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2000. GeburtstagAcht Fakten über Köln-Gründerin Agrippina

Lesezeit 4 Minuten

Die Frau, die Köln gründete: Agrippina

Kölsches Mädchen

Iulia Agrippina kam am 6. November 15 nach Christus in einer Siedlung der Ubier zur Welt - an der Stelle des heutigen Köln. Ihre Eltern waren Imis: Vater Germanicus, ein römischer Feldherr, war Oberbefehlshaber der in Germanien kämpfenden Legionen. Mutter Agrippina soll in Mytilene im heutigen Griechenland zur Welt gekommen sein.

Ein Jahr nach ihrer Geburt wurde der Vater, dem Kaiser Tiberius, in den römischen Osten abkommandiert. Viel hat Agrippina also von ihrem Geburtsort am Rhein nicht gesehen – und sie ist auch nie wieder zurückgekommen.

Männermörderin

Nach dem (natürlichen) Tod ihres ersten Mannes heiratete Agrippina in zweiter Ehe den prominenten römischen Senator Gaius Sallustius Crispus Passienus. Dem römischen Schriftsteller Sueton zufolge soll sie ihn im Jahr 47 vergiftet haben. „Er kam um durch eine Tücke Agrippinas, die er als Erbin eingesetzt hatte, und wurde in einem Staatsbegräbnis beigesetzt.“

Auch ihren dritten Ehemann, Kaiser Claudius, ließ Agrippina laut Historiker Tacitus vergiften. Das war im Jahr 54 nach Christus.

Erste Kaiserin

Im Jahr 49 heiratete Agrippina ihren Onkel, Kaiser Claudius. Dafür wurde zuvor extra ein Gesetz geändert, denn die Heirat zwischen Onkel und Nichte war verboten. „Es war ein Tag des Triumphes für Agrippina“, urteilt der Kölner Historiker Werner Eck.

Ein Jahr später ernannte Claudius Agrippinas Sohn aus erster Ehe, Nero, zu seinem Nachfolger und verlieh seiner Frau den Titel Augusta. Agrippina war damit die erste römische Kaiserin, der dieser Titel zu Lebzeiten verliehen wurde.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Wie die Stadt Köln zu ihrem Namen kam.

Herrschsüchtige Ehefrau und Mutter

Nach der Hochzeit mit Kaiser Claudius stärkte Agrippina nach und nach ihre Position am Hof. Tacitus beschreibt die Stellung Agrippinas in Rom mit folgenden Worten: „Umgewandelt war seitdem die Stadt und alles gehorchte einer Frau. Straff wie ein Mann zog sie die Zügel der Sklaverei an, in der Öffentlichkeit zeigte sie Strenge und in der Regel Hochmut. In ihrem Haus gab es keine Sittenlosigkeit, außer wenn es ihrer Herrschsucht diente.“

Obwohl Ehemann Claudius einen eigenen Sohn hatte, gelang es Agrippina, dass er ihren Filius Nero aus erster Ehe zu seinem Nachfolger ernannte.

Als sie Claudius im Jahr 54 ermorden ließ, soll Agrippina gehofft haben, zunächst selbst die Macht ergreifen zu können. Stattdessen übernahm aber ihr Sohn Nero. Auf seine Regierungsarbeit übte Agrippina in den ersten Jahren noch starken Einfluss aus. Nero, so schreibt Sueton, feierte seine Mutter als „optima Mater“ – beste aller Mütter – „und überließ ihr die Leitung aller öffentlichen und privaten Angelegenheiten.“

Die Dominanz Agrippinas währte indessen nur kurz, dann entzog sich der Sohn ihrem Einfluss. Als sich Nero gegen ihren Willen von seiner Frau Octavia scheiden lassen wollte, war der Bruch nicht mehr zu kitten. Nero ließ seine Mutter 59 nach Christus ermorden.

Namensgeberin Kölns

Als Kaiserin soll Agrippina die Gründung Kölns durchgesetzt haben. „Um ihre Macht auch den verbündeten Völkern vor Augen zu führen“, so berichtet Historiker Tacitus, „setzte es Agrippina durch, dass im Hauptort der Ubier, wo sie geboren wurde, eine Veteranenkolonie angelegt wurde, die nach ihr benannt wurde.“ An Agrippinas Geburtsort entstand so die Colonia Claudia Ara Agrippinensium.

„Stadtgründerin“ ist sie indessen nicht. Denn die Voraussetzungen für die „Stadtwerdung“ Kölns hatte bereits Augustus gelegt.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Eine Oper, ein Denkmal, ein Jeck - wie die Kölner Agrippina bis heute verehren.

Agrippina im Dreigestirn

Die Jungfrau, die auch eine geschichtliche Bedeutung für Köln hat, war ursprünglich in ein römisches Gewand gekleidet, auf dem sie eine goldene Kette trug. In der linken Hand hielt sie ein Schild mit dem Kölner Wappen und rechts einen Stab mit einer sich hoch windenden Schlange als Symbol des Fleißes. Im Gegensatz zum Bauern, der Reich und Stadt vertritt, war die Jungfrau immer nur die Vertreterin der Stadt Köln.

Man identifizierte sie in den ersten Maskenzügen mit Agrippina, der Stadtgründerin, wozu sicher auch das römische Gewand beitrug. Auch heute noch ziert ein römisches Muster den Rocksaum des Jungfrauen Ornats.

Eine Oper für Agrippina

Anfang des 18- Jahrhunderts komponierte Georg Friedrich Händel die Oper „Agrippina“. Am 26. Dezember 1709 wurde sie in Venedig uraufgeführt. Giovanni Grisostomo in Venedig uraufgeführt wurde.

Agrippina am Kölner Rathausturm

Insgesamt 124 Figuren schmücken den Turm des Kölner Rathauses. Im Erdgeschoss sind Kölner Herrscher zu sehen - seit 1989 auch Kaiserin Agrippina. Ihr Figur befindet sich an der Nordseite des Turms (an der Treppe zwischen Alter Markt und Rathausvorplatz). Bildhauer war Heribert Calleen, gestiftet wurde das Werk von der ehemaligen Agrippina-Versicherung.

Im Römisch-Germanischen Museum ist ab dem 27. November die Schau „Agrippina – Kaiserin aus Köln“ zu sehen.