Schulen im Kölner NordenPolitiker fordern vehement mehr Investitionen

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Köln Demo der Schulen im Bezirk Chorweiler gegen die Missstände an ihren Schulen. Sternmarsch zum Pariser Platz.  Foto: Martina Goyert

Köln Demo der Schulen im Bezirk Chorweiler gegen die Missstände an ihren Schulen. Sternmarsch zum Pariser Platz. Foto: Martina Goyert

Chorweiler Bezirksvertreter kritisieren Verwaltung, weil die Schulen im Bezirk in teils katastrophalen Zuständen sind.

Wenige Wochen ist es her, dass 2500 Schüler von sechs Schulen des Bezirks Chorweiler zum Pariser Platz zogen, um vor dem dortigen Bezirksrathaus gegen den Verfall ihrer Schulgebäude und die mangelhafte Ausstattung mit Lehrmitteln zu protestieren – ein beeindruckendes Zeichen, das über die Stadtteilgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt hatte. Bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Chorweiler haben deren Mitglieder das Thema aufgegriffen und eine Aktuelle Stunde zur Vernachlässigung der Schulen in ihrem Bezirk anberaumt. Üblicherweise nehmen an Aktuellen Stunden auch Vertreter der jeweils angesprochenen Fachämter teil. Diesmal jedoch hatte kein Amtsvertreter den Weg in den Kölner Norden gefunden.

Dezernent hat nichts getan

Inan Gökpinar, der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion, machte seinem Ärger darüber Luft; „Es ist ein Armutszeugnis, dass niemand in der Verwaltung bereit ist, uns Rede und Antwort zu stehen“, sagte er. An Unkenntnis könne es nicht liegen, so Klaus Roth, der Vertreter von Die Linke: Im Anschluss an die Demo hätte er dem zuständigen Dezernenten Robert Voigtsberger eine Dokumentation der mannigfaltigen Mängel in den betroffenen Schulen sowie einen Katalog mit zwölf Forderungen übergeben. „Herr Voigtsberger hat zugesichert zu antworten, bis heute ist dies jedoch nicht passiert“, so Roth.

Darum müsse der Druck auch vonseiten der Bezirksvertretung aufrechterhalten werden. Die Bezirksvertreter dankten den Demonstranten und appellierten an die betroffenen Schulpflegschaften, sich weiter zu vernetzen und den Protest auch in die Innenstadt zu tragen. „Das ist für einen CDU-Politiker vielleicht eine ungewöhnliche Aussage, aber manchmal muss man demonstrieren“, sagte Rainer Stuhlweißenburg, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion.

Die Toiletten sind so heruntergekommen, dass Kinder sich weigern, dort aufs Klo zu gehen
Dr. Philipp Meise, Schulpflegschaft des Heinrich-Mann-Gymnasiums

Einem der federführenden Organisatoren, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Schulpflegschaft des Heinrich-Mann-Gymnasiums (HMG) Dr. Philipp Meise, hatten die Bezirksvertreter das Rederecht erteilt. Dieser hatte Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten, als er von den Missständen am HMG berichtete. „In unserem Schulgebäude müssen sie nur fünf Schritte laufen, bis ihnen etwas auffällt, das auseinanderfällt“, sagte er. „Die Toiletten sind so heruntergekommen, dass Kinder sich weigern, dort aufs Klo zu gehen und lieber den ganzen Tag nicht trinken oder sich von ihren Eltern abholen lassen, um es zu Hause zu erledigen“.

Räume für Naturwissenschaften fehlen

Räume für den naturwissenschaftlichen Unterricht mit fachgerechter Ausstattung fehlten – ein Erweiterungsbau sei seit zehn Jahren angekündigt, doch immer wieder verzögert. „Zu den Abituraufgaben gehörte es zuletzt, ein Experiment vorzuführen. Wie sollen die Schüler das machen, wenn sie keine Möglichkeit haben, Experimente einzuüben?“, fragte Meise. Er forderte die Bezirksvertreter auf, ihre Verbindungen zu den Fraktionen ihrer jeweiligen Parteien im Rat zu nutzen: „Unsere Kinder haben ein gesetzlich verbrieftes Recht auf gute Bildung und das verwehren wir ihnen.“

Es gibt einen Konkurrenzkampf der Stadtbezirke um die Gelder
Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen

Wolfgang Kleinjans, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, dankte Meise für den „eindrucksvollen“ Vortrag. Er machte jedoch auch geltend, dass der ausgeübte Druck bereits Wirkung gezeigt habe und verwies darauf, dass die Grundschule Lebensbaumweg saniert werden solle und am Mottenkaul in Roggendorf/Thenhoven eine neue Grundschule entstehen soll. Just in der gleichen Sitzung stand außerdem eine Beschlussvorlage für die Errichtung eines Erweiterungsbaus mit naturwissenschaftlichen Räumen für das HMG auf der Tagesordnung. „Es gibt einen Konkurrenzkampf der Stadtbezirke um die Gelder und wir sind nun einmal der mit den wenigsten Einwohnern“, so Kleinjans.

Appell an die Stadt Köln

Um ein eigenes Zeichen zu setzen, beendeten die Bezirksvertreter die Aktuelle Stunde mit dem Beschluss einer Resolution, in der sie an die Verantwortlichen der Stadt Köln appellierten, den Rechtsanspruch der Schüler im Kölner Norden auf eine adäquate Lernumgebung zu verwirklichen. 


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