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Tippeltour 310Wanderung über bergische Höhen

Lesezeit 7 Minuten

Weg am Beginn der Tippeltour 310

Heckberg – Als Ritter Heinrich von Graschaf seinem Sohn den Anspruch auf den Zehnten übertrug, ließ er ihm auch schriftlich geben, wo die Rechte gelten sollten: „of der Dravender Hoy“. So kam der Ort in die geschriebene Geschichte, 1353: Drabenderhöhe. Entstanden ist er damals nicht. Der Kirchturm etwa ist schon mehr als hundert Jahre älter. Am Schnittpunkt zweier mittelalterlicher Handelswege, der Brüderstraße und der Zeithstraße, lag der Ort gut sichtbar auf der Höhe – und hieß auch so: Drauende hoighe 1575, Trabender Höhe 1604.

Nie wieder aber kam der Name seinem Ursprung noch einmal so nah wie 1464. Da hieß er „Traffende Hue“, weil nach allen Seiten Wasser floss. 1200 Millimeter Niederschlag im Jahr. Sechs Bäche springen hier zu Tal. Kein Wunder, dass man diese Höhe triefend nennt.

Blick bis ins Sauerland

„Am Höher Berg“: So heißt die kleine Straße, der wir vom Chor der Kirche anfangs folgen. Aus den vielen Wanderzeichen suchen wir uns das Andreaskreuz der Wege 9 und 28 aus. Es geht entlang am Friedhof, dann vorbei an einer zweiten Parkgelegenheit. Zur Rechten reicht der Blick weit in das Oberbergische hinein, bei gutem Wetter bis ins Sauerland.

Am Ortsrand, zwischen den Häusern 16 und 23, führt unser Weg am Absperrpfosten vorüber in die Wiese. Nach etwa 150 Metern weist uns das „X“ am Laternenmast nach links, und wir steigen durch die Wiese auf, überqueren mit Bedacht die Bundesstraße und folgen 50 Meter weiter dann dem Feldweg rechts („X“ 28).

Der Weg führt sacht bergab. Ans Grünland schließt sich auf der linken Seite eine Pferdekoppel an, dann wandern wir im Wald. Bei einem Wegekreuz nach etwa 150 Metern halten wir uns mit dem Zeichen links. Nach wieder 150 Metern kommen wir bei einer Bank zum Wald hinaus. Weg 28 („X“) verlässt uns mit dem Querweg vor der Ackerfläche nach rechts.

Am Oberlauf des Loopebachs

Wir gehen links, nun lange mit dem Winkel von Weg 12 und „A 5“. Der Weg knickt rechts, und wir folgen vor dem Umsetzer am Oberlauf des Loopebachs dem Querweg abermals nach links. Es geht im Rechtsschwenk um die eingefasste Quellmulde herum und weiter, steigend, in den Weiler Verr.

Vorbei an einer schönen Fachwerkhofstatt auf der Rechten geht es geradewegs durch den Ort, wo wir linker Hand zuletzt das stattliche Hotel und Gasthaus „Wald-Eck“ erreichen.

Gleich hinter der efeu-umhüllten Fassade schwenkt der Weg mit zahlreichen Zeichen nach links, steigt auf, vorbei an einem ausgehöhlten Sandstein vor Haus 18. No milk today! Hier gibt es keinen Milchmann. Das ist ein „Summstein“, wie es heißt. Wir stecken vorsichtig den Kopf hinein.

Richtung „Büddelhagen

Doch weiter geht’s: Oben stoßen wir dann auf den Fahrweg und wandern rechts am Oberrand der Wiese Richtung „Büddelhagen 1 km“, weiter mit Weg 12 (Winkel). So erreichen wir nach einem halben Kilometer unter einem großen Apfelbaum einen Fahrweg, der uns schräg rechts, hinab, hinauf, dann geradewegs durch das kleine Büddelhagen bringt und nach dem Hohlweg abermals durch Ackerland und Richtung Wald („A 1“, Weg 12, Winkel). Es geht am Hochsitz vorüber und in sachtem Linksschwenk in den Wald. Nach gut 200 Metern gabelt sich der geschotterte Weg, wir bleiben links und auf der flachen Höhe. So weichen wir im weiten Bogen den Kerben mit den Wasserläufen aus, die allesamt zur nahen Agger streben. Zweimal zweigen Wege ab nach links. Wir verfolgen aber immer geradewegs den Winkel.

Kaltenbacher Forst

Das ist der Kaltenbacher Forst, Jahrhunderte hindurch Lieferant von Holz, Wild und vielfach auch für das Erz der Menschen in den Hofschaften rund um den Heckberg, den wir hier halb umrunden. Damals – nicht in jenen märchenhaften Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, sondern amtlich im Jahr 1349 – lebte dort das Hamännchen. Sonst lebte niemand mehr, denn es wütete die Pest. Nur auf Brächen, heute noch dreieinhalb Kilometer weit entfernt, lebte noch ein Mensch, und jeden Morgen heizten sie mit feuchtem Laub, damit der andere am Qualm erkannte: Hurra, wir leben noch!

