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Tippeltour 311Wandern zwischen Erft und Urft

Lesezeit 7 Minuten

Hinweistafeln im Nationalpark Eifel

Schnelles Geld sieht anders aus. Ganz schmucklos liegt das Dörfchen Bleibuir in der Senke, nur die rote Agneskirche weist auf Wohlstand hin: Himmelwärts getürmter Sandstein nach dem Plan des Kölner Dombaumeisters Vincenz Statz. Damals grub man hier auch noch nach Blei, und es gab den Satz, es lasse sich am Mechernicher Bleiberg ein Scheffel Korn noch schneller verdienen, als es der Müller mahlen könne. Bis ins 20. Jahrhundert grub man hier nach Blei. „Gute Hoffnung“ hieß das Bergwerk.

Wir wandern weiter geradeaus, sacht steigend, und lesen an den Richtungs- und Entfernungstafeln ab, wie gut wir vorankommen. Der Weg schwenkt einmal sacht nach links und bringt uns sacht hinauf.

Der beschriebene Rundweg misst elf Streckenkilometer. An Wochenenden empfiehlt es sich, den Ausweichparkplatz Tönnishäuschen zu wählen (und dann Weg 10, Winkel, nach Süden, 2 x 1,4 km). Schön ist auch die große Runde (knapp 15 km), von Wielspütz weiter mit Winkel bis in den Nationalpark, dort zurück auf demselben Weg wie zu Beginn in Richtung Bleibuir (vgl. Karte).

Deutlich kürzer (7,5 km) wird der Weg, wenn man gleich im Nationalpark der Beschilderung rechts nach Bergbuir folgt.

Anfahrt: A 1 bis AS Euskirchen-Wißkirchen, B 266 bis in Höhe des Bleibergs, rechts L 169 bis Bleibuir, links („Rotbachstraße“) bis zum Parkplatz am Nationalpark. Der Parkplatz Tönnishäuschen liegt an der B 265 Erftstadt–Gemünd.

www.vrsinfo.de

Einkehrmöglichkeiten: In Bergbuir, abseits des Wegs nahe der Kapelle: Bej Tünn, Glehner Straße 13, 53894 Mechernich-Bergbuir, 02443/48633 (sonntags, sonst nur abends. Montag Ruhetag).

Auskunft: Tourismus Mechernich: 02443/494321

www.mechernich.de

hans-dieter-arntz.de/bleibuir.html

bergbaumuseum-mechernich.de

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Nach 1300 Metern stoßen wir auf einen Querweg („Bleibuir 3,3 km“) und finden hier den „Krönungsweg“ 10 des Eifelvereins. Wir folgen seinem Winkel rechts in Richtung „Tönnishäuschen 2,5 km“. Hier sind wir auf der Wasserscheide zwischen Erft und Urft. Was hier an Wasser anfällt, das fließt rechts zum Rhein und links zur Maas. 200 Meter weiter dann am Wegekreuz die höchste Stelle dieser Tour: exakt 500 Meter.

Wir wandern weiter auf dem „Krönungsweg“ – und, zeremoniell korrekt, in Richtung Aachen. Bei einem großen Wegedreieck („Tönnishäuschen 1,4 km“) verlassen wir den Wanderweg mit dem Winkel und wenden uns nach rechts: „Bergbuir 3,9 km“. 1,7 Kilometer wandern wir nun sacht hinab. Dann folgen wir bei einem Wegekreuz dem Hinweis „Bergbuir 2,2 km“ nach rechts, kaum mehr als 100 Meter weit, doch zügig abwärts im Gelände. Unten wandern wir dann mit dem breiten Querweg in der Kerbe links („Bergbuir 2,0 km“). So verlassen wir den Nationalpark bald bei seiner Schranke, wenig später auch den Wald und wandern weiter geradeaus auf einem schmalen asphaltierten Weg, entlang an Birken, später Pappeln. In dieser Kerbe sammelt sich, wenn Wasser anfällt, der junge Eselsbach.

Vom Blitz erschlagen

400 Meter weiter in der freien Feldflur folgen wir dem asphaltierten Querweg, steigen links an Feldgehölz entlang auf eine kleine Höhe, wo wir vor uns schon von fern ein Kreuz unter zwei Linden sehen. Nach 150 Metern wenden wir uns rechts und wandern auf der Grenze zweier Ackerflächen, dann am rechten Rand der nicht beackerten Böschung weiter bis an das Flurkreuz über Bergbuir. Die Schrift erinnert an „ den wohlachtbaren Jüngling Adolf Beul, der hier bei seinem Vieh vom Blitz erschlagen wurde“. Das war schon im Jahr 1880 und ist, dem Kreuz sei Dank, bis heute nicht vergessen.

Von hier aus wandern wir nach rechts hinab, zurück bis an den Lauf des Eselsbachs, und folgen dem Asphaltweg dann nach links, wo wir bei einer Gruppe von markanten Eschen das kleine Dorf Bergbuir erreichen. Neben der „Jugendhalle“ stoßen wir auf die Landstraße von Hergarten („Barbarastraße“). Auch die Kapelle links auf der Höhe ist der Bergbau-Heiligen gewidmet.

