Das Essen im Eimer, die Tanne versoffen, der Schlüssel verschwunden, die Krippe zerstört - nicht immer läuft am Weihnachtsabend alles rund.
Pleiten an HeiligabendOh Pannenbaum – die schönsten Weihnachts-Missgeschicke unserer Leser

Nicht immer ist der Heilig Abend eine ausschließlich friedliche Angelegenheit. Unsere Leserinnen und Leser erzählen von ihren lustigsten Pannen.
Copyright: Julia Reuss
Weihnachtsfeier im Baum
Vor vielen Jahren, Anfang der 1970er Jahre war der Heiligabend gekommen. Der Vater war im Wohnzimmer bei dem geschmückten, mit elektrischen Kerzen versehenen Weihnachtsbaum. Vor der Tür warteten mit der Mutter unser Sohn Torsten (6) und unsere Tochter Ariane (5) mit Spannung auf die Bescherung.
Dann kam der große Moment. Der Vater klingelte das Glöckchen. Die Tür ging auf und dann passierte es. Ariane stürzte auf den Weihnachtsbaum zu mit dem glücklichen Ausruf „Oh, wie schön!“, um ihn zu umarmen.
Und dann lag sie auch schon auf dem umgestürzten Weihnachtsbaum. Es wurde trotzdem ein wunderschönes Fest.
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Günter Becker, Köln
Oh Besenbaum, oh Besenbaum!
Es muss Ende der 1940er-/Anfang der 50er-Jahre gewesen sein. Mein Großvater, Schreiner bei der Stadt Köln, wurde von meiner Großmutter kurzfristig mit der Besorgung eines Weihnachtsbaumes beauftragt. Nun ergab es sich, dass mein Großvater auf dem Weg zum Weihnachtsbaum in dieser besinnlichen Vorweihnachtszeit leider nicht an seinem Stammlokal vorbeikam, ohne einzukehren.
Da er dort das Geld für den Baum in Bier umgewandelt hatte, kam er schließlich gut gelaunt, aber mit wenig beziehungsweise gar keinem Baum nach Hause. Lediglich ein paar Tannen-Abfallzweige hatte er noch erwerben können. Die Enttäuschung meiner Großmutter war immens.
Meinen Großvater beschlich wohl das schlechte Gewissen, jedenfalls verschwand er im Keller und brachte – sehr zum Erstaunen meiner Großmutter – einen Besenstiel mit, in den er zahlreiche Löcher gebohrt hatte. Zusätzlich hatte er noch einen entsprechend stabilen Fuß angebracht. An Heilig Abend gegen Mittag begann dann die kleine Familie, diese vorgefertigten Löcher mit den oben erwähnten Tannenzweigen zu füllen. Die sowieso vorhandene Christbaumspitze wurde ebenfalls montiert.
Wenn sich später bei Familienfeiern die Gelegenheit ergab, wurde immer wieder diese Geschichte erzählt und immer wieder fand ich Tränen der Freude in den Augen meiner Großmutter. Es muss damals der schönste Weihnachtsbaum in Köln gewesen sein!
Gabriele Schiefer, 64, Frechen
Urinaler Krippenzwischenfall
Am 2. Weihnachtsfeiertag brachten wir dem Patenkind meines Mannes sein Weihnachtsgeschenk. Seit kurzem gehörte der Cocker-Spaniel Joschi, noch ein Welpe, zu unserer Familie. Nach der Anfahrt von Köln nach Bergisch Gladbach gab es für ihn erstmal eine kleine Gassirunde bevor wir die Wohnung betreten wollten. Während der allgemeinen Begrüßungsrunde stürzte der kleine Hund dennoch ins Wohnzimmer zum schön geschmückten Weihnachtsbaum und pinkelte mit hohem Beinchen in die darunter aufgebaute Krippe.
Sprachloses Entsetzen und Lachanfälle von Gastgebern und Gästen hielten sich die Waage.
Gisela Becker, 82, Köln-Wahnheide
Das Christkind lässt sich nicht austricksen!
Alles ist gut vorbereitet, zwei Omas und Opas sind angereist, die Vorfreude auf ein schönes Fest ist groß. Einer unserer Enkel erzählt uns, dass er das Christkind in diesem Jahr austricksen wird. Wir sollen uns überraschen lassen.
