Gemütlich essen an Weihnachten und SilvesterAlternativen zu Raclette/Fondue

Auf die Grillpyramide kann alles gelegt werden, was die Küche hergibt.
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Raclette gehört nicht zur Krone der kulinarischen Schöpfung. Wir lieben die Pfännchen-Sause mit Perlzwiebeln, sauren Gurken und dem jährlichen Streit, ob Dosenananas unter Käsedecke der Gipfel der Ekligkeit oder doch ein heimlicher Hochgenuss ist. Dafür nehmen wir das Käsekoma und verkrustete Heizstrahler in Kauf, weil das Pfännchen wieder zu hoch gestapelt war. Wer sich nach Raclettegeräten umsieht, stellt allerdings schnell fest, dass es auf dem Markt noch Alternativen gibt. Und zwar nicht nur Fondue. Da tauchen plötzlich unter der Rubrik „Funcooking“ urige Tatarenhüte auf, asiatische Tom Yangs und fettsparende Teppanyakis, römische Pizzadome und „Wokletten“. Die Versprechungen reichen von unendlichem Partyspaß bis zu fernöstlicher Lagerfeuerromantik am heimischen Esstisch. Wir waren – zugegeben – skeptisch. Und wollten dann wissen, was dahinter steckt. Soviel vorweg: Wir waren positiv überrascht. Und denken tatsächlich über ein Silvester ohne Käsekoma nach...
1. Tom Yang
Geschmacksexplosion im Hotspot
Ein Party-Tischgerät ganz ohne Käse? Für das man keine Silberzwiebeln braucht und andere kulinarisch zweifelhafte und dennoch geliebte Schweinereien? Die Runde ist erstmal skeptisch. Wenn schon Tischkochen, dann bitte mit Käsekoma. Die Skepsis weicht mit dem ersten Löffelchen Brühe, das aus dem Topf geschöpft wird. Eine Geschmacksexplosion aus lange schmurgelnden Gewürzen, aromatischem Gemüse und dem reingesickerten Saft der marinierten Meeresfrüchte. Zugegeben: Mit dem Geschmack der Brühe steht und fällt der Spaß mit dem Tom Yang, der an asiatische „Hotpots“ angelehnt ist. Und dafür ist jeder Besitzer des jüngst erst von zwei Österreichern erfundenen Geräts selber verantwortlich.
Aber wie auch immer: Der Tom Yang macht es einem sehr leicht, leckeres Essen mitten auf dem Tisch zuzubereiten. In die auf dem Herd vorbereitete und ins Gerät gefüllte Gemüsebrühe – die schmeckt hervorragend mit Anis, Zimt, Nelken, Chili und Ingwer – werden Zuckerschoten, Pak Choi etc. knackig gegart. Für die endgültige Superwürze sorgt dann der Sud der Fischstücke und Garnelen, die auf dem Barbecue in der Mitte kross braten. Am Ende stellt sich raus: Gut, dass der Tom Yang ohne Käse auskommt. So bleibt nämlich das Koma aus – und man kann noch viel mehr essen.
Fazit: Wer Lust auf Action-Essen mit Freunden hat, sich aber vor der ultimativen Verkäsung fürchtet, wird den Tom Yang lieben. Der funktioniert übrigens nicht nur asiatisch befüllt, sondern auch mit ganz normaler Brühe – oder als Schokofondue.Paradedisziplin: Grillgut wie Fisch, Fleisch, Halloumi und vor allem die aromatische Suppe mit Gemüse- und Glasnudeleinlage. Kommunikationsfaktor: Extrem hoch. Es gibt keine Besitzverhältnisse – jeder schmeißt was rein, ein anderer fischt es mit der Holzzange wieder raus. Das birgt DiskussionspotenzialSchweinerei: Kaum. Es spritzt nur sehr wenig, Schale und Grillfläche lassen sich gut reinigen.Anschaffung: 179 Euro bei Tomyang.
2. Mini-Wok-Set
Jeder brutzelt für sich und spricht darüber
Bei uns wird zu sechst asiatisch gewokt. Ein großer Topf Reis steht parat, viele würzige Saucen, Pilze, Gemüse, Cashews, Hühnchen und Rindfleisch in kleinen Schüsseln sind dazu auf dem Tisch. Es geht darum, selbst zu garen in vielen kleinen Portionen. Das Gespräch dreht sich bald um gelungene und weniger passende Kombinationen und die ideale Zubereitungszeit der rohen Komponenten. Die Woks werden heißer, als vermutet, mit etwas Geduld entsteht darin ein richtiger Brutzelfaktor. Und die Ergebnisse können sich nach Meinung der Mini-Wok-Novizen sehen lassen. Es schmeckt und macht Spaß.
