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AusflugstippNatur und Erholung im Chorbusch

Lesezeit 3 Minuten

Zahlreiche Beschilderungen – wie hier am Hackenbroicher Weg – und Markierungen sorgen dafür, dass sich Radfahrer und Wanderer im Chorbusch nicht verirren.

Roggendorf-Thenhoven – Ganz viel Natur und ein klein wenig Geschichte erleben – das alles zum Nulltarif. Der Chorbusch ist für viele Kölner immer noch ein Geheimtipp. Schon allein die Tatsache, dass der an zahlreichen Stellen sehr alte Wald im Bereich des Stadtgebiets liegt, ist nicht jedem geläufig. Grenzerfahrungen sind aber beim Wandern oder Radeln nicht ausgeschlossen, denn je nachdem, wie weit man sich hineinwagt, gerät man in den Rhein-Kreis Neuss oder in den Rhein-Erft-Kreis. Gut zu Fuß oder ziemlich sicher in den Pedalen sollte man für diese Tour schon sein.

Wie ein abgespreizter kleiner Finger ragt das Gebiet in die benachbarten Landkreise hinein. Zwei gut ausgebaute Hauptwege – ein schnurgerader und einer mit kurvigem Verlauf – führen mitten hindurch in Richtung Nordwesten. Beide sind sogar kinderwagentauglich. Vom Parkplatz Lehmbergweg bis zum Kloster Knechtsteden, das schon jenseits der Stadtgrenze lieg, sind es rund sieben Kilometer. Sie sind in etwa eineinhalb Stunden zu bewältigen. Steigungen gibt es nicht.

Vielstimmiges Vogelgezwitscher

In regelmäßigen Abständen kreuzen weitere Pfade diese Hauptwege. Eigens gekennzeichnet sind dabei die Reitwege, die man als Spaziergänger, Radfahrer oder Jogger auf jeden Fall meiden sollte. Aufgrund seiner Breite gut zu erkennen ist der Hackenbroicher Weg, der den Busch in west-östlicher Richtung durchschneidet. Bis vor rund fünf Jahren bildete er sogar eine für Autos befahrbare Straßenverbindung zwischen Pulheim-Stommelerbusch und Dormagen-Hackenbroich.

Die geometrisch exakt angelegten Wege stammen aus der Zeit, als der Chorbusch noch intensiver für die Forstwirtschaft genutzt wurde. Längst aber sind die Forstverwaltungen zu naturnaher Waldwirtschaft übergegangen, um die interessanten und in Europa selten gewordenen Pflanzengesellschaften – wie etwa die Bestände von Stieleichen und Hainbuchen – erhalten zu können. Rehe, Wildschweine, Eichhörnchen und Spechte fühlen sich hier wohl. Schon nach wenigen Metern im Waldesinnern beeindrucken das vielstimmige Vogelgezwitscher, die grüne Vielfalt und die mächtigen Baumkronen, die manchmal wie der Chor einer Kathedrale wirken, den Besucher.

Zu jeder Jahreszeit bietet die Natur geradezu sensationelle Anblicke. Farbenprächtiges Laub im Herbst und bizarre Baumkronen im Winter locken Hobbyfotografen. Im Frühjahr gibt es Stellen mit dichten Teppichen aus blühenden Maiglöckchen, Waldmeister oder duftenden Veilchen. Fast mannshohe Farne schaffen jetzt im Sommer ein beinahe urzeitliches Szenario.

Apropos Urzeit. Im Schutz des Waldes haben sich mehrere Hügelgräber erhalten, die vermutlich aus der Eisenzeit stammen. Ihr Alter wird auf etwa 3000 Jahre geschätzt. 1926 wurden sie geöffnet und mehrere Tongefäße zutage gefördert. Die Hügel selbst – zehn Meter lang und etwa 1,5 Meter hoch – sind im Dickicht des Waldes schwer ausfindig zu machen. Sonderlich spektakulär ist der Anblick zwar nicht, doch ist er zumindest ein Anreiz, sich Gedanken zu machen, wie es im Jahr 1000 vor unserer Zeitrechnung hier ausgesehen haben mag. Der Rhein, der hier einst durchfloss, hatte sich schon rund 7000 Jahre zuvor ein anderes Bett gesucht, das in etwa dem heutigen entspricht.

1200 Hektar Naturschutzgebiet

Dennoch prägt der einstige Verlauf des Stromes noch etliche Kilometer weiter nach Norden die Landschaft. Vom Chorbusch geht das Waldgebiet jenseits der Kölner Stadtgrenze in den Knechtstedener Busch über. Das zusammenhängende, etwa 1200 Hektar große Naturschutzgebiet reicht bis nach Neuss-Rosellerheide.

Ein Abstecher über die Kreisgrenze lohnt sich übrigens. Das Kloster Knechtsteden stellt nämlich eine weitere Sehenswürdigkeit dar. Dazu muss die Landstraße 280 (Klosterstraße) überquert werden. In der Klostergaststätte kann der durstige Gast das hauseigene Schwarzbier bestellen.