Wilfried Schmickler in Köln-HeimersdorfDer ewige Nörgler ist zurück

Lesezeit 3 Minuten
meu Wilfried Schmickler Taborsaal, 2021-2

Wilfried Schmickler in Aktion

Heimersdorf – Die gute Nachricht: Wilfried Schmickler ist zurück auf der Bühne. Nach dem Aus bei den WDR-Mitternachtsspitzen im letzten Jahr tourt der Kölner Kabarettist derzeit mit seinem aktuellen Soloprogramm „Es hört nicht auf“ durchs Land. Aufgrund des Corona-Lockdowns und der damit verbundenen Zwangspause habe er 16 Monate lang keine Bühne von oben gesehen, sagte der Kölner Kabarettist vor 200 Gästen im Heimersdorfer Taborsaal.

Umso mehr freue er sich darüber, wieder vor Publikum auftreten zu dürfen. Nach einer kurzen Einführung über die grundsätzliche Handhabung von geistigem Eigentum, holt der 66-jährige Wort-Akrobat dann zum politischen und gesellschaftlichen Rundumschlag aus. Es geht um Doppelmoral, um Parteiprogramme, ums Klima, um Corona und den Impf-Stau. Schmickler analysiert, klärt auf, prangert an, kritisiert und provoziert. Plagiatsvorwürfe, denen manche Politiker ausgesetzt sind, sehe er nicht so eng. Jeder von uns habe im Leben schon mal was abgeschrieben, sagt er.

Abschreiben und abschreiben lassen

Schon in jungen Jahren bekomme man doch diese Kulturtechnik in der Schule beigebracht. „Abschreiben und abschreiben lassen war schon damals eine Frage der Ehre.“ Deshalb sei es ihm auch egal, dass dem Armin Laschet vor mehr als zehn Jahren beim Verfassen seines Buches über Zuwanderung, die eine oder andere Passage zugewandert ist. Gelächter. Applaus. Die Pointe sitzt. Zwei Stunden lang lamentiert Schmickler in atemberaubendem Tempo. Mal laut, mal leise, mal beängstigend, drohend, dann wieder zurückhaltend ruhig. Wortgewaltig rezitiert er Texte, singt Lieder unter anderem vom Ende der Ära Merkel und fragt: „Was nun, was sollen wir bloß tun?“

Die Antwort: „Auf jeden Fall weiter, immer so weiter. Wir pfeifen ein Lied aus dem letzten Loch. So lange wir pfeifen, da geht es doch noch“. Was Corona angeht, habe er sich als Vorsichtsmaßnahme gegen den drohenden Wahnsinn in seinen Garten im Oberbergischen verkrochen. „Ich konnte einfach das ganze Gequatsche nicht mehr hören.“ Für ihn sei das größte Problem der Pandemie, dass von viel zu vielen, viel zu viel gesprochen werde. „Nach 30 Corona-Brennpunkten und mindestens genauso vielen Covid-19-Talkrunden hat mein Schädel auf Durchzug geschaltet.“ Daher sein Credo: „Es muss nicht alles gesagt werden, was gesagt werden kann“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Organisiert hatten den unterhaltsamen Kabarettabend der Verein Freunde und Förderer Christi Verklärung (Freunde CV) in Kooperation mit der Konzertagentur Miro Live. „Nach fast einjähriger Pause sind wir froh und dankbar, dass hier wieder Veranstaltungen stattfinden dürfen“, erzählt Inge Knols, Vorsitzende des Fördervereins. Ein eigens entwickeltes Hygienekonzept, bei dem nur knapp die Hälfte der sonst üblichen Besucher zugelassen sind, habe dies ermöglicht, sagt sie. Außerdem müsse jeder Gast entsprechend der 3-G-Regel geimpft, genesen oder getestet sein, um auf den im Schachbrettmuster verteilten Stühlen im Saal Platz nehmen zu können. Auf die beliebten Mettbrötchen und auf frisch gezapftes Kölsch an Tischen verzehrt, mussten die Besucher diesmal verzichten. Stattdessen servierten fleißige Helfer Piccollöschen und Flaschenbier aus einem Bollerwagen heraus. Bereits im letzten Oktober hatte der Verein eine speziell entwickelte Lüftungsanlage für den Saal in Betrieb genommen. Die Planungen zu der 95.000 Euro teuren Anlage hätten schon vor fünf Jahren begonnen, berichtet Knols. „Da dachte noch niemand an Corona. Jetzt sind wir trotz leerer Kassen froh, dass wir die Anlage haben.“ Auch dieses Mal werde ein Teil der Erlöse aus den Veranstaltungen für die Instandhaltung und Modernisierung des Saales verwendet, sagt sie.

Weitere Veranstaltungen planen die Freunde CV für Freitag, 29. September, 20 Uhr, im Taborsaal. Zu Gast sein wird der Kabarettist Kai Magnus Sting. Am Sonntag, 7. November, heißt es ab 16 Uhr „Sing mit Oly Blum“ und am Mittwoch, 10. November, wird Sitzungspräsident Volker Weininger mit Narrenkappe und Kölsch sein Programm „Solo“ vorstellen. Karten und weitere Infos im Internet und an der Abendkasse. www.freundecv.de  

KStA abonnieren