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Illegale Autorennen in KölnBeifahrer von Rasern müssen künftig zum „Idiotentest“

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Hauptkommissar Markus Buckan (3.v.l.) und Kolleginnen bei einer Verkehrskontrolle an der Rheinuferstraße.

Köln – Der Motor heult auf, die Tachonadel springt in den dreistelligen km/h-Bereich. Polizeihauptkommissar Markus Buckan und seine zwei Kolleginnen werden von der Beschleunigung in die Sitze gedrückt, als er das Gaspedal des Wagens auf der Boltensternstraße Richtung Innenstadt durchdrückt.

„Da vorne, ist er das, der schwarze Mercedes?“, fragt Buckan. Anspannung macht sich bemerkbar im Einsatzwagen der Verkehrsdirektion der Polizei. Erlaubt sind hier maximal 50 Stundenkilometer. Eine rote Ampel stoppt die Beamten kurz darauf, von dem Oberklassewagen fehlt jede Spur.

Polizei zeigt verstärkt Präsenz

„Wir wollen dazu beitragen, dass es sicherer wird auf Kölns Straßen. Deshalb verfolgen wir die Raser nicht um jeden Preis“, sagt Buckan. Der 42-Jährige steuert den zivilen Polizeiwagen in Richtung Rudolfplatz – rund um die Kölner Ringe rechnen die Beamten in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit weiteren Tempo-Sündern.

Dass Polizisten wie Buckan verstärkt Präsenz an den Ringen und anderen Treffpunkten des Stadtgebiets zeigen, ist eine Reaktion der Stadt auf die tragischen Vorfälle der vergangenen Monate: Drei unbeteiligte Menschen verloren bei durch Rasern verursachten Unfällen ihr Leben. Stadt und Polizei haben einen Maßnahmenkatalog aufgesetzt, und auch die Bezirksregierung hat reagiert und angeordnet, dass „Teilnehmer von illegalen Straßenrennen unbedingt auf ihre Fahrtauglichkeit überprüft werden“. Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Beifahrer müssen sich, so sieht es der Erlass vor, bei den Straßenverkehrsbehörden einer medizinisch-psychologischen Untersuchung, „Idiotentest“ genannt, unterziehen – zusätzlich zu einem Bußgeld in Höhe von 400 Euro und einem Monat Fahrverbot.

Autorennen verhindern, bevor sie beginnen

Für Markus Buckan und seine Kolleginnen im Zivilfahrzeug geht es darum, illegale Rennen möglichst vor deren Beginn zu verhindern. Sie sammeln Anhaltspunkte, halten Ausschau nach getunten Autos und nach Fahrern mit rasantem Fahrstil.

„Wir brauchen gerichtlich relevante Tatbestände“, sagt Buckan. Erhärte sich ein Verdacht, würden die Fahrzeuge sichergestellt und dem Tüv vorgeführt, der die Modifikationen an den Fahrzeugen überprüfe. Auch dadurch soll das Abschreckungspotenzial in der Szene erhöht werden.

Die Polizisten müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Im Einsatz wägen sie „mögliches“ gegen „eindeutiges“ Fehlverhalten der Fahrer in den beobachteten Autos ab. Bei erhöhter Geschwindigkeit Schlangenlinien auf der Rheinuferstraße zu fahren, gepaart mit Beschleunigungsmanövern zweier tiefer gelegter und breit bereifter Audis, führt unweigerlich zu einer Kontrolle. Die Fahrer der Boliden – sportliche junge Männer Ende 20 – weisen die Vorwürfe der Beamten zwar als Unterstellung zurück, reagieren aber freundlich und lassen die Überprüfung der Papiere und Kennzeichen über sich ergehen. Sie scheinen zu wissen, dass klagloses Zahlen des fälligen Bußgeldes ihnen am Ende nur weiteren Ärger erspart.

Übermut, Hunderte PS, Drogen

Die Beamten erläutern den Männern, dass sie die Kraft unter ihren Motorhauben nur den Regeln entsprechend und vorsichtig einsetzen sollten. „Das geht nicht immer so ab“, sagt Polizistin Nicole Jansen. Jugendlicher Übermut, gepaart mit oft Hunderte PS-starken Gefährten und mitunter auch Alkohol- oder Drogeneinfluss, könnten die Kontrollen schnell eskalieren lassen.

Die aktuelle Überprüfung verläuft glatt, die Polizisten setzen ihre Fahrt fort. „Es geht nicht darum, alle Fahrer dieser Wagen unter Generalverdacht zu stellen“, sagt Markus Buckan. Die jüngsten tragischen Unfälle, aber auch persönliche Erfahrungen bringen ihn jedoch dazu, eher zu oft als zu wenig zu kontrollieren.

Buckan: „Ich musste leider schon erleben, wie ein Radfahrer in meinen Armen gestorben ist – so eine Erfahrung möchte ich auf keinen Fall wieder machen.“