt beim Aufsitzen.
DesignDer Formel-1-Wagen unter unseren Testobjekten: Die Kombination aus Alu und Polycarbonat wirkt einschüchternd, vom rot lackierten Stoßdämpfer ganz zu schweigen. So sieht Geschwindigkeit aus!
KomfortSicherer Sitz mit guter Federung – die gleicht bei Vollspeed Dellen im Boden sportlich aus.
Geschwindigkeit 5 von 5
LenkungGelenkt wird per Gewichtsverlagerung – und das muss man üben. Runde eins geht in den Fangzaun, die zweite klappt schon richtig gut.
TransportDer Schlitten kann zusammengeklappt werden. Allerdings ist er sehr schwer – Ziehen geht in die Arme.
FazitWer das Geschoss beherrscht, ist der absolute König der Piste! Beim Sturz brach leider ein Plastikteil ab.
Für Nostalgiker
Mit diesem Modell fand im schweizerischen Davos 1883 das erste offizielle und historisch belegte Schlitten-Rennen statt.
DesignAus Eschenholz, robust, Kufen bis zur Sitzfläche – so stellt man sich einen Schlitten vor.KomfortZwei Kleinkinder passen locker drauf, die ideale Familienkutsche also. Als allein fahrender Erwachsener weiß man indes nicht so recht, wie weit vorn oder hinten man sitzen soll. Beim Bremsen gibt’s dagegen kein Problem: Einfach die Füße ausstrecken.
Geschwindigkeit 3 von 5
LenkungBeim Davoser Schlitten wird mit den Füssen gesteuert. Das ist einfach – wenn man es kann.
TransportMit 4,7 Kilo ist der Schlitten für seine Größe relativ leicht. Passt mit seinen 1,10 Meter in den Kofferraum.
FazitDer stabile Klassiker ist gerade für Fahrten mit Kleinkind das ideale Holzspielzeug. Gemächlich und trotzdem elegant.
Für Leichtgewichte
Der Racebob ist tatsächlich für Jockeys gemacht: Die fragile Kunststoffkonstruktion trägt maximal 60 Kilogramm. Dafür gibt’s eine Hupe.
DesignRein optisch der Ferrari am Berg – knallend rot und schnittig. Lenkrad und Hupe erinnern allerdings eher an einen Sandkastenbagger.
KomfortMan sitzt recht bequem. Kinder mitzunehmen scheitert aber daran, dass die meisten Erwachsenen schon allein zu schwer sein dürften. Da der Schlitten nicht zu schnell und gut lenkbar ist, können auch ängstliche Kinder allein fahren.
Geschwindigkeit 2 von 5
LenkungDas Lenkrad steuert eine Kufe unterm Schlitten – und das recht präzise. Gebremst wird mit den Füßen.
TransportDer Racebob ist leicht und passt in kleinere Kofferräume. Allerdings bleibt er mit den vielen Plastikstreben schnell irgendwo hängen.
FazitDer Schlitten für Angsthäschen: Weder schnell noch sonstwie für Überraschungen gut.