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Tippeltour 308Vorbei an Fichten und Fachwerk

Lesezeit 7 Minuten

Eitorf – Welcher Martin seinen Namen für Burg und Kloster Merten hergegeben hat, ist unbekannt. Auch, was dessen Besitzer Otto von Cappenstein davon hielt, dass seine Nachbarn, Heinrich II. und Agnes von Sayn zu Blankenberg, ausgerechnet neben seiner Burg ein Kloster gründen wollten. Bekannt ist aber das Ende der Geschichte. Er gab ihnen ein Stück Bauland. So kam ein Grüppchen Augustinerinnen auf eine Schleife an der Sieg, dort, wo der Bergrücken des Nutscheid seinen Felsensockel an den Fluss schiebt wie den großen Onkel ins kalte Wasser. Sie taten Gutes, auch wenn bald schon keiner mehr drüber sprach. Dann fiel das Bergische an die Franzosen und die Klöster wurden aufgelöst. Fünf Nonnen schnürten 1803 ihr Bündel und ließen Merten hinter sich.

Für Wanderer allerdings ist "Kloster Merten" ein lohnendes Ziel geblieben, ein Juwel des Siegtals. Wir beginnen jedoch unten an der Sieg "und es kann nun einmal nicht geschehen", wie Petrarca schreibt, "dass irgendein körperliches Wesen durch Hinabsteigen zur Höhe gelangt". Also schnüren wir die Stiefel fester.

Stets siegabwärts

Am Haltepunkt der Siegtalbahn mit Parkplatz machen wir uns auf den Weg. Wir überqueren das Gleis und orientieren uns an den Wanderwegetafeln. Dann passieren wir die Barriere und steigen hinab in die Aue mit dem gelben Zeichen des Zugangswegs zum Siegsteig ("1, 9 km"). Einen halben Kilometer wandern wir am Fuß der Böschung, stets siegabwärts. Dann schwenkt der Weg nach links und bringt uns an die Sieg heran. Nun geht es rechts und mit dem Wasser weiter bis nach knapp 400 Metern ein Fels vom Fuß des Stachelsbergs uns von der Siegbegleitung trennt. Der Weg schwenkt nach rechts und bringt uns bei einer rotweißen Schranke in den Wald, ein Stück weit den Marksbach hinauf (noch immer gelbes "S", nun auch "X" des "Sieghöhenwegs"). Nach 200 Metern öffnet sich das Tal nach links. Hier verlassen wir den Siegsteig-Zuweg und wandern weiter geradeaus, neben einem eingekerbten Zulauf mit Weg "S" ("X"). Hier geht es bergauf. Nach einer Wendestelle wird der Weg zum Pfad und wir klettern weiter durch raschelndes Laub, auf Buchenwurzeln wie auf Treppenstufen, bald wie im Weglosen, doch vom Andreaskreuz ("X") sicher geleitet.

Im Zickzack kommen wir zuletzt nach oben und erreichen die Mertener Höhe, eine historische Rodefläche mit vereinzelten Hofstätten auf einem weiten Buckel des Nutscheid, 140 Meter über der Sieg. Dem breiten Querweg folgen wir nach rechts, auch dem nächsten, schon nach etwa 100 Metern, und wandern mit dem "X" am Weiler Balenbach vorüber. Dort stoßen wir auf den asphaltierten Fahrweg, der die Hofstätten verbindet, und wandern weiter geradeaus mit "S" und "X". Im leichten Schwenk geht es vorbei an Weiden, Hightech an liebevoll gepflegtem Fachwerk, und noch immer geradeaus.

Die Silhouette des Ölbergs

Vorüber an der Abzweigung nach "Büsch" und "Leye" sehen wir von Ferne die Silhouette des Ölbergs. Am Briefkasten ("Sonntags keine Leerung") folgen wir den Zeichen links und kommen so nach Bruch, einem malerischen Fachwerk-Flecken um einen großen Nussbaum. Wir wandern weiter mit der Straße und entdecken gleich darauf die Brucher Kapelle, 1987 neu gebaut, doch schmuck gezimmert und am historischen Ort. Der alte Türbalken ist eingelassen, wohin er gehört: "DIESSE CAPEL HAPEN DIE EINGESESSENEN TIESER NACHPARSCHAFT AVF RICHTEN LASSEN".

Dahinter kreuzt das Sträßchen, das von Balenbach nach Hohn führt, vorüber an der Pension "Waldfrieden". Der Sieghöhenweg brächte uns hin, aber hier verlassen wir ihn und wandern nach der Kreuzung weiter geradeaus ("Winterscheid 4,6 km"). So geht es lange durch die ruhigen Wälder, ohne wirkliche Markierung, aber auch ohne Alternative. Nach 1,6 Kilometern, wo der Fahrweg den Buckel durchschneidet, den sein Vorgänger noch rechts umfahren hat, erreichen wir den Kammweg auf dem Nutscheid. Klar steht der mittelalterliche Turm von St. Servatius in Winterscheid zwei Kilometer weiter auf der Höhe über dem Bröltal.