Alte Grube Silberkaule

1400 Meter weiter kommt aus der Tiefe rechts ein fester Weg heran. Wer will, der findet dort schon in der ersten Biegung links und rechts den Abraum der alten Grube Silberkaule. Dort wurden schon im 13. Jahrhundert Silbererz und Blei geschürft, im 19. Jahrhundert mit drei Schächten, bis zu 200 Meter tief, und noch immer sollen dort genügend Erzvorräte liegen.

Wir hier oben wandern wir weiter mit Weg 12 (Winkel), sacht im Linksschwenk, mäßig ansteigend. Wo sich dann der Weg nach einem halben Kilometer anschickt, scharf nach links zu schwenken, verlässt uns der Weg 12 nach rechts und läuft nun durch den Wald. Wir bleiben auf dem breiten Schotterweg, der eine S-Kehre durch Lärchenwald beschreibt, und kommen hinter einer rot-grauen Schranke zum Wald hinaus und auf den festen Höhenweg, der quer von Ost nach West verläuft. Vor uns vereinzelt Häuser, die zu Heckhaus, also Much, gehören. Am Horizont die sieben Berge.

Handelsweg von Köln nach Marburg

Der breite Weg, dem wir nun links und bis zum Ende folgen („X“), ist die alte Brüderstraße, ein Handelsweg von Köln nach Marburg aus dem frühen Mittelalter, meist auf der Höhe unterwegs, wo der Weg sich in den Felsen kerben konnte und bei schlechtem Wetter schneller trocken war. Niemand weiß, nach welchen Brüdern er benannt ist: Die Mönche von St. Georg und St. Severin besaßen Ländereien auf der Strecke nach Siegen, sie werden hier vorbeigekommen sein; auch an Pilgerbrüder ist zu denken, und manche meinen auch, der Weiler Brück am Mauspfad habe seinen Namen hinterlassen. Stets aber hieß die Straße Brüderstraße – und heißt noch immer amtlich so in Refrath, Overath und Nümbrecht.

Der beschriebene Rundweg misst 9,5 km.

Anfahrt: A 4 bis AS Bielstein, dann links B 56 bis Drabenderhöhe. Parkgelegenheiten an der Kirche und „Am Höher Berg“ oder hinter der Kirche links 200 Meter. Gäste von Haus „Wald-Eck“ können dort beginnen. Oder mit RB bis Bahnhof Ründeroth, von dort mit VRS-Bus 319 nach Drabenderhöhe.www.vrsinfo.de

Einkehrmöglichkeiten: Diverse in Drabenderhöhe. In Verr: Hotel-Restaurant „Wald-Eck“, Verr 14, 51674 Wiehl, 02262/2939 (Di Ruhetag)www.haus-wald-eck.de

Auskunft: Wiehl, 02262/990www.wiehl.dewww.drabenderhoehe.de

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Wir folgen dem Andreaskreuz des Wanderwegs 22, auch wenn es daneben noch andere Zeichen gibt, bisweilen auch auf blauem Grund die gelbe Jakobsmuschel. Links liegt der Heckberg, zur Rechten fällt der Blick auf freies Land. Vereinzelt stehen Häuser an der Strecke. Nach einem Kilometer, gegenüber dem Einzelhaus 4, wo nach links das Sträßchen auf den Heckberg abzweigt („Militärischer Sicherheitsbereich“), thront links der Straße ein Gedenkstein mit dem Wappen des Reichsarbeitsdienstes, dem spitzen Spaten zwischen Ähren. Er erinnert an die Rodung des Heckbergs auf seiner Mucher Seite in den Jahren 1932–1935. „1932“ steht darüber, doch der Bronzehinweis auf die Arbeit dreier Jahre konnte erst danach geschrieben werden, womöglich auch erst nach dem Krieg. Heute notierte man „Compliance schafft Ressourcen“, damals hieß das noch: „Gemeinschaftsgeist schafft Hilfe“.

Naturschutzgebiet

Wir wandern nun im Naturschutzgebiet und finden wenig später den Hinweis auf die schöne Aussicht – nicht nur der Bewohner rechts des Wegs – in Eichenholz gekerbt. Wo ein Streifen Wald geblieben ist, zweigt nach rechts der Weg A 3 ab. Es geht mit dem Andreaskreuz am Wasserhochbehälter und der Abzweigung des Wegs A 2 vorüber. Dann kommen wir zum Wald hinaus, passieren keine 100 Meter später, vor einer gut erhöhten Bank, den Fahrweg, der nach Büddelhagen und Haus „Wald-Eck“ führt („A 2“, „A 7“).

Wir wandern geradeaus, ein letztes Mal durch einen Streifen Wald, finden, wo wir dem Waldrand folgen, links die Sitzgruppe „Wanderers Rast“ mit Hinweisen auf die alte Brüderstraße. Ein „echtes“ Straßenschild in fetter Fraktur, nur einen Steinwurf weit im Wald, weist uns auf einen Rest von Hohlweg hin. Hier stellen wir uns nicht so leicht die Brüder vor.

Wir wandern weiter durch das Grünland, stoßen auf das Sträßchen, das nach Büddelhagen führt, und erreichen bei einer Sitzgruppe zwischen zwei Birken den Ortsrand von Drabenderhöhe zwischen den Häusern 44 und 45 und folgen ihr halbrechts, zurück zum Kirchturm an der Höhenstraße.