Von wegen dummes Schaf!So schlau ist Shaun wirklich

Ausschnitt aus dem Film "Shaun das Schaf. Der Film kommt am 19.03.2015 in die deutschen Kinos.
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Das kluge Kult-Schaf Shaun wird zum Kinohelden – am 19. März startet der Film „Shaun das Schaf“. Shaun ist witzig, den Menschen überlegen und der Chef auf dem Bauernhof. Ständig hat er neue Ideen. Im Film geht es auf eine große Reise in die Großstadt und Shaun muss dafür sorgen, dass die Herde wieder heil nach Hause kommt. 20 Jahre ist es her, dass Shaun in dem Oscar-prämierten Kurzfilm „Wallace & Gromit – Unter Schafen“ zum ersten Mal auftauchte. Er war so beliebt, dass er eine eigenen Serie bekam – die es auf 130 Episoden gebracht haben. Doch nicht nur Shaun hat außergewöhnliche Fähigkeiten, auch seine „echten“ Verwandten vollbringen Erstaunliches. Von wegen „dummes Schaf“!
Weich, weicher: Merinoschafe
Merinowolle gehört zum Besten, was ein Schaf zu bieten hat. Nicht umsonst stammt fast die Hälfte der heute weltweit gehandelten Wolle von diesen Tieren. Vor allem in Australien und Neuseeland gibt es riesige Herden, aber auch in Deutschland sind Merinoschafe weit verbreitet. Merinowolle war früher auch als „Spanische Wolle“ bekannt, da Spanien schon im Mittelalter das Handelsmonopol besaß, und die Ausfuhr der Tiere in andere Länder bei Todesstrafe verboten war. Das änderte sich erst im 18. Jahrhundert, als die ersten Merinoschafe auch nach Deutschland kamen. Hier wurden sie mit anderen Rassen gekreuzt, so dass Fachleute heute zwischen Merinolangwollschaf, Merinofleischschaf und Merinolandschaf unterscheiden können. Längst geht es nicht mehr nur um die hochwertige Wolle der Tiere, auch ihr Fleisch wird gehandelt, seitdem Baumwolle und Kunstfasern die Schafwollpreise in den Keller getrieben haben. Dabei hat Schafwolle – und zwar nicht nur Merinowolle – eine ganze Reihe von Vorteilen, mit denen keine noch so ausgeklügelte Kunstfaser oder auch Baumwollfaser mithalten kann. Schafwolle nimmt Schmutz und Gerüche kau an, und kann Schweißgeruch neutralisieren. Sie nimmt bis zu einem Drittel ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit auf, ohne sich dabei nass anzufühlen, und gibt diese auch besonders schnell wieder ab. Schafwolle ist darüber hinaus ein nachwachsender, nachhaltiger Rohstoff, der bei regionaler Herkunft umweltschonendere Transportwege ermöglicht. Gerade hochwertige Wolle, wie die vom Merinoschaf, aber auch Lammwolle der ersten Schur („Kurkwolle“), ist überaus hautverträglich und kratzt nicht.
Gelenkig: Mufflons
Manche Experten gehen davon aus, dass das Mufflon der wilde Vorfahre aller heutigen Hausschafrassen ist. Auch wenn die Theorie nicht unumstritten bleibt, so sieht das Mufflon mit seinen beeindruckenden Hörnern doch ganz schön wild und urtümlich aus. Die Tiere sind für Schafe relativ leicht, ein Widder kommt gerade einmal auf 50 Kilogramm, die Weibchen oft nur auf 30 Kilo. Das ist aber auch wohl ganz gut so, denn jedes überflüssige Gramm wäre hinderlich in dem bergigen Lebensraum, in dem das Mufflon vorkommt.Heute lebt es wild vor allem noch in Anatolien, im Kaukasus, sowie im nördlichen Iran und Irak. Aber auch in vielen anderen Regionen wurde es zu Jagdzwecken wieder neu angesiedelt, unter anderem auch in Deutschland. Außer dem Menschen hat es nicht viele Feinde zu fürchten, Wölfe etwa und Adler gehören dazu. Da Mufflons aber über hervorragende Sinne verfügen und ausgezeichnet klettern können, sind sie ihren natürlichen Feinden durchaus gewachsen. Größeren Raubtieren entgehen sie zumeist geschickt, indem sie sich in felsigeres, steileres Gebiet zurückziehen, wohin die Feinde ihnen schlecht folgen können. Und die Bedrohung aus der Luft lässt sie Schutz unter Bäumen und in Wäldern suchen. Die Bestände werden als so gut eingeschätzt, dass heute sogar in Deutschland Jahr für Jahr etliche geschossen werden.
