Befristeter Job in der Klinik

Pflegepersonal wird dringend gesucht.
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Ein Gig ist eigentlich ein kurzer Auftritt von Musikern. Nun können auch Pflegekräfte und Ärzte ein solches Gastspiel geben – beispielsweise bei den städtischen Kliniken, zu denen die Krankenhäuser Holweide, Merheim und das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße gehören. Denn die kooperieren nun mit dem Bonner Start-Up „Gig-Work“. Dabei handelt es sich um eine digitale Plattform, die Unternehmen und potenzielle Mitarbeiter für einen kurzen Arbeitseinsatz zusammenbringt.
Anders als bei einer Leiharbeitsfirma sind sie aber nicht bei „Gig-Work“ angestellt, sondern erhalten einen befristeten Arbeitsvertrag am Einsatzort, in diesem Fall den Köln Kliniken. In einer gemeinsamen Pressemitteilung erläutern die beiden Kooperationspartner die Vorteile dieser Vorgehensweise: „Es handelt sich um eine Alternative zur Zeitarbeit, um kurzfristige Personalausfälle zu kompensieren“, heißt es dort. Denn die Unternehmen müssten auf diese Weise weniger zahlen als für eine Zeitarbeitsfirma, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen gleichzeitig mehr verdienen. Die Kliniken und Gig-Work versprechen zudem, dass durch den Einsatz von Gig-Jobbern die Pflegekräfte nicht mehr aus dem sogenannten „Frei“ geholt werden, also dass Angestellte nicht mehr für ausfallende Kollegen einspringen müssen, obwohl sie laut Plan eigentlich keinen Dienst haben.
Das Gig-Working kommt aus den USA, wo es sich in der Zeit der Wirtschaftskrise 2008 – während der viele Menschen auf Arbeitssuche waren – als Alternative zu Festanstellungen, freier Mitarbeit und Zeitarbeit, entwickelt hat. Die Pflegedirektorin der Köln Kliniken, Michaela Binnen findet, dass es perfekt zur modernen Arbeitswelt in Deutschland passt: „Wir passen uns den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an. Pflegekräfte sind mobiler geworden“, sagt sie. „Gerade Jüngere suchen nicht einen Arbeitgeber für das ganze Berufsleben. Die Kliniken Köln bieten nun über das Portal Gig-Work Kurzzeit-Arbeitsplätze, auch für solche Interessenten, die nur einige Monate in Köln arbeiten möchten.“
Weil die „Gig-Jobber“ allerdings trotzdem Angestellte seien, würden sie sich auf eine andere Art mit den Kliniken identifizieren als Zeitarbeiter. „Sie kommen mit einer ganz anderen Motivation“, so Binnen. Nikolai Kranz, Gründer von Gig-Work, sieht einen langfristigen Vorteil: „Mit dem neuen Beschäftigungsmodell wollen wir die Direktanstellung stärken, die hohen Zeitarbeitskosten senken und beispielsweise Krankenpflegerinnen und -pfleger wieder in den Arbeitsmarkt integrieren, die sich aus ihrem Beruf verabschiedet haben.“ Mit Gig-Work könnten Krankenpfleger zum Beispiel während ihres Studiums, in der Elternzeit oder wenn die Kinder aus dem Hause sind Nachtdienste im Krankenhaus machen, ergänzt Kranz. „Ganz unkompliziert, zeitlich flexibel und trotzdem sozial abgesichert.“