Alltagshelden können auch schwul sein
Mülheim/Hamm – . Laura und Sophie werden in der Schule gemobbt. Die Mitschüler in ihrer Klasse machen sich darüber lustig, dass die Adoptiveltern zwei Männer sind: Es handelt sich um ein schwules Paar. Das wendet sich daraufhin an den Schuldirektor. Die beiden Männer stellen sich der Klasse vor, um den Mitschülern zu zeigen, dass es vollkommen „normal“ ist, wenn zwei Männer Kinder großziehen. Diese und andere Geschichten sind Inhalt des Videos „Alltagshelden“ der Klasse 8a und 8c des Rhein-Gymnasiums, das anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte mit dem Martin-Gauger-Preis des Landesverbandes der Richter und Staatsanwälte Nordrhein-Westfalen geehrt wurde. Die Kölner belegten damit den ersten Platz. NRW-Justizminister Peter Biesenbach nahm die Auszeichnung nun in Hamm vor.
Der Landesverband des Deutschen Richterbunds lobt einmal in zwei Jahren einen landesweiten Schülerwettbewerb zum Thema „Meine Helden“ aus. Die Sieger werden mit dem Martin-Gauger- und einem Geldpreis geehrt.
„Wir freuen uns, Ihnen unsere Heldinnen und Helden vorzustellen. Auch sie haben ein Spezialgebiet, nämlich unseren Alltag“, begründeten die Schüler des Rhein-Gymnasiums ihre Bewerbung. Es gehe um die Mütter und Väter, um Geschwister, nahe und entfernte Verwandte. Großeltern, die während des Kriegs jüdische Mitbürger vor der Deportation ins KZ versteckten. Aber es sind auch Wahlfamilien wie das schwule Elternpaar, die die Schüler jeden Tag unterstützen und die sich für sie einsetzen.

Martin Gauger
Copyright: Antikriegsmuseum
Angeregt wurden sie durch eine Ausstellung der Jugendkirche Crux mit dem Titel „Helden und Heilige“ und eine Geschichte in der aktuellen Ausgabe des ihres Deutschbuchs.
„Wir haben beim Lesen vom historischen Fall eines Elternpaares erfahren, das in den Jahren 1940 bis 1942 nach dem Tod ihres einzigen Sohnes an der Front in Frankreich Postkarten mit Botschaften gegen den Krieg verteilt hatte, dies wurde als Widerstand gegen Hitler eingestuft. Beide wurden hingerichtet“, berichtet Deutschlehrerin Silke Micheel.
Die Jury prämierte in diesem Jahr nicht nur drei, sondern gleich vier Arbeiten: Je einen ersten und zweiten Platz sowie zwei dritte Plätze. Die Preise sind mit 1000, 600 und je 300 Euro dotiert. Die weiteren ausgezeichneten Beiträge kamen von der Rechtskunde-Kooperationsarbeitsgemeinschaft der Köllerholzschule und der Theodor-Körner-Schule Bochum, der Klasse Q2 des Clara-Schumann-Gymnasiums Holzwickede und der Klasse AG219 des Staatlichen Berufskollegs Gestaltung des Landes NRW in Rheinbach.

Die Schüler bei der Preisübergabe in Hamm. Foto: Rhein-Gymnasium
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DER NAMENSPATRON
Martin Gauger ist der einzige namentlich bekannte deutsche Jurist, der es 1934 ablehnte, den Eid auf Adolf Hitler zu leisten. Er schied daraufhin aus dem Dienst bei der Staatsanwaltschaft aus. Als er aus Gewissensgründen auch den Kriegsdienst verweigerte und versuchte Deutschland zu verlassen, wurde er gefangen genommen, in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt und 1941 in Pirna-Sonnenstein ermordet. (aef)