Alte Liebe rostet nichtEin jung gebliebener Oldtimer

Windschnittig auch am Wasser: Volker Porezag liebt die moderne Karosserie seines Ro 80.
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Köln – Wo immer Volker Porezag mit seinem NSU Ro 80 vorfährt – als erstes muss er die Motorhaube aufklappen. Wie sieht er aus, der Wankelmotor? Das wollen alle Bewunderer dieses jung gebliebenen Oldtimers wissen. Der Ro 80, gebaut von 1967 bis 1977, war die erste Serien-Limousine mit Wankelmotor. Hierbei versetzt die Verbrennung einen Kreiskolben in eine Drehbewegung. Im Vergleich zum herkömmliche Hubkolbenmotor, der die Teile hin und her bewegen lässt, gilt dieser Antrieb als laufruhiger. Dennoch hat sich der optisch und technisch revolutionäre Ro 80 nicht durchgesetzt. Porezag allerdings blieb ihm treu: Seit 1976 fährt der Gynäkologe ununterbrochen Ro 80.
Deshalb habe ich ihn:
Volker Porezag: Von Anfang an hat mich der Wankelmotor in Kombination mit der ungewöhnlichen Karosserie begeistert. Der Motor dreht sanft wie eine Turbine, während die herkömmlichen Hubkolbenmotoren damals sehr rau liefen. Außerdem braucht der Wankelmotor nur ein Drittel der Bauteile eines Otto-Motors, auch die Baustraßen für den Wankel waren entsprechend kürzer. Der reine Motor wiegt gerade einmal 150 Kilo. Als der Ro 80 1967 auf den Markt kam, hätte ich mir ihn am liebsten sofort gekauft. Leider hatte ich gerade erst mein medizinisches Staatsexamen gemacht und nicht genug Geld in der Tasche. Ich musste bis 1975 warten, bis ich meinen ersten gebrauchten Ro 80 in der Garage hatte.
Das kann er:
Porezag: Er hat reichlich Platz, läuft leise wie eine Katze und hatte damals schon viele Extras serienmäßig, die bei den anderen Herstellern teils gar nicht oder für viel Geld erhältlich waren. Zum Beispiel das Zwei-Kreis-Bremssystem, getönte Scheiben, Aluminium-Felgen und Ledersitze. Was den Luftwiderstand angeht, ist der Wagen noch heute absolut zeitgemäß. Die keilförmige Karosserie wurde zum Teil im Windkanal getestet – für damalige Zeiten außergewöhnlich.
Das kann er nicht:
Porezag: Die letzten drei Baujahre – von 1975 bis 1977 – hatten Rostprobleme. Ursache: Wegen des großen Blechbedarfs wurden Schrottautos samt Kabelbäumen aus Kupfer eingeschmolzen und wieder zu Blech verarbeitet. Das erhöhte die Rostanfälligkeit enorm. Auch der Benzinverbrauch ist nicht von Pappe.
Das habe ich für ihn getan:
Porezag: Als ich meinen jetzigen Ro 80 1992 gekauft habe, gab es deutliche Roststellen. Über Jahre hinweg habe ich mir immer wieder in einer Werkstatt für Selbstbastler eine Hebebühne gemietet, um angerostete Karosserieteile auszutauschen. Der Wagen war eine einzige Baustelle. Nicht nur Bodenbleche und Schweller habe ich geschweißt, sondern auch sämtliche bewegliche Karosserieteile wie Türen, Kofferraumdeckel oder Motorhaube ausgetauscht.
Das haben wir erlebt:
Porezag: In den ersten fünf Jahren war der schwarze Ro 80 unser normales Alltagsauto. Wir sind damit im Sommer an die See gefahren und im Winter in die Alpen zum Skifahren. Einmal bin ich mangels Winterreifen mit Sommerreifen in das verschneite Ötztal gefahren. Es ging alles glatt, bis dann in der Auffahrt zum Hotel die Räder durchdrehten. Ein freundlicher Passant setzte sich auf die Motorhaube und die Räder griffen wieder. Dank seines Vorderradantriebs ist der Ro 80 im Winter äußerst alpentauglich.
Das haben wir vor:
Porezag: Seit 2002 hole ich den Ro 80 nur noch zu Oldtimer-Rallyes und ähnlichen Veranstaltungen aus der Garage – als Schaustück für den vor 30 Jahren zukunftsweisenden Automobilbau. Auch in nächster Zeit werde ich an Rallyes teilnehmen und erleben, dass ich als erstes den Zuschauern den Motor zeigen muss. Der Wankel-Antrieb ist eben eine Attraktion – damals wie heute.
Aufgezeichnet von Tobias Christ