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Tippeltour Wanderung 320Der wunderschöne Rhein von oben

Lesezeit 5 Minuten

In den Nischen der Semantik hat sich heute zwischen „Bürgersteig“ und „Klettersteig“ der „Rheinsteig“ überaus erfolgreich eingerichtet. Als Wanderpfad mit Gütesiegel besteht sein Hauptzweck darin, die Schönheiten des Rheintals so auf eine Perlenschnur zu reihen, dass die Wälder still, die Täler schattig und die Felspartien schroff erscheinen. Wenn nicht, dann hilft man gerne nach, als sei ein Wandersteig sein eigener Vergnügungspark. Beispielsweise so: Kaum hat man die 198 herrlichen Meter der Rheinbrohler Ley erklommen, geht es über rutschige Holztreppen in ein Kerbtal hinab und wieder hoch auf 270 Meter!

Hoch- und Tiefpunkte

Doch der Reihe nach, zumal an dieser Wegeführung – reichlich frei nach Schillers Versen aus dem „Wilhelm Tell“ – sogar die Nachbarin beteiligt war! Vom Bahnhof aus oder den diversen kleinen Parkplätzen entlang der „Hauptstraße“ im schönen Städtchen Rheinbrohl wandert man rheinabwärts bis zur „Bachgasse“. Schon das nächste Sträßchen ist die „Kehrstraße“, mit der wir rechts die wuchtige Umgehungsstraße unterqueren.

Nur einen Steinwurf weiter entdecken wir das Rheinsteigzeichen, blau und weiß, und steigen mit ihm rechts hinauf bis an das Ehrenmal des 3. Rheinischen Infanterieregiments Nr. 29. Gebaut wie eine Kapelle, dient die Gedächtnisstätte als symbolisches Grab für die 3540 „gefallenen Kameraden“ des Großen Kriegs von 1914-1918. Dass der bald „Erster Weltkrieg“ heißen würde, ahnten die Kapellenbauer bei der Fertigstellung 1933 noch nicht.

Jenseits des Kapellchens geht es weiter und hinauf, und wir erreichen gleich den Aussichtspunkt des Rheinsteigs mit grün-weißer Hütte und blau-gelbem Banner auf dem Grauwacke-Schiefer. Das ist ein Plätzchen wie zum Kämmen für die Loreley, doch gekämmt sind nur die Reben tief im Tal. Im Dunst des Flusses liegt die Hammersteiner Werth im Rhein, daneben, 195 Meter hoch, die Reste von Burg Hammerstein auf ihrem Kegelberg: der Ziel- und Wendepunkt für heute. Die Hoch- und Tiefpunkte sind da nicht mitgerechnet.

Der Weg steigt nun die letzten Meter an bis an die kleinen Eichen auf der Felsenkuppe, wo wir weiter links den kleinen Parkplatz auf der Höhe sehen, dann weist uns das Zeichen des Rheinsteigs nach rechts, hinab und durch ein feuchtes Tal und ohne Pause wieder aufwärts über Tritte. Oben folgt der Wiesenpfad dem Rand der großen Weidefläche, schwenkt mit dem Waldrand links, auch hier am Weidezaun entlang, halbrechts durch ein Waldstück mit Robinien, bis wir dann vollends über einer Kerbe rechts im Wald sacht und regelmäßig aufwärts wandern.

Oben schwenkt der Weg nach rechts, mit deutlichen Zeichen hinweg über den Beginn des Kerbtals, schwenkt links und weiter aufwärts, bis wir links, noch gar nicht auf der Höhe, im Wald ein Steinmännchen passieren. Gleich darauf, vor einem sachten Rechtsschwenk, in dessen Lauf der Weg die flache Kuppe überwindet, um zick und zack bergab ein Bachtal zu erreichen (unseren Rückweg!), verlassen wir den Rheinsteig nach links und folgen einem unmarkierten Schleppweg, der uns im Wald ein letztes Mal hinauf und an den Waldrand bringt.

