FC-ErinnerungskofferFan-Utensilien sollen Erinnerungen bei Menschen mit Demenz wecken

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Nadine Diederich-Cujai (l.) und Martina Romeike sind die Ansprechpartnerinnen bei den Alexianern Köln für das Projekt.

Köln – Wenn die Hymne erklingt, gibt es kein Halten mehr. Fan-Schals werden geschwenkt und die Zeilen mitgesungen: „Mer stonn zo dir FC Kölle…“. Und das nicht nur im Stadion, sondern auch regelmäßig in verschiedenen Senioreneinrichtungen in Köln. Die bekommen ein Mal im Monat Besuch von Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern. Mit im Schlepptau: der FC-Erinnerungskoffer. Darin befinden sich unterschiedliche Fan-Utensilien. Trikots, Wimpel, Autogrammkarten, Fotos von Spielern aus alten, glorreichen Zeiten und vieles mehr. Litti, Tünn, Overath, aber auch Prinz Poldi sind da vertreten. Die Fan-Utensilien dienen vor allem einem Zweck: Erinnerungen wecken bei Menschen mit Demenz.

Seniorin, die seit Jahren nicht gesprochen hat, singt FC Köln-Hymne mit

„Mit den Fan-Utensilien aus dem Koffer werden Schlüsselreize gesetzt“, sagt Nadine Diederich-Cujai. Sie helfen Menschen mit Demenz, sich zu erinnern und von ihren Erfahrungen und Erlebnissen rund um die Geißbock-Elf zu berichten, sagt die Mitarbeiterin des Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz Köln und das südliche Rheinland, das sich in Trägerschaft der Alexianer befindet. Und das funktioniert, weiß Regionalbüro-Mitarbeiterin Monika Romeike zu berichten. „Die Erfahrungen aus den sieben Senioreneinrichtungen, die von den Ehrenamtsteams besucht werden, sind sehr positiv." So habe beispielsweise eine Dame über ein Jahr lang nicht gesprochen. „Als sie die FC-Hymne hörte, hat sie dann laut mitgesungen", erzählt sie. Ein sehr emotionaler Moment, bei dem der Betreuerin der Dame die Tränen gekommen seien.

15 geschulte FC-Fans engagieren sich bei dem Projekt in Köln

Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2019 von dem Regionalbüro und dem FC-Fanclub „FC Echo hilft“. Bisher wurden 15 FC-Fans geschult, die seitdem in den Einrichtungen links wie rechts des Rheins und über die Stadtgrenze nach Hürth hinaus mit dem Erinnerungskoffer zu ihren besonderen Effzeh-Stammtischen unterwegs sind. Durch Corona lag das Projekt notgedrungen teilweise auf Eis, soll aber wieder verstärkt in Angriff genommen werden.

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Muss es auch, denn das Projekt kommt an. Allein fünf weitere Einrichtungen stehen in der Warteschlange. Tendenz steigend. Deswegen braucht es weitere Freiwillige, die mit Menschen mit Demenz in alten, ruhmreichen Erinnerungen von Meisterschaft und Pokal-Sieg des FC schwelgen oder sich über Spieler und Trainer auslassen wollen.

Schulungen für ehrenamtliche Helfer im April – Vorraussetzung ist 1. FC Köln Fan zu sein

Für die bietet das Regionalbüro eine Schulung an. Die wird digital am Freitag, 29. April, von 15 bis 19 Uhr und Samstag, 30. April, von 9 bis 13 Uhr durchgeführt. „Hier geben wir den Menschen Informationen zum Thema Demenz und zum Umgang mit der Erkrankung und den Menschen, die Demenz haben, mit an die Hand“, sagt Nadine Diederich-Cujai. Voraussetzung für das Ehrenamt gebe es eigentlich nur eine: „FC-Fan muss man sein.“ Die ersten Besuche in Einrichtungen werden dann in Begleitung geschehen. „Fühlen sich die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler fit genug, können sie auch alleine eine Stunde gestalten", so Romeike. Das einzige, was auf potenzielle Freiwillige zukommt, ist eine Mitgliedschaft beim „FC-Echo hilft" für 15 Euro im Jahr. Damit ist aber auch die Versicherung für die Tätigkeit abgegolten.

Wer Interesse hat, kann sich telefonisch bei den Regionalbüro-Mitarbeiterinnen unter den Rufnummer 022 03/358 95 -11 oder -14 melden sowie per E-Mail.

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