Hier wenden wir uns an der Kreuzung rechts, wo der Weg für den Verkehr gesperrt ist und gleich auch nicht mehr asphaltiert. Nur wenig mehr als 100 Meter weiter zweigt bei einer rot-weißen Schranke ein Weg nach rechts ab, zurück ins Siegtal. Er ist vereinzelt mit "A 2/4" markiert und folgt der tiefen Kerbe des jungen Kreuzbachs zu Tal. Wir überlassen uns seinen Windungen und passieren bald vor einer Waldweide einen vergitterten Bildstock aus Grauwacke von 1961.

Nach einer weiten Kehre wandern wir dann nah am Kreuzbach talwärts, wo wir nach einem halben Kilometer, hinter einem Steinbruchloch zur Linken, auf einen Querweg stoßen, der nach rechts das Tal durchquert. Hier halten wir uns links und bleiben, wo der Weg sich teilt, halbrechts, hinab ins Talsystem des Mengbachs, dem auch der Kreuzbach sich ergeben hat. Dort finden wir zur Linken, unter einer Eibe, ein Kreuz von 1919 und am Wegekreuz den Siegsteig, weiß auf blau, unser Wanderzeichen bis ins Tal der Sieg. Merten ist exakte "5,1 km" entfernt.

Herrlich heller Buchenwald

Der Siegsteig folgt nun lange Zeit dem eingekerbten Mengbach. Nach rund 1200 Metern schwenken Bach und Weg nach rechts. Wir wechseln erst das Ufer, nach weiteren 200 Metern den Weg und steigen mit dem gut markierten Siegsteig aus der Kerbe rechts zurück ("Merten 3, 8 km") und in der Böschung aufwärts. Der Weg schwingt sich in einer weiten Kehre hoch, bald schauen wir hinab aufs Mengbachtal und das offenere Siegtal. Dann schwenkt der Weg rechts, dass wir die Tiefe nun zur Linken haben. So geht es durch ein kleines Fichtenstück. Dahinter finden wir aufs Neue vor uns eine Kerbe im Gelände. Noch einmal geht es rechts, dem Zeichen an der Eiche nach. Dann erreichen wir den breiten Weg "A 1" entlang der Böschung.

Ihm folgen wir nun links hinauf - nach wie vor mit dem Zeichen des Siegsteigs. Es geht um eine Quellmulde herum, in deren Scheitelpunkt ein Hochsitz steht. An einer rot-weißen Schranke kommen wir zum Wald hinaus, kreuzen den Sieghöhenweg ("X") und folgen rechts dem Sträßchen aufwärts Richtung "Hohn". Schon nach 100 Metern, neben einem Kruzifix, verlassen wir die Fahrbahn und wandern mit dem Siegsteig links. Der Weg folgt kurvenreich dem Gelände, bald geht es durch herrlich hellen Buchenwald, siegabwärts, hoch über dem Tal auf der Linken.

Wo der breite Weg sich anschickt, halbrechts noch einmal anzusteigen, folgen wir dem Zeichen an der Buche und steigen halblinks mit dem Siegsteig ab am Prallhang hoch über dem Fluss. Kurz führt der Weg uns auf den blanken Felsenrücken, dann schwenkt er scharf auf Schieferboden rechts, und wir erreichen das Sträßchen nach Hohn. Wir gehen links, vorbei am Fuß des Sockels mit einem schwarzen Holzkreuz, das die bekannten Zutaten der Kreuzigung zeigt. An den Balkenseiten steht ein Trost für die Rechtschreibreform: "Ob arm ob reich / im Tode gleig".

Hinweise auf eine Motte

Am Ortsrand, 150 Meter weiter, gabelt sich die Straße. Der Siegsteig folgt der "Agnesstraße" und wir bleiben auf der "Schlossstraße". Unter uns, und unbemerkt, der erste Tunnel der "Köln-Gießener Eisenbahn" von 1862. So geht es weiter mit der Sieg, entlang am Friedhof. An der alten Dorfpumpe vereinigen sich die Straßen wieder. Wir wandern weiter geradeaus. "Schloss" hieß das Kloster erst im 20. Jahrhundert, als man es entsprechend hergerichtet hatte. Der Torbogen zur Linken zeigt das alte Siegel ("Sigillvm monasterii Mertensis"), dahinter liegt die alte Klosterkirche, so weiß wie die verfolgte Unschuld ihrer Namensgeberin.

Wir werfen einen Blick hinein und wandern weiter mit der "Schlossstraße" zwischen dem Klosterbereich auf der Linken und dem alten Herrenhaus gegenüber, das vorher wohl "die Burg" war. Bei der Sitzgruppe in der Biegung schwenken wir dann rechts und wandern mit dem "Gassenkreuz" hinab ("NP"). Neben dem Kreuz der Eheleute Patt und Walgenbach von 1883 kommen wir unter der rot-weißen Schranke her. Auf dem Querweg wenden wir uns rechts und wandern nun mit "NP 4" nah der Böschung in der Aue entlang der Pferdekoppeln des Union-Gestüts. Nach 750 Metern passieren wir ein Gatter und gehen rechts, an der Schranke vorüber und hinauf zum Halteplatz, wo wir begonnen haben.

Auch hier soll einmal eine Burg, wenn nicht "die" Burg gestanden haben. Hinweise sind dürftig, auf alten Karten war hier eine Motte, so die Bezeichnung für eine Turmhügelburg, ausgewiesen. Und bis heute heißt die Zufahrt "Burgweg".