Gemeinwohl-ÖkonomieKölner Caritas berät Geringverdiener, wie sie Strom sparen können

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Christian Vater, Renate Graffmann, Carmen Witte-Yüksel und Peter Krücker beim Pflanzen des „Selbstpflückbaums“ (v. l.).

Christian Vater, Renate Graffmann, Carmen Witte-Yüksel und Peter Krücker beim Pflanzen eines „Selbstpflückbaums“ (v. l.), der ebenfalls zur Gemeinwohl-Ökonomie beitragen soll.

Der Kölner Caritasverband nutzt viele Mittel wie Photovoltaikanlagen, um Gemeinwohl-Ökonomie zu praktizieren. Nun hat er Bilanz gezogen.

Mit seinem „Stromspar-Check“ berät der Kölner Caritasverband Haushalte mit geringem Einkommen dabei, Energie zu sparen und den Ausstoß von Kohlendioxid zu vermindern. Und das Lebensarbeitszeitmodell ermöglicht es seinen gut 2100 hauptamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, etwa eine Sabbatzeit zu nehmen oder in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen. Zwei Beispiele dafür, dass sich der christliche Wohlfahrtsverband der Gemeinwohl-Ökonomie verpflichtet weiß.

Als Alternative zum vorherrschenden Wirtschaftssystem misst dieses Modell den Erfolg eines Unternehmens nicht allein am finanziellen Ergebnis, sondern richtet sich konsequent am Wohl des Menschen und der Schonung der Umwelt aus. Um festzustellen, wie weit sie dem Ideal bereits entspricht, hat die Caritas Köln in einem aufwändigen Verfahren eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt und extern bewerten und zertifizieren lassen. Am Mittwoch hat sie die Ergebnisse im Caritas-Altenzentrum Kardinal-Frings-Haus in Ehrenfeld vorgestellt.

Als der Bau 2008 errichtet wurde, war er in Sachen ökologische Nachhaltigkeit Vorreiter unter den Kölner Pflegeheimen. Das Niedrigenergiehaus ist mit Geothermie, einer Photovoltaikanlage und begrüntem Dach ausgestattet. Alle Arbeitsbereiche wurden nach den Kriterien Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung analysiert. Das Resultat ist in einem ausführlichen Bericht festgehalten; eine Broschüre bietet eine Zusammenfassung.

Gemeinwohl-Ökonomie Bilanz der Kölner Caritas: Vorstand spricht von einem guten Ergebnis

Caritas-Vorstand Peter Krücker sprach von einem guten Ergebnis. Was nicht überrascht, denn nach seinen Worten sind die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie und des christlichen Wohlfahrtverbands fast vollständig deckungsgleich. Vorstandsmitglied Carmen Witte-Yüksel, Leiterin des Innovationsmanagements, nannte außer den oben genannten Beispielen weitere, die zum positiven Fazit beigetragen haben. So seien 14 Einrichtungen auf die Möglichkeit untersucht worden, Photovoltaikanlagen zu installieren; nun habe die Phase der Umsetzung begonnen. Stünden Neu- oder Umbauten an, setze man auf regionale Firmen, bei denen kontrolliert werde, ob sie den Mindest- und Tariflohn zahlen.

In Gremien in Politik und Verwaltung und mit Lobbyarbeit setze sich die Caritas für Gerechtigkeit ein, etwa im Bündnis „Köln zeigt Haltung“, das für kommenden Samstag zum Protest gegen die aktuellen Beschlüsse der europäischen Asylpolitik aufgerufen hat. Krücker betonte, der Verband werde sich nicht auf dem guten Ergebnis „ausruhen“. Zu den geplanten Verbesserungen gehöre, für die Auswahl von Lieferanten Beschaffungsrichtlinien festzusetzen und noch intensiver zu fördern, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen klimafreundliche Verkehrsmittel nutzen.

Am Pressetermin nahm auch der neu eingestellte Klimaschutzmanager Christian Vater teil, der am Montag seine Arbeit aufgenommen hat und als Erstes eine Treibhausgasbilanz erstellen will. Zur Bekräftigung des Anliegens pflanzte der Caritas-Vorstand zusammen mit ihm und der pensionierten Pfarrerin Renate Graffmann, die im Kardinal-Frings-Haus wohnt, einen Apfelbaum, an dem sich künftig alle, die vorbeikommen, bedienen dürfen.

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