Chillige Sounds statt TanzmusikSchaafenstraßen-DJ gründet Label für Kölner Szene

Leon Büchter ist einer der Gründer des jungen Musiklabels Lofi de Cologne
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Köln – Gitarre auf Meeresrauschen, melancholisches Piano auf elektronische Beats. Das vor über einem Jahr gegründete Label „Lofi de Cologne“ hat sich auf ruhige, atmosphärische Musik spezialisiert. Dass das Projekt im Zuge des Lockdowns im Herbst 2020 Formen angenommen hat, ist kein Zufall. „Durch die Pandemie hat sich einfach der Fokus verändert“, sagt Leon Büchter, neben Marvin Bender einer von zwei Gründern des Labels und DJ. Sein Künstlername ist Barlon. Wir treffen ihn in den Räumen des Musikverlags „Music and more“ in der Innenstadt, wo das Label „Lofi de Cologne“ angesiedelt ist. „Normalerweise suche ich jede Woche neue Musik zum Tanzen heraus. Dadurch, dass lange gar keine Veranstaltungen liefen, habe ich mich weg von Clubmusik zu eher entspannten Klängen wie Ambient und Chillhop hinbewegt“, sagt der 26-Jährige.
„Lofi de Cologne” vereint 38 Kölner Musiker
Auch anderen sei es so ergangenen, weiß Büchter: Die Kölner Musikszene sei durch Corona näher zusammengerückt. So gründet das Label sein Selbstverständnis auf dem Kollektivcharakter. Es versteht sich in erster Linie als Kölner Label. 38 Künstler sind darin vereint, davon 35 direkt aus Köln, der Rest aus der Region. „Viele Labels sind Internetphänomene, da sitzt einer in New York, einer in Prag und die agieren dann als Einzelpersonen. Wir nicht.“

Leon Büchtern in den Räumen des Musiklabels „Music and more“ in der Kölner City
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Mit der Bilanz nach rund einem Jahr ist der 26-Jährige zufrieden. „Ich bin sehr happy. Wir haben 35 Singles herausgebracht und drei Compilations, es entstehen viele neue Verbindungen.“ Die musikalischen Wurzeln der Musiker sind dabei sehr vielfältig. Manche kommen von der House-Musik, andere vom Rap oder Drum’n’Bass. Ihr gemeinsamer Nenner sei die Liebe zur Musik. Sie hätten allesamt das Bedürfnis verspürt, der Phase des Party- und Konzertstillstands auch einen entsprechenden künstlerischen Ausdruck zu verleihen und den treibenden Sound der Tanzflächen einzuwechseln. Das Engagement entsteht im Netzwerk, einer hilft mit professionellen Fotos aus, einer mit Grafikdesgin für den Auftritt. „Man braucht nicht viel Geld, sondern vor allem Enthusiasmus und Lust.“ Daher ist es Büchter wichtig, die ganze Gruppe zu repräsentieren und nicht als alleiniger Macher zu gelten.
DJ Barlon ist Resident-DJ in der Iron Bar an der Schaafenstraße
„Ich glaube fest an das Projekt. Wir können etwas Cooles trotz der Pandemie erschaffen.“ Sein Ziel ist es, mit dem Label Veranstaltungen in Köln und anderswo zu machen, in einer schönen Location oder auf Festivals in den Chill-out-Bereichen aufzulegen. „Lofi de Cologne” ist ein Lichtblick in dieser schweren Phase für die Kulturszene. Ein paar Kollegen seien in der Pandemie pleite gegangen, erzählt Büchter, auch Schlimmeres habe er mitbekommen. Auch der 26-Jährige musste sein Berufsleben komplett umkrempeln. Das erste Mal überhaupt hat er einen festen Bürojob. Er arbeitet beim Musikverlag „More music“ in Teilzeit. Die Arbeit mache ihm viel Spaß, „ich lerne viel. Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten als in der Selbständigkeit.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Büchter kommt aus Köln und ist seit acht Jahren professioneller DJ. Seit 2014 ist seine Heimstätte die Iron Bar an der Schaafenstraße, wo er zwei bis drei Mal im Monat auflegt. Er ist aber auch schon deutschlandweit auf Großveranstaltungen unterwegs gewesen. Auch in vielen Genres hat er sich schon bewegt: „Angefangen mit Dubstep, Drum’n’Bass, House, Techno, Hip-Hop und Reggae.“ Dass er im zarten Jugendalter an das Auflegen herangeführt wurde, habe an seinem älteren Bruder gelegen. „Der war auch DJ, so hatte ich Zugang zu Musik und vor allem zu technischem Equipement, was damals nicht so einfach war“.