Weinkolumne mit EmpfehlungWie ein Weingut in der Pfalz klimaneutral exzellenten Wein herstellt

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Weintrauben an einem Weinstock

Weintrauben an einem Weinstock

Der Klimawandel wirkt sich auch auf den Weinbau in Deutschland aus. Gut, wenn Winzer wie Axel Neiss auf ihrem Gut auf Nachhaltigkeit setzen.

Axel Neiss sitzt mit seinem Betrieb in der nördlichen Pfalz und freut sich auch dieses Jahr wieder über die fantastischen Rotweine im Keller. Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Franc, die man eigentlich aus südlicheren Gefilden kennt, reifen auch nördlich von Bad Dürkheim zuverlässig aus. Einmal mehr wird klar, wer an Wein aus Deutschland denkt, sollte nicht mehr nur an Riesling und Spätburgunder sprechen. Bordeauxsorten oder Syrah gehören heute selbstverständlich zum Rebsortenspiegel.

Romana Echensperger

Romana Echensperger

ist Sommelière und Master of Wine. Für das Magazin des Kölner Stadt-Anzeiger und der Kölnischen Rundschau testet sie regelmäßig Weine und gibt Empfehlungen.

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„Seit dem Jahr 2003 müssen wir nicht mehr um Reife kämpfen“, erklärt Axel Neiss dazu. Er hat in den 1990er Jahren bereits internationale rote Rebsorten gepflanzt. Damals erntete er Unverständnis. „Warum ich keinen Riesling pflanze, haben mich die Leute gefragt.“ Heute ist das Thema Klimawandel bei jedem Winzerstammtisch präsent. Alle Kollegen sind betroffen und müssen ihre Arbeitsweise hinterfragen. Viel wird diskutiert, wie man durch naturnahe Bewirtschaftung Reben und Böden für Wetterextreme rüsten kann. „Für mich hat der Klimawandel zwei Seiten“, erklärt Axel Neiss dazu. „Einerseits habe ich die feinen Rotweine im Keller und andererseits fahre ich in den trockenen Sommern zum Gießen zu den Jungreben, um sie am Leben zu halten.“

Deshalb haben wir uns entschieden, CO2-neutral zu wirtschaften
Axel Neiss

Dass es in Zukunft nicht leichter wird, ist ihm klar. Nur jammern darüber, kommt für ihn nicht in Frage. Er und sein Team haben sich gefragt, was sie tun können, um Verantwortung zu übernehmen. „Deshalb haben wir uns entschieden, CO₂-neutral zu wirtschaften“, erklärt er. Seit dem Jahr 2021 ist er klimaneutral zertifiziert. Wenn er über die Maßnahmen dazu erzählt, wird eines ganz deutlich. Klimaschutz bedeutet nicht alles umzuwerfen und mit Unsummen von Geld vergleichsweise wenig zu erreichen. Sich mehr Gedanken zu machen, wie man weniger Ressourcen verschwendet und dabei viele kleine Schritte gehen, ist der effektivere Weg.

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So hat Axel Neiss schon viel erreicht, in dem er das Gewicht der Flaschen stark reduzierte. Kiloschwere Flaschen sollen Exklusivität suggerieren – ein Marketingnepp. Wer mal darauf achtet, erkennt, dass oft die billigsten Weine in solchen Flaschen daherkommen. „Durch die Leichtglasflaschen sparen wir als Betrieb pro Jahr 27 Tonnen CO₂ ein“, erklärt Axel Neiss dazu. Ein Einfamilienhaus mit Ölheizung pustet im Vergleich 5 Tonnen CO₂ in die Luft. Alle Produktionsschritte hat er überarbeitet. So kommen die Kartonagen nicht mehr aus Italien, sondern aus Deutschland. Die Weine werden wärmer vergoren, was 15 Prozent Strom zum Kühlen einspart, um nur einige Maßnahmen zu erwähnen. „Das ist jetzt nicht spektakulär, aber wenn man akribisch dranbleibt, kann man insgesamt viel erreichen“, erklärt Axel Neiss dazu.

Dass man dabei exzellente Weine erzeugen kann, beweist man auf dem Weingut Neiss schon lange. Besonders gut gefallen hat die rote Cuvée aus internationalen wie heimischen roten Rebsorten. Rubinrot läuft der Wein ins Glas. In der Nase zeigen sich Aromen von saftigen Kirschen, Beerenfrüchten sowie Toast und Würze vom dezenten Fassausbau. Der Wein verfügt über eine mundfüllend samtige Textur, ist angenehm trocken, moderat im Gerbstoffgehalt und mit 13,5 Prozent Alkohol kräftig im Körper. Es ist ein saftiger und trinkfreudiger Rotwein der zu Pizza und Pasta passt, aber auch zu würzigen vegetarischen Gerichten wie Pilzrisotto oder Käsespätzle richtig viel Spaß macht.

Foto vom Ettikett der Flasche That’s Neiss

2019 That’s Neiss

Weinempfehlung: 2019 That’s Neiss / Weingut Neiss / Pfalz, 12,50 Euro / www.weingut-neiss.de

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