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Rollende WaldschuleJäger bringen Stadtmenschen die Natur ins Haus

Lesezeit 3 Minuten

Von Experten erfahren die Kleinen mehr über die Tiere des Waldes.

Flauschig und weich sehen sie aus, wie sie da nebeneinander auf den Schultischen stehen: Fuchs und Waschbär, Iltis und Marder, Dachs und Graugans. Doch anfassen dürfen die Kinder der Deutzer Montessori-Schule die Tiere nicht. Stattdessen hören sie Peter Heß zu und beantworten seine Fragen. Der 61-Jährige ist mit der „Rollenden Waldschule“ zu Gast. Seine Schule gehört seit fast 20 Jahren zur Kölner Jägerschaft und besteht aus einem Anhänger voller ausgestopfter Tiere und vielen Infoblättern. Mit Heß arbeiten zwölf weitere Jäger ehrenamtlich, um Stadtbewohnern die Natur ins Haus zu bringen. In Grundschulen, Kindergärten und Pflegeheimen sprechen die Jäger über den Wald und seine Bewohner.

Waschbär kam mit dem Schiff

Heß redet vor den Schülern über die Lebensgemeinschaft, die Sträucher, Blumen und Bäume im Wald eingehen. Er hebt das kleine präparierte Eichhörnchen hoch und lässt die Kinder erzählen, was das Tier im Herbst mit den Nüssen und Eicheln macht, die es sammelt. „Entweder sofort essen oder vergraben. Und wenn es die Nüsse vergisst, wächst da ein Baum“, lautet die Antwort der Klasse. „Auf diese Weise arbeiten die Tiere für den Wald und alles greift ineinander“, erklärt Peter Heß. Und erzählt, wie der Waschbär einst aus Amerika mit dem Schiff zu uns kam, um in Zoos ausgestellt zu werden. Dann vermehrte er sich allzu rasant – und wurde zum Problem. Außer Mäusen, Fröschen und Schnecken frisst er nämlich auch Müll aus Tonnen oder von Grillwiesen. „Ich als Jäger muss dafür sorgen, dass er uns nicht zu nahe kommt und die heimischen Tiere nicht verdrängt“, sagt Heß.

"Wir wollen die Kinder nicht erschrecken"

Es ist der einzige Moment, in dem das Thema Jagd ins Spiel kommt. Peter Heß: „Wir wollen die Kinder nicht erschrecken. Wenn sie fragen, warum ein kleines Tier tot ist und ausgestopft im Klassenzimmer steht, sagen wir meist, dass es verhungert ist, weil die Mutter gestorben ist.“ Er selbst hat erst vor zwei Jahren den Jagdschein gemacht – und noch kein Tier geschossen. „Das würde ich nur machen, wenn das Tier krank ist. Es ist allgemein weniger Wild da, also schießt man nicht einfach so“, sagt er.

Die Jägerschaft habe sich gewandelt, sei offener und weniger elitär geworden. „Früher hat keiner gewusst, was Jäger eigentlich im Wald machen. So kam der schlechte Ruf zustande“, glaubt Heß. Dass Jäger nicht (nur) schießen wollen, sondern sich für Natur interessieren, versuchen er und seine Kollegen mit der „Rollenden Waldschule“ zu unterstreichen.

Die „Rollende Waldschule“ kommt in Kindergärten, Schulen und Altenheime. 25 Euro pro Stunde. Info und Kontakt über Peter Heß: ☎ 0176/20766662 www.koelner-jaegerschaft.de