Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner erinnert mit Citroën CX an seine verstorbene Frau

4 min
Christian Wachters Citroën CX 2000

Christian Wachters Citroën CX 2000 ist äußerlich nicht mehr der schönste, hat sich technisch aber sehr gut gehalten.

Christian Wachter ist über seine verstorbene Frau zum Citroën CX gekommen. Sein aktuelles Modell hat er auf ihren Namen getauft.

Von den Dellen und dem ausgeblichenen Lack sollte man sich nicht täuschen lassen: Der Citroën CX von Christian Wachter ist gut in Schuss. Was gerade für die frühen Basis-Modelle des windschnittigen Franzosen keineswegs selbstverständlich ist. Die meisten von ihnen existieren schlicht nicht mehr, sie wurden verschlissen oder vom Rosttod heimgesucht. Zu seiner Zeit war der CX trotz seiner Fertigungsmängel sehr erfolgreich: Er blieb von 1974 bis 1991 im Citroën-Programm und verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Zu den prominenten Nutznießern der komfortablen Limousine zählten DDR-Regierungschef Erich Honecker, der französische Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing und natürlich Tatort-Ermittler Horst Schimanski, der ebenfalls so manche Delle im Blech hinterließ.

  1. Typ: Citroën CX 2000
  2. Baujahr: 1979
  3. PS: 102
  4. Hubraum: 1985
  5. Zylinder: 4
  6. Km/ h max.: 174
  7. Verbrauch: 7 Liter
  8. Gebaute Exemplare: 1,17 Mio.
  9. Neupreis: Ca. 19.000 D-Mark
Christian Wachters Citroën CX 2000

Am verblichenen Landeskennzeichen ist noch zu erkennen, dass der Citroën mal in Frankreich zu Hause war.

Deshalb habe ich ihn:

Das kam durch meine verstorbene Frau. Eine frühkindliche Prägung gibt es bei mir jedenfalls nicht. Die hätte eher bei einem uralten Audi 100 gelegen. Meine Frau war immer begeistert vom CX, von diesem Fahrwerk, von diesem Schweben. Sie war autoaffin, obwohl sie keinen Führerschein hatte. Unseren ersten CX schenkten wir uns zur Verlobung. Jeder hat die Hälfte des Kaufpreises bezahlt. Das hatte zur Folge, dass wir auch die Werkstattrechnungen je zur Hälfte übernommen haben. Und die waren happig. Der Wagen, Baujahr 1988, sah toll aus, war vom Blech her und von der Technik aber sehr kaputt. Das war ein Auto, das man besser hätte stehen lassen sollen. Unser damaliger Schrauber hat immer gesagt: Ihr müsst jetzt aufhören, schmeißt das Ding einfach weg. Aber mal wollte meine Frau das Auto nicht aufgeben, mal ich. Jeden Monat mussten wir mehr Geld für Reparaturen nachschießen. Meine Frau ist dann an Krebs verstorben. Ich habe den Citroën verkauft, denn die weiteren Karosserie-Arbeiten hätte ich mir nicht leisten können. Ein bisschen Geld habe ich dafür noch bekommen, etwa zehn Prozent des Betrags, den wir investiert hatten. Davon habe ich mir dann das jetzige Modell gekauft. Diesmal eins ohne großen Sanierungsstau. Der Preis war äußerst günstig, vor allem wegen der vielen Beulen und Macken.

Christian Wachters Citroën CX 2000

Im Motorraum des Citroën CX 2000 arbeitet noch das Aggregat des legendären Vorgängers, des DS 20.

Das kann er:

Er schwebt. Oder besser gesagt: Sie schwebt. Die Franzosen benennen ihre Autos gerne in der weiblichen Form. Madame schwebt also mit ihrer hydropneumatischen Federung über alle Hindernisse hinweg und bringt mich gemütlich von A nach B. Ich habe sie jetzt seit sieben Jahren, in dieser Zeit hat sie mich noch nie im Stich gelassen. Wahrscheinlich, weil ihr französischer Erstbesitzer sie gut hat warten lassen. Sie ist auch ungeschweißt, was sehr ungewöhnlich ist bei diesen frühen Modellen. Denn Rost war immer ein großes Problem damals. Der CX passt irgendwie zu mir. Mir gefällt auch der ungewöhnliche Lupentacho, der Tempo und Drehzahl wie bei einer alten Waage anzeigt. Und dann dieser Aschenbecher in Kugelform – ein sehr stylisches Detail, das es nur zwischen Sommer 1978 und Sommer 1980 gab.

Das kann er nicht:

Die Schwächen liegen vor allem im Äußeren. Dem zweiten Besitzer, dem ich das Auto abgekauft habe, ist wohl mal ein selbst gebauter Geräteschuppen bei Sturm umgefallen. Dabei hat auch der CX auf dem Dach und an der Motorhaube etwas abbekommen. Der Lack ist schon vorher ausgeblichen, schließlich war der Wagen 30 Jahre lang im südlichen Frankreich unterwegs und hat viel Sonne gesehen. Das Auto ist ein Überlebender, die optischen Schwächen lassen sich nicht wegdiskutieren. Aber auch die passen zu mir. Ich bin schließlich auch nicht mehr der Jüngste und habe optische Macken.

Christian Wachters Citroën CX 2000

Spaciges Interieur: Man achte auf den Lupentacho und den kugelförmigen Aschenbecher, den es im CX nur zwischen 1978 und 1980 zu finden gab.

Das habe ich für ihn getan:

Ich habe ihm eine Hohlraumkonservierung spendiert. In den Hohlräumen befinden sich etwa 15 Liter Korrosionsschutzfett der Marke Mike Sander. Das ist eine ziemlich ekelhafte Sache, aber notwendig, denn sonst wäre er wohl längst weggerostet. Ansonsten habe ich den Wagen auf Isabell getauft, den Namen meiner Frau. Entsprechende Schildchen habe ich außen und auf dem Lenkrad angebracht. Ich dachte mir, es wäre doch schön, wenn ich auf diese Weise an sie erinnern würde. Schließlich habe ich den CX vom Erlös unseres gemeinsamen Autos gekauft. Das ist jetzt also ein Citroën Isabell, mein persönliches Sondermodell.

Christian Wachters Citroën CX 2000

Christian Wachter hat seinen Citroën CX Isabell getauft, den Namen seiner verstorbenen Frau.

Das haben wir erlebt:

Toll war der 50. CX-Geburtstag im letzten Jahr. Der CX-Club Deutschland hat eine Feier im Parkhotel 1970 im Odenwald organisiert, das komplett im Stil der 1970-er Jahre eingerichtet ist. Überall schräg gemusterte Tapeten und bunte Teppiche. Die Farben so bonbonbunt wie die Autos in den 1970-er Jahren. Das Hotel riecht sogar wie mein Citroën.

Das haben wir vor:

Möglichst lange weiterfahren. Gerade erst ist der Tacho auf 163.000 Kilometer umgesprungen. Das Doppelte geht locker. Der Wagen hat noch Potenzial. Gefahren wird aber natürlich nur von Mai bis Oktober und nur bei schönem Wetter.

Aufgezeichnet von Tobias Christ