Fazit: Wer grundsätzlich Freude am gemeinsamen Tisch-Kochen hat, kommt mit den Mini-Woks sicher auf seine Kosten. Die Möglichkeiten sind vielfältig und mit den typischen Asia-Soßen kann man auch Fehlkombinationen stets in einen recht leckeren Würzkontext verfrachten.Paradedisziplin: Asia-Mix! Die Hitze reicht zum Dünsten und Braten, den Kick geben Würzsaucen. Kommunikationsfaktor: Hoch, denn die perfekten Kombinationen und Garzeiten wollen bei reichlich Auswahl erforscht werden. Und das muss unter Gerne-Köchen natürlich ausführlich besprochen werden. Schweinerei: Mäßige Kleckerei, die Woks reinigt die Spülmaschine Anschaffung: z.B. von Tristar oder Suntec ab 39 Euro über Media Markt und Saturn.
Auf der nächsten Seite grillen wir auf Etagen und rollen Pizzateig aus...
3. Grillpyramide
Essen auf Etagen
Am Anfang ist Erstaunen: Die Grillpyramide ist kleiner und leichter als erwartet. Aufgebaut und aufgeheizt ist sie schnell und verbreitet Lagerfeuerhitze. Unten im Rechaud finden vier Pfännchen fürs Raclette Platz. Auf den oberen Ebenen können Fleisch, Garnelen und Gemüse gegrillt werden – was länger braucht, kommt nach unten. Zwischen den vier Ebenen ist wenig Raum, so dass dickere Fleischstücke keinen Platz finden. Aber: Fleisch und Gemüse werden schonend gegrillt und Fleischesser und Vegetarier kommen sich nicht in die Quere.
Fazit: Ein praktisches Gerät, das alle Esser glücklich macht. Niemand braucht vorher lange in der Küche zu stehen. Noch besser wäre, wenn mehr Personen davon essen könnten. Gerade wenn man viel Besuch hat, möchte man sich das Kochen ja gerne sparen. So ist es eher etwas für die gemütliche Runde. Weil es Grillen am Tisch möglich macht, steht am Ende das anerkennende Urteil eines Testers: „Ein männliches Gerät.“Paradedisziplin: Raclette und GrillenKommunikationsfaktor: Hoch. Schon weil die Schüsselchen mit den Zutaten hin- und hergereicht werden müssen. Und wem gehörte noch mal die Garnele, die da schon so lange vor sich hin brutzelt?Schweinerei: Dank der Teflonbeschichtung muss kein Öl zugegeben werden. Trotzdem spritzt das Fett aus dem Fleisch ein wenig. Also: Etwas Abstand halten. Anschaffung: TTM Pyramide Gourmande, ab 189,95 Euro. Weitere Informationen finden Sie hier.
4. Pizzadom
(Fast) wie beim Italiener
Treffen sich sechs hungrige Pizzabäcker zu einem gemeinsamen Abend. Einer bringt Wein mit, der Rest gute Laune. Der Hefeteig (kein spezielles Rezept) ist schnell fertig: Die kleinen Pizzaböden einfach mit der mitgelieferten Form oder einem Glas ausstechen. Der Pizzadom lässt sich unkompliziert auf dem Tisch aufstellen. Er besteht aus einem Unterbau und einer Ton-Kuppel, zwei Heizspiralen erzeugen von oben und unten Wärme. Ein kleines Problem: sechs Leute, vier Pizzaschieber. Kriegen wir hin, wir wechseln uns ab. Beim Belag geht, was schmeckt. Die Minipizzen backen etwa fünf bis sieben Minuten. Ein übereifriger Bäcker, der zu hoch gestapelt hat, wird bestraft: Der flüssige Käse läuft über den Pizzarand auf das Backblech. Wer später schrubben muss, ist damit klar.
Fazit: Eine super Alternative zum Raclette – mindestens genauso gesellig bei weitaus weniger Qualm- oder Geruchsentwicklung. Einziger Nachteil: Die Gefahr, sich zu überfressen, ist groß.Paradedisziplin: Kann nur Pizza – die dafür aber mit allen möglichen BelägenKommunikationsfaktor: Hoch. Zutaten und Teigfladen wandern nach Absprache pausenlos zwischen den Pizzabäckern hin und her. Schweinerei: Die vorbereiteten Minifladen ordentlich im Mehl wälzen – sonst backt der klebrige Teig am Schieber fest und man muss ordentlich kratzen und knibbeln. Anschaffung: Den Original-Pizzadom gibt es mit drei, vier oder sechs Öffnungen. Ab 79,90 Euro. Weitere Informationen finden Sie hier.
Auf der nächsten Seite grillen wir vertikal...