Am Abend des 23. Dezember werden von uns geheimnisvoll die Geschenke unter den geschmückten Weihnachtsbaum platziert. Dann soll das Wohnzimmer abgeschlossen werden, aber der Schlüssel ist weg. Alle suchen und es kommt fast zum Streit, weil jeder jeden bezichtigt, ihn als letzter benutzt oder gesehen zu haben. Bis meiner Tochter einfällt, dass sie mal alle Schlüssel der Innentüren an einen gemeinsamen Bund befestigt hat und der wurde zuletzt für das Arbeitszimmer benötigt, damit die Home-Office-Konferenz nicht gestört wird. Unklar bleibt weiter: Wo ist dieser Bund jetzt?
Nach gefühltem stundenlangen Suchen entdeckt meine Tochter ihn im Kinderzimmer im Schreibtisch ihres ältesten Sohnes (7) unter Füllwatte und anderen Bastelutensilien. Sie verschließt die Wohnzimmertür und legt den Schlüsselbund ohne den passenden Schlüssel ins Kinderzimmer-Versteck zurück.
Am Heiligen Abend nun kommen wir vom Krippenspiel in der Kirche nach Hause, es wird gesungen, musiziert, Gedichte und Geschichten vorgetragen. Dann kommt der Moment, dass es klingelt und wir zu den Geschenken und zum Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer treten wollen. Mein Enkel stürzt zur Tür, die er ja unverschlossen wähnt, aber die Tür lässt sich nicht öffnen. Er ist irritiert und schickt uns in andere Zimmer, weil er etwas erledigen müsse. Er holt den von ihm versteckten Schlüsselbund und will nun die Tür aufschließen, aber leider passt keiner der Schlüssel. Er rastet völlig aus, schreit und weint und schließt sich im Badezimmer ein. Nur mit viel Geduld und Reden mit Engelszungen schaffen wir es, ihn herauszulocken und zu beruhigen. Inzwischen hat meine Tochter heimlich den Schlüssel wieder an den Bund gehakt und der kleine Kerl probiert nun nochmal alle Schlüssel durch und endlich öffnet sich die Tür. - Da leuchten die Augen wieder. Aber klar ist auch: Das Christkind lässt sich nicht austricksen!
Elke Hübner, 76, Pulheim
Einer ist immer der Esel
Als unsere Enkelkinder 2, 4, 6 und 9 Jahre alt waren, führten wir die Weihnachtsgeschichte als Krippenspiel auf. Der Jüngste, in ein Tuch gehüllt als Maria, der 2. mit Hut und Stock als Josef, der 3. und 4. mit Schürzen als Herbergsvater und wir Oma und Opa als Geräuschemacher für Regen, Sand, Schlüssel, Gewitter und Schnee, Ochs und Esel und Erzähler. Dieses Krippenspiel wiederholten wir jedes Jahr und unsere Enkel warteten aufgeregt auf die Aufführung.
Als unsere Enkel älter wurden, ließen wir sie auswählen, welche Rolle jeder übernehmen wollte. Der Jüngste meinte als Vierjähriger seufzend: „Ich kann gar nicht anders, ich bin der Jüngste und muss die Maria machen!“ Der sechs Jahre alte Bruder meinte: „Ich mach den Esel. Die Maria kann nicht so weit laufen!“ Er ließ es sich nicht ausreden. Mit todernster Miene begab er sich auf die Knie, robbte mit Maria auf dem Rücken durchs Wohnzimmer zur Krippe mit dem Jesuskind. Wir mussten alle die Luft anhalten, durften nicht lachen, da es ihm bitterernst war. Er musste etwas für das Jesuskind tun. Diese Konstellation mit dem Esel und Maria auf dem Rücken machte er noch zwei Jahre. Später stellte er sich als Erzähler zur Verfügung.
Inzwischen sind die Enkel 25, 22, 20 und 18 Jahre und jedes Jahr schmunzeln wir erneut am Heiligabend über die Eselsgeschichte. Anstelle des Krippenspieles übernehmen die Enkel abwechselnd das Vorlesen des Weihnachts-Evangeliums in alter Tradition.
Ingrid Fitzler, 82 Jahre
Das Drei-Bein-Schaf
Auch als von uns vier Schwestern nur noch die jüngste und der Rauhaardackel Bim bei den Eltern lebten, wurden die weihnachtlichen Rituale weiterhin eingehalten: Baum schmücken, die Krippe aufbauen und Geschenke platzieren war fest in Vaters Hand. Das Wohnzimmer war tabu, bis mit dem Glöckchen geläutet wurde.
