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Neue Kölner Gartenordnung13.000 Kleingärtner sollen mehr Ökologie wagen

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Wildblumenwiesen sind in der neuen Kölner Kleingartenordnung kein Problem.

Köln – Wie alle Mitglieder des Arbeitskreises, der sich seit Januar 2021 darum bemüht hat, die Kleingartenordnung der Stadt Köln zu überarbeiten, war auch Caroline Michel von der Ratsgruppe GUT bestrebt, die Grundidee einer stärkeren ökologischen Ausrichtung auf zwei Seiten „mit einfachen klaren Regeln“ aufzuschreiben.

Sie habe schnell einsehen müssen, dass sich die Interessen von 13.000 Pächtern in 116 Vereinen nicht auf einem Bierdeckel zusammenfassen lassen. Dass der Auftrag des Stadtrats aus dem Juni 2020 derart viel Arbeit nach sich ziehen könnte, konnte Michel da noch nicht ahnen.

Auch nicht, dass der erste Entwurf Ende Februar bei der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Kleingärtnerszene 1630 Anmerkungen, Kommentare und Anregungen nach sich zog.

„Wir haben unter den Pächtern vier Extreme“, sagt sie fast entschuldigend angesichts des Ergebnisses, das in elf Paragrafen auf 19 Seiten in die neue Gartenordnung gegossen wurde.

Da liege der Naturgarten mit großen Bäumen gleich neben der Parzelle, die einem Acker gleiche, „auf dem die Leute Gemüse anpflanzen“. Dann gebe es den klassischen Freizeitgarten mit der Rasenkante, die mit der Nagelschere geschnitten wird. „Einen Garten, der nur als preiswerter Spielplatz für die Kinder genutzt wird, wollen wir nicht. Aber wir wollen auch keinen Garten, der komplett verwildert und in dem Pflanzen wachsen, die man an jedem Bahndamm findet.“

Jetzt liegt das Ergebnis vor und soll am 25. August im Umweltausschusses abgesegnet werden und am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Die größten Konflikte scheinen befriedet. Die Hecken an der Gartengrenze dürfen künftig statt 1,25 Meter bis zu 1,50 Meter hoch sein.

Für Bäume gilt: Sie dürfen so hochwachsen wie ihr Abstand zum Nachbargrundstück, alte Obstbäume erhalten Bestandsschutz. Das Anlegen von Teichen und Natursteinmauern wird erleichtert und Solaranlagen unterliegen keiner Flächenbegrenzung mehr.

Franssen: Klare Regeln, um Streitigkeiten zu vermeiden

Das mag kleinkariert klingen, doch Michael Franssen, Vorsitzender des Kreisverbandes Kölner Gartenfreunde, denkt dabei vor allem an die vielen Ehrenamtler, die in ihrer Freizeit einen der 116 Vereine managen und sich ständig mit Alltagskonflikten konfrontiert sehen. „Es ist sehr schwierig, dafür überhaupt noch Menschen zu finden. Deshalb brauchen wir einfach klare Regeln, damit es nicht zu viele Streitigkeiten gibt.“

Die Kleingärtner werden nach Verabschiedung der neuen Verordnung, die das alte Papier aus dem Jahr 2013 ersetzt, ein Handout erhalten, das die wichtigsten Neuerungen enthält. Sie müssen also nicht jeden einzelnen Paragrafen studieren.

Der Arbeitskreis musste überdies peinlich genau darauf achten, bei den neuen Regeln nicht gegen das Bundeskleingartengesetz zu verstoßen.

„Bei der Frage eines Strom- und Wasseranschlusses hätten wir uns etwas mehr Flexibilität gewünscht“, sagt Robert Schallehn, grüner Ratsherr. Am strikten Anschlussverbot der Lauben komme man aber nicht vorbei. Dass künftig komplette Laubendächer mit Solarpanelen ausgerüstet werden können, sei eine ökologische Alternative.

10.000 Interessenten seit Beginn der Corona-Pandemie

Der Run auf die Kleingärten in Köln hält unvermindert an. Franssen schätzt, dass sich rund 10.000 Interessenten seit Beginn der Corona-Pandemie bei den Vereinen gemeldet haben. „Die Wartelisten sind lang“, sagt er.

Viele hätten jedoch völlig falsche Vorstellungen von dem, was sie erwartet. „Wir haben immer wieder Bewerber, die sagen, wozu brauchen wir das ganze Gemüse? Das gibt es doch bei Aldi. Wer den Garten nicht bewirtschaften will, sondern nur als Fleckchen Grün für das Wochenende nutzen will, ist auf einem Campingplatz besser aufgehoben", so Franssen.

„Ökologisches Kleinvieh macht auch Mist“, sagt Christian Feyerabend von der Initiative Kleingartenordnung Klettenberg. „Nach dem in der Präambel angekündigten großen Sprung nach vorne in Bezug auf Ökologie und Klima sind nicht mehr als Tippelschritte herausgekommen. Und das angesichts des auch für Köln ausgerufenen Klimanotstandes. Andere Gartenordnungen in unser Republik der Kleingärtner sind weiter.“

Immerhin gebe es Ermessensspielräume. „Letztlich hängt die Gestaltung der Gärten von Menschen ab, von Gärtnern und Gärtnerinnen und Vorständen.“

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