4. Teppanyaki
Ein Stück Japan für zu Hause
Zunächst ist das Teil nur eine Stahlplatte. Daher auch der Name, „Teppan“, das heißt auf japanisch eben dies. Wer mal in einem Teppanyaki-Restaurant rund um die riesige Bratplatte gesessen hat, an der Köche artistischerweise spektakuläre Speisen zubereiten, hat Zweifel, ob das Event auch zuhause gelingt. Wenn das große, sehr solide Gerät dann aber erstmal auf dem Tisch steht und erste Thunfischstücke darauf kross brutzeln, stellt sich raus: Ums große Spektakel geht es gar nicht, sondern darum, dass mit dem Teppanyaki jeder gut kochen kann. Marinierter Tofu wird minutenschnell knusprig, Fleisch und Fisch gelingen präzise, Gemüse schmurgelt unter der Dünstglocke und bleibt knackig. Es ist ein schnelles Kochen, hat das Gerät Höchsttemperatur muss man am Ball bleiben. Durch zwei verstellbare Hitzezonen kann man sich aber immer wieder Ruhe gönnen.
Fazit: Schnell, frisch und lecker. Der Partyfaktor mag niedriger sein als bei Pfännchen etc. Dafür wird hier qualitativ gekocht.Paradedisziplin: Auf den Punkt gebratenes Grillgut, knackiges Gemüse. Das kann unter der Glocke auch gedünstet werden. Kommunikationsfaktor: Mittel. Auf dem Gerät kann man theoretisch auch zu acht rumrühren, wechselt sich aber besser in Chef-kochrollen ab. Die nötigen Temperaturregler befinden sich nur an einer Seite des Geräts.Schweinerei: Nichts spritzt, die Reinigung der Fläche geht leicht – und sogar ohne Spüli. Die Platte bekommt schnell Gebrauchsspuren.Anschaffung: z.B.von Solis ab 279 Euro bei Ingarden.
5. Tatarenhut
Vertikal grillen- und dann Bouillon löffeln
Die erste Frage, die sich der Runde rund um den Tisch stellt: Was hat es noch mal mit den Tataren auf sich? Und warum haben die solche Hüte? Nun, ob sich die Angehörigen des muslimischen Turkvolks tatsächlich – so wie wir – abends um den elektrischen Grillkegel mit integrierten Käsepfännchen versammeln, sei jetzt mal dahingestellt. Der Legende nach sind Vorfahren des Teils – gestülpt übers Lagerfeuer – jedenfalls tief verwurzelt in der Esskultur rund um die Wolga.
Wir sitzen nun um die moderne Variante des Geräts. Das besteht aus einer Raclette-Etage, einer Bouillon-Krempe und dem mit Widerhaken versehenen Hut. An den pinnen wir dünn geschnittenes Fleisch, Gemüse und Fisch, sobald das Teil vorgeheizt ist. Es zischt und brutzelt, das Fleisch wird quasi vertikal scharf angebraten. Auch das Gemüse, das bald leckere Grillaromen entwickelt. Der Fisch wiederum stellt uns vor Probleme – er ist schlicht zu instabil für die hängende Position und zerfällt. Allerdings macht das nichts: Er landet in der Bouillon, die mit Brokkoli und Zwiebeln in der Krempe köchelt. Das ist der Sinn der Sache – der Bratensaft des vertikalen Grillguts soll die Suppe aromatisieren. Da wir das Fleisch vorher nicht mariniert haben, fällt das Ganze sehr pur aus. Von der Knoblauchorgie, in der die Gambas gebadet haben, profitiert wiederum der ganze Rest.
Fazit: Das Grillgut kann mutig mariniert werden. Das nutzt der Brühe in der Krempe, und die ist der wahre Kniff. Wer sie außer acht lässt, verpasst das Beste und nimmt lieber das normale Raclette, dessen wagerechte Grillplatte einfacher zu bestücken ist. Ein Plus des Tatarenhuts: Die schön großen Raclettepfännchen. Viel Platz für Käse! (hah)Paradedisziplin: Dünngeschnittenes Fleisch und würzige Bouillon.Kommunikationsfaktor: Mittel bis hoch. Jeder bestückt zwar sein Pfännchen, wer aber dem Nachbarn das fertig gegrillte Rinderfilet vom Widerhaken klaut, muss sich rechtfertigen.Schweinerei: Während des Betriebs spritzt hier nichts. Die Widerhaken können den ein oder anderen Spülschwamm stressen. Durch die Beschichtung wird aber alles leicht sauber, auch die Pfännchen.Anschaffung: Zum Beispiel von TTM ab 199,95 Euro. Weitere Informationen finden Sie hier.