Dann durften wir, alle festlich angezogen, eintreten. Vor dem Baum stehend stimmte der Vater ein Lied an, mitsingen mussten alle, egal ob sie nun musikalisch waren oder nicht. Unseren Dackel konnten wir offensichtlich mit dem Gesang nicht erfreuen, denn er fing sofort an zu jaulen. Wir ließen uns aber nicht beeindrucken und sangen tapfer weiter.
Da machte er einen Satz auf die Krippe zu, schnappte sich eines von den Schafen und raste damit durch das Wohnzimmer. Der Bim peste mit dem Schaf im Maul durch das Wohnzimmer und entwischte uns - zunächst. Als wir ihn endlich hatten, besaß das arme Schaf nur noch drei Beine. Wir mussten schrecklich lachen und gesungen wurde an dem Abend wohl nicht mehr. Nach Weihnachten hat der Vater dem Schaf ein neues Bein aus Streichhölzern gebastelt. Die Krippe und das Schaf mit dem Holzbein befinden sich noch im Familienbesitz. Noch heute können wir wohl sagen, es war eines der lustigsten Weihnachtsfeste überhaupt.
Irene Köhne-Lange, Engelskirchen
Die Familie, das heißt, Vater, Mutter, Tochter und kleiner Bruder, fuhren des Öfteren über die Feiertage nach St. Moritz zum Skilaufen. Abends aßen wir im Hotel und wie immer fuhren wir mit dem Bus zur etwa vier Kilometer entfernten Kirche zur Christmette. Nach dem letzten Lied „Oh du fröhliche,“ stapften wir warm angezogen am See vorbei durch den Schnee zurück zum Hotel. Im Hotel angekommen, sollte die Bescherung stattfinden, bis meine 14 Jahre alte Tochter aufschrie.
Auf die Frage, ob ihr etwas weh tut, meinte sie mit weinerlicher Stimme: „Ich habe einen Ohrring verloren.“ Wie die Väter dann so sind, sagte ich, halb so schlimm, wenn die Geschäfte wieder offen sind, kaufe ich dir ein neues Paar. Worauf die Tochter erwiderte, es wären ganz besondere Ohrringe, sie habe sie von ihrer besten Freundin geschenkt bekommen.
Ich sagte spontan: „Okay, wir werden versuchen ihn zu finden.“ Meine Hoffnung war, dass der Ohrring in der Kirche liegen könnte, bis mir klar wurde, dass die Kirche ganz sicherlich schon abgeschlossen war. Wir beide zogen uns jedenfalls wieder an und stapften durch den tiefen Schnee in Richtung Kirche. Ich erzählte meiner Tochter, wie mein Vater mir in derlei Situationen immer geraten hatte, ein Stoßgebet an den Heiligen Antonius zu schicken. Wir redeten dann noch über Weihnachtserlebnisse aus meiner Kindheit, über einen Adventskranz in Flammen, über eine Standpauke meiner Mutter, weil ich bei Laubsägearbeiten einmal versehentlich in die Tischplatte gesägt hatte.
So zerrannen die Minuten. Und plötzlich entdeckte ich im matten Schimmer einer alten Laterne ein Glitzern. Ich bückte mich und konnte es kaum glauben: Wir hatten den Ohrring gefunden. Wieder gab es Tränen, diesmal vor Freude. Frohen Herzens stapften wir wieder ins Hotel. Meine Frau meinte, das sei ja wirklich ein Weihnachtswunder.
Willi, 90 Jahre, Rösrath
Steinharte Creme und lauter Gesang
Am Heilig Abend hatte meine Mutter jedes Jahr fürstlich die Familie bekocht, sie war inzwischen 88 Jahre alt und hatte acht Personen am Tisch. Erster Gang: Rinderzunge mit selbstgemachter Remoulade und selbst eingelegten Mixed Pickels. Zweiter Gang: Gänsekeule und Gemüseplatte. Zum Nachtisch ihre berühmte Weincreme mit Schokosahnepudding. Wir jungen Frauen machten den Abwasch. Da fiel uns auf, im Backofen standen frische, gebratene Pfifferlinge. In einer Schüssel lagen zu Rosen geformte Radieschen. Die Weincreme war steinhart und der Sahnepudding flüssig. Meine Mutter meinte dann, es wäre ihr letztes Weihnachtsessen gewesen.
Es wurde trotzdem ein lustiges Fest mit lautem Gesang. Meine Mutter mahnte uns immer, singt doch leise, es ist doch Heilige Nacht. Hatte aber insgeheim Spaß daran, uns so fröhlich zu sehen. Die Tradition behielten wir bei, bis meine Mutter kurz vor Weihnachten 2004 mit 92 Jahren verstarb.