Tapfer: Schwarze Schafe
Schwarze Schafe sind die absolute Ausnahme. Experten schätzen, dass nur etwa jedes 300. Schaf schwarz ist. Normalerweise hält sich das Gen für die schwarze Fellfarbe im Hintergrund, ist rezessiv, wie Genetiker sagen, aber manchmal schlägt es eben doch noch durch. Schwarze Schafe sind bei Züchtern sehr unbeliebt, denn ihre Wolle lässt sich nicht einfärben, und so wird das Schwarz auch nur im wolllosen Kopfbereich und eventuell noch an den Beinen geduldet, so wie etwa beim Westfälischen Schwarzkopfschaf oder auch beim Bentheimer Landschaf. Dafür sind die schwarzen Schafe für Gleichnisse und Sprichwörter unentbehrlich. Viele Kinder lernen mit der Geschichte „Das kleine schwarze Schaf“, das man sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen darf. Und um das schwarze Schaf in der Familie muss man sich auch ganz besonders kümmern. Eins steht fest: Schwarze Schafe müssen besonders tapfer sein, um in der Herde bestehen zu können.
Zäh: Moorschnucken
Das Moor ist ein lebensfeindlicher Ort. Der ewig saugende Morast zehrt an den Kräften und birgt die Gefahr, alles auf Nimmerwiedersehen zu verschlingen. Im Sommer ist es brütend heiß, da es, wenn überhaupt, nur relativ wenige Bäume und Büsche gibt, die Schatten spenden könnten. Dennoch gibt es Schafe, die an diese unwirtliche Landschaft hervorragend angepasst sind: die Moorschnucken. Im Vergleich zu anderen Schafen sind sie relativ klein und vor allem leicht, so dass sie nicht so schnell einsinken. Weibliche Tiere wiegen mit ihren 40 bis maximal 50 Kilogramm nur etwa die Hälfte von dem, was andere Schafrassen auf die Waage bringen. Schäfer schwören zudem auf ihre einzigartige Fähigkeit, sich aus Moorlöchern selbst wieder befreien zu können. Ihr größter Vorteil dürfte aber wohl ihre Genügsamkeit sein, denn in einem intakten Moor sucht man frische saftige Graswiesen vergebens. Moorschnucken sind da nicht so wählerisch: Von Moosen und Flechten über Besen- und Glockenheiden, harten Gräsern, bis hin zu Beeren, Pilzen, Kräutern und selbst Birkenblättern, verschwindet alles im Schafmagen, was zu finden ist. Somit eignen sich die Tiere hervorragend für den Landschaftsschutz, fressen sie doch praktisch alles, was in ein Moorgebiet eigentlich gar nicht hinein gehört. Die aufkeimenden Birken beispielsweise zählen zu den ersten sogenannten „Pionierbäumen“, die sich in einem Moor breit machen und so dessen Verwaldung vorantreiben. Ohne die Hilfe der Moorschnucken hätten die Menschen jede Menge Arbeit.
Mutig: Jakobschafe
In der kleinen britischen Ortschaft Leighterton in Gloucestershire herrschen Recht und Ordnung – dank der Wachschafe des Bauern Keith Cliffords. Er lässt Haus und Hof von 24 Jakobschafen sichern, die er zu regelrechten Wölfen im Schafspelz ausgebildet hat. Die Tiere schlagen nämlich nicht etwa Alarm, wenn ein Bösewicht sich nähert, nein, sie greifen an. Mit ihren vier mächtigen Hörnern, den besonders starken Stirnplatten und einem Gewicht von bis zu 75 Kilogramm rammen sie alles in Grund und Boden, was sich ihnen in den Weg stellt. „Normalerweise laufen Schafe ja weg, wenn sie etwas beunruhigt“, sagt Clifford nicht ohne Stolz. „Diese hier tun das nicht.“ Von Klein auf hat der britische Farmer die seltenen Jakobschafe auf ihre Aufgabe vorbereitet und ist nun hochzufrieden mit dem Ergebnis – auch wenn die britische Presse über die „Ninjaschafe“ der „Lanolinbrigade“ spottet. Seinen Namen hat das Jakobschaf vom biblischen Erzvater Jakob. Dieser hütete jahrelang die Schafe seines Schwiegervaters Laban. Als Lohn durfte er alle gescheckten Schafe in der Herde für sich behalten. Die Tiere kamen später mit arabischen Eroberern über Nordafrika zuerst nach Spanien und letztendlich auch nach England.Jakobschafe sind beeindruckende Tiere, die allerdings ganz massiv vom Aussterben bedroht sind.