„Potenzial einzigartig in NRW“Kölner Biocampus boomt – und will weiter wachsen

Lesezeit 3 Minuten
biocampus cologne

Der Biocampus ist derzeit ausgelastet, hat aber noch Flächen für neue Gebäude.

Köln – Gewerbeflächen sind in Köln ein kostbares Gut. Die Nachfrage danach ist groß, aber es gibt kaum mehr welche. Der Biocampus Cologne ist eine der wenigen Gewerbegebiete mit Kapazitäten für Unternehmen. Ein Filet-Stück unter Kölns Arealen dieser Art, spezialisiert auf zukunftsträchtige Biotechnologie und überdies im Besitz der Stadt. Allerdings fehlt die Bebauung mit Büros und Laboren, um weitere Unternehmen anzusiedeln. Das soll nun anders werden.

Kölner Biocampus – Zuhause für Technologien

Wenn es im Profi-Fußball um die entscheidende Frage „Tor oder nicht Tor“ geht, haben auch Fachleute in Bocklemünd ihren Anteil daran. Die Sony-Tochter Hawk-Eye, die eine weltweit genutzte Spielfeldlinien-Technologie entwickelt hat, hat ihren Deutschland-Sitz im BCC. Nebenan produziert die Firma Bio Echo unter anderem PCR-Tests und Phospholipid entwickelt Bestandteile für mRNA-Impfstoffe. Rimasyas hat gleich einen ganzen OP eingerichtet. Dort können Chirurgen und Orthopäden in ihrer Ausbildung an von der Firma vorbereiteten Präparaten aus echten Leichenteilen trainieren, wie sie Knochen wieder zusammenflicken. Start-ups sind im BCC ebenso zu finden wie etablierte Unternehmen.

Der BCC schreibt inzwischen schwarze Zahlen, was in seinen Anfängen alles andere als gelang. Jahrelang musste die Stadt Millionendefizite ausgleichen. „Inzwischen haben wir eine Vollauslastung“, sagt BCC-Geschäftsführer André van Hall. Heißt aber auch: Es müssen neue Gebäude her, die Nutzfläche bieten. Der Platz dafür ist da, es gibt noch einige unbebaute Areale. Für eine solche Bebauung müsste die Stadt aber einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ investieren, sagt van Hall. Das jedoch sei der Standort wert, denn der BCC „ist in seinem Entwicklungspotenzial einzigartig in NRW.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Derzeit sind dort 34 Unternehmen mit 1100 Beschäftigten tätig. Laut einem Masterplan, den van Hall erstellen ließ, könnten bis zu 170 große und kleine Firmen 5000 Jobs bieten. Produktion und Entwicklung von Biotechnologie werde in reibungslosem Austausch mit universitärer Forschung stehen, denn schon jetzt kooperieren im BCC Firmen mit Kölner Hochschulen. Im Zusammenspiel mit einer möglichen Fusion von Uniklinik und städtischen Kliniken könne das BCC den Medizinstandort Köln massiv aufwerten, sagt van Hall. Der Standort Köln in der Mitte Westeuropas erreiche Millionen Menschen zwischen Oslo, London, Warschau und Barcelona.

Von pflanzlicher Arznei zu Biotechnologie

Der Biocampus Cologne (BCC) liegt an der Nattermannallee was ein Hinweis auf die Ursprünge des Gewerbegebiets ist. Die A. Nattermann & Cie. GmbH, Herstellerin pflanzlicher Arzneimittel, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ehrenfeld gegründet und zog 1965 nach Bocklemünd auf das heutige BCC-Gelände.

1986 kaufte das französische Pharmaunternehmen Rhone-Poulenc die Nattermann & Cie. GmbH, mittlerweile gehört Nattermann zum französischen Pharma-Riesen Sanofi. 2002 übernahm ein Tochtergesellschaft der damaligen Stadtsparkasse Köln das Gelände und eröffnete den BCC. Zehn Jahre später kaufte die Stadt Köln das Areal für rund 21 Millionen Euro. Offiziell Eigentümerin ist die Cologne Grundbesitz GmbH, die der Stadt gehört.

Die Geschäftsführung bilden André van Hall und Kölns Stadtdirektorin Andrea Blome. Der Biocampus gilt mit einer Fläche von mehr als 254000 Quadratmetern als einer der größten Biotechnologieparks Deutschlands. (og)

Der Geschäftsführer wirbt nun in intensiven Gesprächen bei Verwaltung und Politik darum, die Entwicklungschancen des BCC zu sehen und finanziell zu fördern. Tatsächlich fiel zuletzt in den politischen Gremien wieder öfter das Wort „Biocampus“, nachdem es lange Zeit niemand aussprechen mochte. „Die Signale“, die er aus dem Rathaus empfange, „sind positiv“, formuliert van Hall mit aller Vorsicht. Denn politisch beschlossen ist noch nichts.

KStA abonnieren