Die weite Wiese vor uns dient als Wildacker und Zielscheibe in einem. Wir bleiben rechts am Waldrand, dann links ein Stück bis an den Hochsitz, und folgen hier nun rechts dem breiten Weg am Wald entlang. An einem zweiten Wiesenstück wandern wir schnurgeradeaus weiter, vom Landwirt geduldet, am Ende über eine flache Drahtumzäunung und im Wald, nah einer steilen Böschung auf der Rechten, nochmals geradeaus, bis wir vor dürrem Fichtengehölz auf den gutmarkierten Rheinhöhenweg („R“) stoßen.

Rechtsrheinisch unterwegs

Weiß auf schwarz verrät er, dass wir auf dem rechten Ufer des Rheins unterwegs sind. Bald geht es wieder sanft bergauf. Ein Wegedreieck, gut einen halben Kilometer geradeaus, passieren wir halbrechts und steigen mit dem „R“ noch einmal rund einen Dreiviertelkilometer weit an im Quellgebiet des Hammersteiner Bachs, bis wir den Wald verlassen und links, dann rechts den Höhepunkt für diesen Tag erreichen: die Hofstatt „Forsthof“, 348,7 Meter hoch. Dort gelangen wir auf den „Forsthofweg“, der rechts und bis zum Wald mit Kastanien zur kleinen Allee gestaltet worden ist.

Der Haupterwerb der Bauern liegt schwarz-weiß und wiederkäuend auf den Wiesen, der Nebenerwerb findet samstags und sonntags im Backsteinhäuschen statt: Beköstigung der Dürstenden! Dann wandern wir zwei Kilometer weit dem Rhein entgegen. Wo der Rheinhöhenweg den Waldrand rechts erreicht, steht eine komfortable Hütte. Bald sind wir vollends im Wald. In einer felsigen Rechtskehre des Wegs sehen wir im Fels – und glauben es denn auch – den Abrieb der eisenbeschlagenen Holzkarrenräder von einst. Der Weg schwenkt rechts, führt uns vorbei an einem Kreuz für einen hier Verstorbenen und knickt rund 100 Meter scharf nach links („R“).

Durch alte Streuobstwiesen geht es auf den Rhein zu, wo wir nach 250 Metern auf eine Wegekreuzung stoßen: Vor uns ein alter Bildstock unter einer mächtigen Linde, von links nach rechts der Rhein mitsamt dem Rheinsteig, dem wir ein paar Meter weit flussaufwärts folgen, also links, bis zum „Burgfeld 169 m (NN)“. Hier stolpern wir halbrechts auf einem altem Pfad Burg Hammerstein entgegen, der schwarzen Ruine der ältesten Höhenburg zwischen Bonn und Bingerbrück.

Der Rest ist Rückweg, Rheinsteig, also Plackerei: Es geht auf einem weichem Wiesensaum hinab, an einer Bank vorbei, im Bachtal etwas rechts, im Schwenk vorbei an einem Brunnenhäuschen und nach links, nach Niederhammerstein und durch die Reben. Noch vor der Bundesstraße schwenkt der Rheinsteig rechts, führt uns entlang am kleinen Friedhof zwischen Reben und vorbei am Kriegerdenkmal mit einem Basaltlavakreuz von 1671. Mit der „Kapellenstraße“, einem alten Prozessionsweg, und dem Rheinsteigzeichen geht es halbrechts durch den Ort bis an die hellgelbe Katharinakirche und die „Dorfstraße“ heran, wo uns Hammerstein willkommen heißt. Gelegenheit zum Trinken findet sich verschiedentlich ums Eck. Dann wandern wir die „Dorfstrafe“ nach rechts hinauf, vorbei am alten „Zehnthof“ und im Tal des Hammersteiner Bachs zum Ort hinaus.

Wo der Hammersteiner Bach gefasst im Rohr verschwindet, wandern wir an einer Sitzgruppe vorüber und rechts des Baches geradeaus bis an das Wegedreieck „Kelmert 133 m (NN)“. Bis zur Rheinbrohler Ley sind es niedliche 2200 Meter, zum Bahnhof nur 3,5 Kilometer. Doch vorher müssen wir in beiden Fällen zick und zack hinauf auf 220 Meter und dann noch einmal durch das eingeschnitzte Bachtal, das wir schon vom Hinweg kennen. Aber immer auf dem Rheinsteig.