5 Fragen an Josef Breuer„Es kommt immer mal vor, dass Bürger einen Verdacht äußern“

Josef Breuer
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Köln – Herr Breuer, macht sich ein Antikorruptionsbeauftragter unbeliebt bei seinen Kollegen? Haben Sie beim Mittagessen immer alleine am Tisch gesessen?
Josef Breuer: So etwas habe ich am Anfang befürchtet. Aber in der Praxis sieht es dann so aus, dass die Kollegen eher dankbar sind, wenn man ihnen eine gewisse Sicherheit verschafft und die Spielregeln genau erklären kann, etwa bei der Annahme von kleinen, im Grunde wertlosen Aufmerksamkeiten. In unseren Seminaren erlebten wir eigentlich immer positive Reaktionen.
Wie lange hatten sie den Posten?
Breuer: Etwa 13 Jahre lang. Die Stelle selber ist 1999 auf Wunsch des Stadtrates eingerichtet worden, als Folge der Bestechungsaffäre bei den Kliniken, dem Hochbauamt sowie dem Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Damals wurden zwei Dutzend Mitarbeiter der Stadt verhaftet.
Wurden in ihrer Amtszeit weitere Fälle aufgedeckt?
Breuer: Es gab vereinzelt mal kleinere Unterschlagungen und Betrügereien von Mitarbeitern. Aber Korruptionsfälle hatten wir seitdem nicht mehr. Das gilt aber nur für die Stadtverwaltung selbst. Ich erinnere an den Skandal um die Müllverbrennungsanlage der städtischen Gesellschaft AVG. Das war aber eine Sache für die Staatsanwaltschaft.
Womit haben Sie sich sonst noch beschäftigt?
Breuer: Es kommt immer mal vor, dass sich Bürger beschweren und einen Verdacht äußern. Zum Beispiel, wenn in der Umgebung ein Haus gebaut wird, das ihnen zu groß erscheint und sie deshalb annehmen, die Baugenehmigung sei erkauft worden. Oder wenn vor dem Haus eines Bediensteten ein städtisches Fahrzeug parkt. Allerdings hat sich kein Verdacht erhärtet.
Wie muss man sich die Untersuchung eines Antikorruptionsbeauftragten vorstellen?
Breuer: Das hängt vom Einzelfall ab. Man hat wie ein Rechnungsprüfer Möglichkeiten, Daten zu Vorgängen in der Verwaltung abzufragen. Man kann persönlich sämtliche Akten kontrollieren. Den entsprechenden Kollegen sofort anzusprechen, macht zu Beginn einer Untersuchung nicht unbedingt Sinn. Das kommt dann möglicherweise später, bei einem begründeten Verdacht auch in Abstimmung mit der Kripo.
Josef Breuer (51) war von 2002 bis April 2014 städtischer Antikorruptionsbeauftragter.
Das Gespräch führte Andreas Damm