Wir überqueren geradewegs die Straße und wandern weiter, nun auf einem namenlosen Weg, am Eselsbach entlang. Bei einem Kinderspielplatz kommen wir zum Ort hinaus. Am Strommast 50 Meter weit vorüber, treffen wir auf einen Weg, der links wie rechts als Fußweg ausgewiesen ist. Ihm folgen wir nach rechts, entlang an einer kleine Weide mit Damwild, über den Bachlauf hinweg und in der Böschung dann hinauf bis an das Ackerland mit einem Wegekreuz. Hier geht es noch einmal hinauf und geradeaus bis an die Landstraße heran mit einem Fußweg hinter ihrer Leitplanke. Ihm folgen wir nach links.

Schon 200 Meter weiter, wo wir den Friedhof von Bleibuir erreichen, halten wir uns wieder links und gehen dann nach 150 Metern rechts, hinunter in den Ort. Dort folgen wir der „Alten Straße“ rechts und auf die Agneskirche zu. An ihr vorüber, geht es mit der Landstraße („Am Mönch“) nach links hinab, vorbei am „Pfaffenbrochweg“. Der alten Schule gegenüber, nun das „Dorfgemeinschaftshaus“, biegen wir dann in die „Rotbachstraße“ ein in Richtung „Voißel 2 km“. Schon im ersten Rechtsknick verlassen wir die Kreisstraße bei einem Kruzifix nach links und wandern mit dem Sträßchen „Um die Weiher“ links und finden vor der Kerbe des Schliebachs den Winkel des Wanderwegs 10. Weiher sind hier keine mehr. Vermutlich hielten sie den Wasservorrat, den man bei der Erzgewinnung nicht nur als Antrieb brauchte.

Mit dem Winkel wandern wir nach rechts, vorbei am Unterrand der Gartengrundstücke, und könnten ihm bis auf den Rücken der Kermeterhöhe folgen. Bei einer Birke kommen wir zum Ort hinaus und wandern nun am Unterrand der Feldflur weiter, weiterhin den Bach hinauf, an einer Bank vorbei. Wir nähern uns der bewaldeten Höhe, eindrucksvolle Eichen säumen links den Bach. Vor der Erhöhung schwenkt der Wanderweg ein wenig links und weiterhin den Bach hinauf. Gegenüber lag die Grube „Gute Hoffnung“, gut erkennbar, auch wenn inzwischen über allen Abraum Gras gewachsen ist.

Schon die Römer hatten nahe Mechernich nach Blei gegraben. Als im 15. Jahrhundert der sogenannte „Beutelkorb“ entwickelt wurde, ein feines Sieb, das nur den roten Sand hindurch ließ und die begehrten „Bleierzknotten“ sammeln half, millimetergroße „Nuggets“, wie sie hier anfallen, bekam der Bleibergbau am Mechernicher Bleiberg Auftrieb. Es war die Zeit, da „Schleidenbuere“ sich den Namen „Bleybuer“ gab. Wo dann rechts der Wald zurückspringt, ehe wir die Stromleitung passieren, finden wir zur Rechten, hinter lichtem Farn und hölzernen Bohlen, den alten jüdischen Begräbnisplatz. Bleibuir galt im 19. Jahrhundert als „Judendorf“: 1866 lebten 48 Juden hier. Vier Grabsteine sind alles, was geblieben ist.

Mit Blei gespickt

200 Meter kommen wir an Wielspütz heran, und glaubt man der gelehrten Forschung, dann steckt auch hier im Namen schon der Bleibergbau der alten Zeit: Im späten Mittelalter kamen Bergarbeiter aus der Wallonie in die Eifel, die nicht nur ihren Sachverstand mitbrachten, sondern auch die Sprache. Demnach gab es hier einst eine alte Grube, „vieil puits“, mit Blei genug gespickt, um dem Dorf den Namen dazulassen. Wir folgen dem Winkel links, erstmals über den Bachlauf hinweg und dann noch einmal 100 Meter weit nach rechts. Nun verlassen wir den Wanderweg und gehen mit dem Sträßchen rechts, über den Schliebach hinweg und kommen mit der „Moosgasse“ im Schwenk hinauf.

Hier folgen wir der Straße rechts, „Am Funkenbusch“, bis an die Kreisstraße heran mit einem Kreuz der Hermann-Josef-Pilger. Dann überqueren wir, fünf Meter weiter links, die Straße, folgen aber nicht dem Weg, der links und sacht hinauf durchs Freie führt, sondern nehmen rechts den Weg am Waldrand und hinab. Am Ende des Waldstücks folgen wir dem breiteren Querweg nach links, kommen durch das Bachtal und dann halbrechts hinauf, vorbei an Kolpingheim und „Jagdhaus Weidmannsruh“ und an ein Wegekreuz bei einem Holzkreuz unter Linden. Links sind es mit dem asphaltierten Weg nach 750 Meter bis zum Ziel.

Doch vorher schauen wir uns um, entdecken Bleibuir mit dem roten Kirchturm, Glehn mit seinem weißen und rechts den Abraumberg von Mechernich. Bis Ende 1957 wurde dort nach Blei gegraben. Es liegt noch genug im Boden, doch als der Preis auf dem Weltmarkt einbrach, war Schluss für 4500 Beschäftigte. Zwei Jahre später kam die Bundeswehr und blieb die nächsten 44 Jahre. Wer jetzt mitgerechnet hat, der weiß, dass nun auch die vorüber sind.