Ich konnte die folgenden Jahre noch so gut kochen, aber der Heilige Abend bei meiner Mutter war für uns alle das richtige Weihnachten.
Elfriede Engels, 81 Jahre, Niederkassel
Dackel-Jagd unter dem Weihnachtsbaum
Weihnachten in den frühen 1960er Jahren in einem Dorf an der Mosel: Meine Eltern hatten einen Tannenbaum bei der örtlichen Feuerwehrjugend gekauft, ich hatte mit meinem Vater im Wald Mooskissen gesucht, am Morgen des Heiligen Abends schmückten wir den Tannenbaum mit Kugeln, Lametta und Engelshaar, auf dem Tisch, auf dem der Tannenbaum stand, wurde das Moos ausgebreitet, ich durfte die Krippenfiguren aus Gips darauf verteilen - Maria, Josef und das Jesulein, Ochs und Esel kamen in die Krippe, davor stellten sich die Hirten auf, anbetend, wie es in den Weihnachtslied hieß, ein paar Schafe grasten dazwischen. Dann wurde die Wohnzimmertür geschlossen.
Am Abend, als wir uns alle festlich kleidet hatten, öffnete mein Vater feierlich die Schiebetür, schalte das Licht ein, erwartungsvoll betraten wir das Weihnachtszimmer. Aber, oh weh: irgendwie musste es unserem jungen Dackel gelungen sein, sich im Laufe des Nachmittags durch die Schiebetür hindurchzuzwängen, der Geruch des Moses hatte ihn wohl angelockt, auf der Suche nach Spuren von Hasen und Rehen hatte er es mit seiner Nase durchwühlt, die Hirten dabei umgeworfen, ein Schaf war vom Tisch gefallen und lag kopflos auf dem Boden. Danach hatte sich unser Dackel zufrieden zusammengerollt und schlief auf einem Bett völlig zerzausten Mooses, wobei er offenbar von wilden Jagden durch Wald und Flur träumte, denn seine Pfoten zuckten.
Mein Vater lachte, meine Mutter schimpfte, gab dem Dackel einen unsanften Stups, dieser sprang erschrocken vom Tisch, stieß im Sprung einen Hirten um, der dabei einen Arm verlor. Es dauerte eine Weile, bis meine Eltern den Schaden behoben hatten, das Moos wieder zurechtgelegt, die Krippenfiguren darauf platziert hatten - ein Hirte und ein Schaf fehlten ja nun - und dann begann der Heilige Abend mit Verspätung. Der Hund hatte sich unter das Sofa verzogen, nur zögerlich kam er im Laufe des Abends wieder hervor und war offenbar froh darüber, dass die Wogen sich geglättet hatten. Ich habe diese Weihnachtsgeschichte meinen Kindern erzählt und später meinen Enkeln und bis heute haben alle ihre Freude daran gehabt.
Helga Schneider, 72, Hürth
Meisenknödel als Zeichen der Trauer
Meine Mutter kaufte den Weihnachtsbaum, der bei uns auf dem Boden stand und bis zur Decke reichte, jedes Jahr bei demselben Händler. Zu dem brachte sie ein paar Tage vor Weihnachten unseren schweren gusseisernen Christbaumständer und bat den Händler, den Baum dort quasi einzupflanzen und zu uns zu bringen. Der Weihnachtsbaum stand dann bis Heiligabend nackt vor der Terrassentür. Irgendwann am Nachmittag, wenn wir zum „Turmblasen“ den Marktplatz besuchten, kam das Christkind, brachte den Baum ins Weihnachtszimmer und schmückte ihn. Dann legte es die Geschenke darunter, klingelte noch kurz und verschwand durch das Fenster – auch als wir schon erwachsen waren.
Dann gab es aber ein Jahr, in dem meine Mutter kurz vor Weihnachten verunglückte und an Heiligabend auf der Intensivstation des Krankenhauses lag. Der Bruder meiner Mutter, der immer Weihnachten mit uns zusammen feierte, wollte, dass alles so sein sollte wie immer. Das konnten und wollten wir anderen nicht. Wir haben den Baum deshalb mit Meisenknödeln geschmückt und draußen stehen lassen. Zum Glück wurde unser „Christkind“ wieder gesund und Weihnachten war im darauffolgenden Jahr wieder wie immer.
Friederike Naroska, Bergisch Gladbach
